Ein Mann, eine Frau, ein Missverständnis: Was Sie schon immer über Sex wissen wollten (German Edition)
wird, die durchaus – nach meinem Empfinden sogar mehrheitlich – auch vom Mann bedient werden, ist Klatsch allein schon aus diesem Grund kein Privileg der Frauen mehr. Männer klatschen demzufolge mindestens genauso viel wie Frauen, wer – bitte schön – sind denn die schlimmsten Klatschtanten im deutschen Fernsehen? Die Herren Kerner und Beckmann.
GEFÜHL, das
Emotionen (Hass, Schmerz, Begehren, Zuneigung) und wie mann beziehungsweise frau sie vermittelt: angeblich sehr unterschiedlich.
ER: Ich erhebe an dieser Stelle energisch meine Stimme gegen das dürftige Vorurteil, dass Frauen im Gegensatz zu Männern nicht nur willens, sondern auch in der Lage sind, ihre Gefühle zu zeigen!
Nehmen wir nur mal den Fall der Trennung, wo ja Gefühle überborden wie der Schuldenberg der deutschen Hauptstadt. Meine letzte Trennung (ich könnte exemplarisch auch die vorletzte oder die davor nehmen) lief doch so ab: Meine Ex lässt sich sogleich beim Friseur eine radikale Kurzhaarfrisur verpassen, trägt »endlich wieder« kurze Röcke (wieso eigentlich: Ich hatte nie was dagegen, jedenfalls nicht direkt), raucht auf einmal, rennt ständig mit so einem aufgedrehten »Meine Laune könnte gar nicht besser sein«-Gesicht durch die Gegend, kichert bei Partys (von übriggebliebenen gemeinsamen Freunden) penetrant und ausdauernd, bohrt ihren Blick in die Augen von jedem männlichen Wesen und baggert alle plump mit einer »Du willst es doch auch!«-Geste an, nur um am Ende doch wieder übrig zu bleiben und mit dem ebenso übrig gebliebenen Aufreißer vom Dienst und einem verschwörerischen Blick (Hoho, was jetzt wohl passieren mag!) zu verschwinden.
Wahrscheinlich überlegt sie es sich dann auf dem Nachhauseweg noch mal anders und lässt den Stecher doch wieder stehen; stattdessen legt sie sich noch morgens um halb vier in die Badewanne und heult eine Stunde lang so heftig, dass die Nachbarn sich Sorgen machen. Wahre Gefühle gezeigt? Haha.
Ich aber rasiere mich nicht mehr, meine Augenringe reichen bis zum Kinn, ich kann nicht schlafen, kämpfe mit Herzrasen und rede mit meinem Kardiologen offenherzig (!) über die Gründe, antworte auf die Frage »Wie geht's?« mit einer Ohrfeige, schreibe trübselige Gedichte und trage sie meiner Katze vor, ich komme andauernd zu spät zur Arbeit, weil der Verstand aussetzt und das Gefühl mich übermannt, ich beschimpfe meinen Chef, Politessen und die Trulla von der Telekom, kurz gesagt: Ich, ein Mann, ich zeige meinen Schmerz!
SIE: Ich glaube, das Zeigen wäre gar nicht das Problem. Zeigen finden Männer ganz toll! Das Problem ist, sie haben eben keinerlei Gefühl, das sie herzeigen könnten. Abgesehen vielleicht von allem, was durch Hypochondrie so ausgelöst wird und durch narzisstische Gekränktheit. Ich fürchte, da ist nichts zu machen.
GELD, das
Zahlungsmittel. Man kann fast alles damit kaufen, allerdings: Geld kann man nicht essen.
ER: Neulich in Hamburg im Taxi. Ein Fahrer mit Migrationshintergrund, Name und Herkunft spielen keine Rolle, wir wollen ja hier niemanden diskriminieren. Er hält ungefragt eine Suada über Geld und Stand. Original-Ton:
- Reiche Frauen sind nix gut im Bett.
- Hat keine gute körperlich Gefühl. Klar kriegt die Beine auseinander, aber das kann jede.
- Lässt nix raus, verstehst du?
- Reiche Frauen kannst du vergessen. Haben den ganze Tag nur damit zu tun, Geld auszugeben, denken an nix anderes.
- Denken nicht an Ficki-Ficki.
- Haben große Maul, die Reichen, aber dahinter nur Luft.
- Reiche Frau kann auch nicht kochen.
- Ich will nix reiche Frauen heiraten.
Kann ich so alles nicht unterschreiben. Ich würde zum Beispiel gern mal eine reiche Frau heiraten. Und alles andere kriegt man dann auch irgendwie hin.
SIE: Zwar bin ich im Hauptberuf Superwoman und Sexgöttin. Aber außerdem gibt es da noch das späte Mädchen in mir, und die sehnt sich nach einem väterlichen Mann, der eine geräumige Wohnung hat mit einem dicken Federbett, wo sie abends schon mal einschläft, während er noch ein wenig mit der Zeitung raschelt. Und wenn sie von der Maniküre kommt, hat er nicht nur Coq au Vin zubereitet, sondern ihr auch gleich ein paar zauberhafte Stiefelchen gekauft und eventuell einen klassischen Duft. Ich halte das späte Mädchen an der kurzen Leine, verdiene selbst höllisch viel Geld, kaufe mir alle naselang Stiefelchen und habe wechselnde Männer, die wechselnde Gerichte für mich kochen. Aber wenn ich bei irgendeinem so ein hohes Federbett
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