Ein Mann, eine Frau, ein Missverständnis: Was Sie schon immer über Sex wissen wollten (German Edition)
Ganze schon gleich gar nicht möglich: Diese paar lächerlichen Eingänge sind definitiv nicht geeignet, uns wirklich Zutritt zum anderen zu verschaffen.
Also reiben wir uns wenigstens ein bisschen aneinander. Reibung erzeugt freundliche Wärme, die uns über die Unerfüllbarkeit der Liebe hinwegtrösten kann. Wir dringen also ohne Widerworte gegen die Schöpfung die paar Zentimeter ineinander vor, die uns eben möglich sind.
ER: Das ist mir nun doch zu fatalistisch, meine Beste, und hängt wahrscheinlich mit den großen Erwartungen zusammen, die Frauen immer an die Liebe stellen. Sehen wir die Sache doch mal ganz nüchtern, so recht nach Männerart: Körperöffnungen sind Körperöffnungen und haben, jede für sich, spezifische Funktionen. Dass man, wenn man sich da gegenseitig in den jeweiligen Öffnungen herumbohrt, nicht gleich auf die Seele stößt und Liebe zu Tage fördert, ist wohl klar. Die Liebe ist ein einfaches Ding, Liebe ist – zumindest in den hier behandelten Fällen und etwas verkürzt gesagt – Freundschaft plus Sex, den man dann einigermaßen unkompliziert und regelmäßig miteinander haben kann. Ich bin mir sicher, wenn man eher so an die Sache herangehen würde und nicht immer mit dieser Rosamunde-Pilcher-Brille, könnte das vieles erleichtern. Unter anderem gäbe es dann nicht so ein Trara um Banalitäten wie Körperöffnungen.
KOLLEGEN, die
Amts- oder Berufsgenosse, auf jeden Fall jemand, mit dem man mehr Zeit verbringt als mit dem Partner.
ER: »Never fuck in the factory« ist ein Motto, das man beherzigen sollte. Klar schmeichelt einem die Anerkennung der beruflichen Kompetenz, aber noch viel besser geht es einem, wenn man im innerbetrieblichen Ranking der begehrenswertesten Mitarbeiter auf die vorderen Plätze rutscht. Aber Vorsicht, das geht schief: Nehmen wir meine Mitarbeiterin K., schon zu lange ungewollt Single und daher mit Sicherheit erotisch verunsichert und überreizt.– es besteht also von vornherein kaum Aussicht auf das ganz große Vergnügen. Wäre mit viel Aufwand und gutem Willen sicher aber machbar; was dem Büro-Klima auch vorübergehend ziemlich gut täte – sie würde zumindest mal für kurze Zeit nicht mit ihrer übellaunigen Verzicktheit dem Rest des Teams auf die Nerven gehen, sondern wahrscheinlich etwas lockerer sein und lächeln. Man hätte ein gutes Werk getan! Aber dann! Dann würde sie alsbald Ansprüche stellen, mehr wollen (man selbst will schon nach dem ersten Mal nicht mehr), sie würde glauben, sie hätte ein Betriebsgeheimnis in der Tasche, mit dem sie hausieren könnte, sie würde schlimmer schmollen als je zuvor und bei jeder beruflichen Gelegenheit irgendeine anspielungsreiche, schmutzige Bemerkung (immer mit beleidigtem Unterton) über unser spezielles Verhältnis machen. Jede berufliche Kritik würde sie zwanghaft persönlich nehmen, sich in ihrem Aufstieg behindert sehen und mir bei jedem meiner Treffen mit weiblichen Außendienstmitarbeitern den Vorwurf billiger sexueller Anmache hinterherschleudern, um schließlich in einem hysterischen Anfall den Rest des Kübels vor allen Mitarbeitern auszukippen und entweder zu kreischen: a) Du Versager! oder b) Ich habe absolut nichts empfunden, als wir miteinander im Bett waren! oder c) Dein Schwanz ist ein Witz! oder d) Alles zusammen. Will man das? Will man das wirklich?
SIE: Die Interessanten habe ich schon alle durch. Und bevor ich mich vor lauter Elend auch noch durch die Poststelle vögle, könnte ich doch ausnahmsweise mit meinem Chef ins Bett gehen. Der ist eine sehr reizvolle Mischung aus Diktator und Kuschelbär. Neuerdings stelle ich mir oft vor, wie ich bei einer Dienstreise abends an der Bar sitze und er plötzlich in seinem schlecht sitzenden Anzug neben mir auftaucht. Ich tu so, als wäre ich ein bisschen betrunken, streiche mir eine Strähne aus der Stirn und bitte ihn, mich »wenigstens« bis zu meiner Zimmertür zu bringen, »ich hatte ein bisschen viel Whisky.« Und wenn wir dann im Türrahmen stehen, werde ich etwas wispern, und er wird mich in den Arm nehmen. Neben diesem zwanzig Jahre älteren Mann werde ich mal wieder richtig süß sein und blutjung.
Ach ja, und bei der Gelegenheit kann ich dann gleich Püppi eins auswischen, die halbjährlich befördert wird, obwohl sie keine Ahnung von gar nichts hat (> Hochschlafen).
KONDOM, das
Gummihülle, die durch ölhaltige Substanzen zersetzt werden kann.
SIE: Gestern Nacht habe ich zufällig einen Kondom-Erfinder kennengelernt.
Weitere Kostenlose Bücher