Ein Mann, eine Frau, ein Missverständnis: Was Sie schon immer über Sex wissen wollten (German Edition)
gerne wäre ich ignorant. Wie gerne würde ich übersehen, dass er nicht vollends begeistert ist von mir und meinem Sexgöttinnen-Appeal. Aber das kann ich halt nicht. Zwar sitzt er durchaus vergnügt an meinem Frühstückstisch, aber eben nur, weil ihm die Croissants schmecken (die er geholt hat) und mein Kaffee. Er denkt gar nicht dran, mich zurück ins Bett zu zerren oder am Abend noch mal in mein Allerheiligstes geschneit zu kommen. Und hier sitzen wir nun, zehn vor zehn. James Bond geht's wunderbar. Er überlegt, wo er sich gleich eine neue Waschmaschine kaufen wird. Ich leide, weil er mich nur nett findet und nicht umwerfend. Wenn er sich jetzt noch meine Süddeutsche schnappt und anfängt zu lesen, könnte es passieren, dass ich Porzellan zerschlage.
ER: Frühstück heißt: Ich und meine Zeitung. Ich weiß nicht, warum das so schwer zu kapieren ist; es geht mir einfach nicht in den Kopf, warum Frauen auch noch an einem der letzten Refugien der Männlichkeit herumfummeln müssen. Statt Bier gibt es heutzutage Softgetränke (Bier mit irgendwas drin, schmeckt dann wie ein Drops von Weight Watchers); wenn man sich einen gepflegten Fußballabend im Fernsehen reinziehen will, muss man erst einmal die neuesten Fummel der Spielerfrauen begutachten, und zwischendurch stellen Moderatoren Preisfragen, die dem Niveau von nichtsahnenden Frauen angepasst sind, die van Buyten für einen Schokokeks halten. Und dann eben auch das noch: dieses ewige, penetrante Genörgel am Frühstückstisch, dieses »Jetzt red doch mal mit mir und lass die Zeitung«, dieses mit einem gefährlichen Lächeln servierte »Schaaaahhhhhhaaaaatz, ich bin auch noch da!!!«. Jetzt kann ich es ja sagen: Bei allem Schmerz über das Ende meiner langjährigen, zuweilen durchaus romantischen, leidenschaftlichen, geistreichen Beziehung – dass ich mir das Geleier nicht mehr anhören muss, ist ein Fortschritt!
Nur mal so als prinzipieller Ratschlag, meine Damen: Das Frühstück und die Einnahme desselbigen sowie die äußeren Rahmenbedingungen sind ein nicht zu unterschätzender Faktor, wenn es um die Haltbarkeit von Beziehungen geht. Die Frage, ob man dabei zum Beispiel in Ruhe seine Zeitung lesen kann, ist mitunter nicht unwesentlicher für das Fortbestehen einer Paarung als die Erfüllung des durchaus berechtigten Wunsches, ab und zu einen geblasen zu bekommen.
GALA, die
Was Frauen von Männern trennt.
SIE: Synonym für Klatsch. Frauen lieben Klatsch, Männer haben keine Ahnung davon. Wäre ich ein Mann, würde ich an dieser Stelle darüber referieren, wie das historisch bedingt ist: Männer auf Jagd, Frauen daheim, nichts erlebt, folglich angewiesen auf Geschichten von vor dem Höhleneingang. Aber das kann ja Gräffchen weiter unten ausführen. Mich interessiert vielmehr: Wieso warten selbst promovierte Frauen jede Woche wieder auf Donnerstag, den Tag, an dem Gala und Bunte erscheinen, und diskutieren, je nach Temperament und Lebenssituation, ob Angelina Jolie nun eine verdorbene Schlampe ist oder Jennifer Aniston das dämlichste Persönchen, das je über den Bildschirm flimmerte.
Wenn mann klug ist, informiert er sich wenigstens grob und schon hält frau ihn für verständnisvoll: »Wir haben so viele gemeinsame Interessen! ... Er findet Jennifer Aniston auch nicht sexy!« Außerdem steht in diesen Zeitschriften ja einiges über Mode und Make-up. Und wenn er schon höflich ignoriert, dass sie sich heute wieder dreimal umgezogen hat, bevor sie sich in einem grässlichen Fähnchen für ausgehfertig erklärt – weiß er doch: Sie ist nach dem letzten Schrei gestylt. Wenn er das nun auch noch würdigt, wird sie ihn für heute Abend schon mal lieben. So einfach sind die Dinge.
ER: Danke, meine Liebe, dass Sie mir so entgegenkommend das Wort für einen kurzen historischen Exkurs erteilen, in der Tat liegen Sie mit Ihrer eigenen Interpretation kulturgeschichtlich wieder mal voll daneben, aber ich korrigiere Sie natürlich gern. Das Wort Klatsch kommt nämlich von den Weibern, die sich zum Wäschewaschen am Dorfteich trafen, dort die nasse Wäsche »ausklatschten« und dabei nicht nur Blut-, Sperma- und andere Flecken unter dem Blick der Nachbarinnen entsorgten (also schmutzige Wäsche wuschen), sondern dergestalt auch gleich Anlass für allerlei Gerüchte gaben, die dann von den anderen Klatschweibern genüsslich weiterverbreitet wurden. Da, wie Ihnen vielleicht aufgefallen ist, heutzutage das Waschen von heimischen Halb- und Ganzautomaten übernommen
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