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Ein Mann ein Mord

Ein Mann ein Mord

Titel: Ein Mann ein Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Arjouni
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sein Mittagessen aus Fleischsoße und Apfelkompott riechen konnte.
    »… es handelt sich um folgendes: mehrere Mieter, ich eingeschlossen, wollen an der Hausfront eine Plakatwand errichten, aber dafür braucht man die Genehmigung des Eigentümers. Um Herrn Kunze unser Anliegen möglichst überzeugend vorzutragen, haben wir an eine Unterschriftensammlung im Haus gedacht - Ihre wäre uns besonders wichtig.«
    »Für ’ne Plakatwand?!« Ich schaute entgeistert. »… so eine wie für Zigaretten und Margarine?«
    »… so eine, aber für Inhalte… gemeinsame Ziele und Wertvorstellungen, die wir der Öffentlichkeit, in dem Fall der Straße, nahebringen wollen.«
    »Was für Inhalte?«
    »Politische, gesellschaftliche, aber auch philosophische, den Menschen an sich betreffende.«
    »Haben Sie’n Sprung in der Schüssel? Was soll denn nun drauf auf die Wand?«
    »Tja, also… ich hoffe, Sie sind frei von Vorurteilen… Um es kurz zu machen, wir sind Mitglieder im Stadtteilverband der Republikaner und wollen der Partei eine Art Diskussionsfläche schaffen…«
    Ich atmete langsam aus. Dann fragte ich: »Wer wir?«
    »Meine Frau und ich. Die erste Plakatserie soll unter dem Motto stehen: ›Deutschland so groß…«, er strahlte mich an, »… daß auch unsere Gäste Platz haben‹.«
    »Und wer hat unterschrieben?«
    »Bisher alle, die ich gefragt habe. Das Motto kommt an. Frau Augstein aus dem vierten, Herr Walser und die jungen Herren Knapp und Kretschmann.«
    Die Gesichter der Genannten tauchten vor mir auf.
    »Eine Alkoholikerin, ein Greis und zwei Bekloppte - tolle Mannschaft. Und was ist mit Familie Benmessous oder Herrn Karagiannidis?« Er wich drei, vier Stufen zurück. »… oder der Familie Metin, die Ihnen mindestens die Hälfte Ihres elenden Gemüses abkauft?! Haben Sie die auch gefragt?!«
    »Ja, aber…« Er ließ weitere Stufen vor sich, ich folgte ihm, und langsam gelangten wir zum Erdgeschoß.
    »… aber anscheinend haben die Ihnen noch nicht das Maul gestopft. Vielleicht, weil sie mit einem so windelweichen Arschloch Mitleid hatten.«
    Er stolperte um den Geländeknauf herum und brachte die schwarzen Eisenstreben zwischen uns. Seine Augenwinkel zuckten.
    »Jetzt ist man mal offen nach allen Seiten…«
    Ich schwang mich hinterher. Er drehte sich um und flitzte in seine Wohnung. Halb hinter dem Türrahmen verborgen, schrie er dann mit wedelndem Zeigefinger: »Selbst im eigenen Treppenhaus wird man bedroht! Wenn wir erst mal das Sagen haben…!« Die Tür knallte. Stille.
    Eine Weile stand ich da und dachte, wenn sich alle Republikaner so klug und mutig für ihre Ziele einsetzten, konnte es mit der Partei eigentlich nicht lange dauern. Andererseits hatte ich jemand wie Frau Augstein bisher zwar für leicht weggetreten, aber selbst im Suff immerhin für fähig gehalten, zwischen den einen und den anderen zu unterscheiden.
    Weil mein Bett nun ohnehin durchgeweicht sein mußte, lief ich noch mal zurück zum Briefkasten und zog einen Packen Rechnungen und Prospekte heraus. Ein handgeschriebener Zettel ist mir nicht aufgefallen.
    Oben warf ich die Post aufs Bett und schloß die Fenster. Dann ging ich in die Küche, schaute ins Eisfach, entschied mich für Rindersaftgulasch, riß die Packung auf und tat den gefrorenen Block in einen Topf. Als die Herdplatte zu knistern anfing, klingelte das Telefon. Auf dem Weg zum Sessel schnappte ich mir eine frische Packung Zigaretten und machte ein Bier auf. Die Beine über die Lehne gehängt, hob ich ab. »Kayankaya.«
    »Hier Klaase.«
    »Ach, Herr Inspektor, ich hatte gehofft, Sie würden anrufen.«
    »Hab ich mir schon gedacht. Die Nummer habe ich aus’m Telefonbuch. Der Alte hat mir Ihre Karte abgenommen.«
    »Ziemlicher Feldwebel.«
    »Halb so wild. Manchmal hat er seine Anfälle, aber sonst ist er erträglich.«
    »Mhm.«
    »Nachdem Sie weg waren, habe ich mich jedenfalls erinnert… Sie sind doch dieser Detektiv, der vor Jahren Kommissar Futt hochgehen ließ?«
    »Ja.«
    »Obwohl’s gegen einen Kollegen ging, aber das hat mir imponiert.« Und glucksend fügte er hinzu: »Vielleicht weil Futt mein Ausbilder war.«
    Um ihm eine Freude zu machen, lachte ich ein bißchen mit. Dann fragte ich: »Und Gellersheim?«
    »Die Meldung kam gestern abend. Eine Olga Bartels beschwert sich, daß seit einem halben Jahr in der Nachbarvilla in regelmäßigen Abständen größere Gruppen Ausländer einquartiert würden. Immer andere und immer nur für drei, vier Tage.«
    »Wem

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