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Ein Mann ein Mord

Ein Mann ein Mord

Titel: Ein Mann ein Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Arjouni
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gehört die Villa?«
    »Keine Ahnung. Wir haben uns nicht drum gekümmert.«
    »Warum nicht?«
    »Weil solche Meldungen täglich eintreffen und der Alte gemeint hat, sicher wieder nur ’ne Schreckschraube, die nichts anderes zu tun hat, als den ganzen Tag am Fenster zu kleben.«
    »So hat er das gesagt?«
    »So ähnlich.«
    »Und die Adresse?«
    »Am Rosenacker sechs.«
    Ich notierte es auf den Rand einer Fernsehzeitschrift und trank einen Schluck Bier.
    »… wenn Sie so viele Meldungen haben, warum erzählen Sie mir ausgerechnet von dieser?«
    »Wegen der größeren Gruppen und der Aufenthaltsdauer. Normalerweise handelt es sich um Familien oder Einzelpersonen, die als versteckt verdächtigt werden.«
    »Können Sie mir auch was über falsche Papiere sagen?«
    »Nichts Ungewöhnliches. Der übliche Amateurkram: ausradierte Daten, andere Fotos und so weiter.«
    »Tja, Inspektor, dann erst mal vielen Dank.«
    »Keine Ursache. Schließlich tun wir alle nur unsere Arbeit. Und nehmen Sie’s dem Alten nicht übel, er hat es nicht immer leicht gehabt.«
    Beim Auflegen fragte ich mich, ob das die Ausländerpolizei oder die Heilsarmee gewesen war.
    Im Fernsehen pinselte McEnroe einen maulfaulen Schweden vom Platz. Ich trank Bier und sah zu, wie er einer Linienrichterin etwas über seinen Hintern erzählte, und hoffte zwischendurch, Sri Dao würde heute abend wieder auftauchen, und der Fall wäre erledigt. Wahrscheinlich wohnte in der Gellersheimer Villa eine wohlhabende Familie mit ausgeprägtem Ferienbewußtsein. Sonnengebräunte Gesichter und oftmalige Abwesenheit mußten Frau Olga zu der Überzeugung gebracht haben, hier könne es sich nur um Zigeuner handeln.
    Zehn Minuten später war das Gulasch warm. Mit Teller und Brot ließ ich mich zum Tie-Break nieder. Sechs fünf. Sechs sechs. Doppelfehler McEnroe, sechs sieben. Aufschlag der Schwede. Ich kleckerte mir auf die Hose. Zweiter Aufschlag… Return auf die Linie, sieben sieben. Das Brot begann zwischen meinen Fingern zu pappen. Langer Ballwechsel, Netzangriff McEnroe, Jahrhundertstopp - acht zu sieben! Durchatmen. Aufschlagwechsel. Linker und rechter Unterarm an die Stirn, Aufstellung. Kein Laut. Schlag, Ball im Feld, Rückhandreturn, Halbflugball, Lob, Schmetterball, der Schwede springt… und springt daneben. Ich löste das Brot von den Fingern und nahm den Löffel wieder auf. Anfang des zweiten Satzes klingelte es an der Tür.
    »Ach, was.«
    »Ich war gerade in der Gegend und dachte, schau ich mal rein…«
    Ich hielt die Tür auf. »Wenn’s dich nicht stört, mit ’nem Bullen Tennis zu gucken.«
    Slibulsky verdrehte die Augen. Dann gingen wir ins Zimmer, und er stopfte seinen klatschnassen Mantel über die Heizung. Der Gipsarm war durch die Feuchtigkeit grau geworden. Ich lehnte gegen die Tür.
    »Soll ich die Vorhänge schließen?«
    »Vielleicht könntest du dir die Sprüche sparen und mir statt dessen bei dem Sauwetter ’n Teller Suppe anbieten?«
    Ich verschwand in der Küche und brachte den Pamps wieder zum Kochen. Als ich zurückkam, saß Slibulsky vornübergebeugt im Sessel, hatte seine schwarze Brille aufgesetzt und verfolgte das Match. Ich drückte ihm den Teller in die Hand und hockte mich daneben auf die Lehne.
    Er fragte: »Wie stehts?«
    »Erster Satz für uns.«
    Eine Weile schaufelten wir unser Gulasch. Im vierten Spiel, Aufschlag der Schwede, stellte Slibulsky den Teller weg, wischte sich über den Mund und sagte: »Schmeckt ziemlich schlecht. Übrigens… ich weiß den Namen.«
    Ich ließ den Löffel sinken.
    »… hast du aber spannend gemacht - soll ich erst den Nachtisch servieren, bevor du ihn verrätst?«
    »Herrgott! Er nützt dir sowieso nichts. Der Mann sitzt seit zwei Wochen wegen Hehlerei. Mario Beckmann heißt er.«
    »Kommt das von Charly?«
    »Von ’nem Typ aus’m HERZDAME.«
    Wir funkelten uns kurz an, dann zuckte ich die Schultern. »Wahrscheinlich hätte es mir auch anders nichts genützt. Es handelt sich ziemlich sicher um ’ne Fälscherbande.«
    Als ich die Teller in die Küche brachte, rief Slibulsky hinterher: »Was hast du jetzt vor?«
    »Hab ’n Tip bekommen. Eine Villa in Gellersheim.«
    »Wo?«
    »Gellersheim!«
    Ich stellte den Topf in den Kühlschrank. Beim Hinausgehen verwandelte McEnroe einen Überkopfball und hatte das Break geschafft. Slibulsky brummte anerkennend. Ich wartete den ersten Aufschlag ab - fünfzehn null, dann zog ich ein frisches Hemd aus dem Schrank und schleuderte die Schuhe unters

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