Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Mann ein Mord

Ein Mann ein Mord

Titel: Ein Mann ein Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Arjouni
Vom Netzwerk:
Bett.
    »Und wie fühlt man sich als Bullenspitzel?«
    Nach einer Pause knurrte es aus dem Sessel: »Weißt du Kayankaya, was deine herausragendste Qualität als Detektiv ist? Daß du dich wochenlang an einer Sache festbeißen kannst.«
    Zehn Minuten später trat ich frisch rasiert und angezogen aus der Badezimmertür, nahm die Post vom Bett und setzte mich wieder auf die Lehne. Slibulsky hatte die Beine ausgestreckt und, so gut das mit einem Gips geht, die Arme verschränkt. Es stand inzwischen fünf zu drei.
    »Hast den Hammer verpaßt. So…«, ohne den Blick von der Mattscheibe zu nehmen, fuhr Slibulsky den linken Arm seitwärts aus, »… am Netz, schon zwei Dinger abgewehrt, der Ball kommt die Linie lang, er muß springen und im Flug: so… einfach rübergewischt. Im Flug!«
    Ich zündete mir eine Zigarette an und blätterte in der Post: Strom-  und Telefonrechnung, ein Brief von der Hausverwaltung, jede Menge Reklame und plötzlich der handgeschriebene Zettel. Auf einer Hotelblockseite - INTERCONTI FRANKFURT - stand in unbedarfter Handschrift: ›Das Mädchen ist in Dietzenbach, AFTER HOURS.‹ Ich betrachtete den Zettel unentschlossen. Dann hielt ich ihn Slibulsky hin: »Kennst du den Laden?«
    Pause.
    »… is glaub ich ’n Schwulenpuff.« Er sah auf. »Was sollen die mit’m Mädchen?«
    »Keine Ahnung. Aber irgend jemand muß sich was dabei gedacht haben.«
    Slibulsky kratzte sich am Nacken. »Wenn jetzt auch noch die Schwulen in den Frauenhandel einsteigen… da blickt ja keiner mehr durch.«
    Matchball McEnroe. Gejohle. ›Quiet, please‹… ein As, und das Gesicht von einem, der sich wundert, bei so einem Gegner überhaupt antreten zu müssen.
    Ich stand auf und nahm die Beretta vom Regal. »Das nächste Spiel ist Becker gegen Carl Arsch. Ich muß jetzt los.«
    »Gellersheim?«
    »Dietzenbach.«
    Ich schob das Magazin ein. Slibulsky langte nach der Fernbedienung. »Wenn jemand anruft?«
    »Laß dir Namen und Nummer geben. Ich ruf morgen zurück. Bier ist im Kühlschrank.«
    Im Treppenhaus begegnete mir Herr Knapp. Er studierte Biologie, besaß ein Auto, das mit Campingplatzaufklebern aus aller Welt vollgepflastert war, einen dazugehörigen herausnehmbaren Kassettenrecorder, den er stets mit sich herumschleppte, und eine Freundin, die ebenfalls Biologie studierte. Jetzt trug er außer dem Kassettenrecorder noch einen weinroten Aktenkoffer mit Zahlenschloß. Seine Kleidung war beige, selbst die grüne Jacke war irgendwie beige. Wahrscheinlich konnte er einen schwarzen Anzug mit roten Punkten tragen, und man hielte ihn immer noch für beige gekleidet.
    Wie immer grüßte er freundlich, »Guten Tag«, und wie noch nie antwortete ich »Heil Hitler«.
    Völlig verdattert, Koffer und Recorder heftig schlenkernd, blieb er stehen und stotterte, »… wa-was haben Sie gesagt?«
    »Die Republikaner-Plakatwand - haben Sie nicht unterschrieben?«
    »Aber…«, er schüttelte abwehrend den Kopf, »… doch nicht, weil ich ihre Ziele unterstütze - im Gegenteil. Ich bin sogar ein ausgesprochener… wie soll ich sagen…« Sein Mund ging ein paarmal suchend auf und zu, dann verkündete er: »… Freund der Ausländer«, und nickte strahlend.
    »Falls Sie mich meinen, dann passen Sie bloß auf, daß Ihr Freund Ihnen nicht eins auf die Nuß haut.«
    »Ich bitte Sie, Herr Kayankaya! Ich habe lediglich unterschrieben, weil ich es für wichtig halte, jedem die Möglichkeit zu geben, frei seine Meinung zu äußern - schließlich leben wir in einer Demokratie.«
    »Eben. Und auch wenn es manchmal so aussieht, als wäre die freie Meinungsäußerung ausschließlich für Republikaner und Leute, die keine Meinung haben, erfunden, sie gilt auch noch für andere. In diesem Sinne, Herr Knapp…«, ich hob den rechten Arm, »… Hals und Beinbruch!«

7
    ›You’re my baby, baby, baby - oh yeah. You’re my sunshine, sunshine, sunshine - oh yeah. You’re my …‹ krzzzzzzfghtntrzzzzzz ›… hat der Bundeskanzler zum Gedenken an die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus einen Hut aufgesetzt. Bundespräsident Richard von Weizsäcker, ebenfalls bei der Veranstaltung zugegen, sagte anschließend, Die Frage ist doch, ob wir nicht alle Menschen sind? Und da sage ich ganz ausdrücklich: Ja! Ja, wir sind alle Menschen. Das Wetter …‹ krzzzzzzzerbgrngnzzzzzz ›… in in der Ferne leuchten zwei Sterne, ich hab dich so gerne, als wär’n wir zwei Sterne, dort in der Ferne …‹ krzzzzzzzzzfghnlrtz-zzzzzzz … ›jetzt mal zur

Weitere Kostenlose Bücher