Ein Mann, eine Frau, ein Missverständnis: Was Sie schon immer über Sex wissen wollten (German Edition)
Ausdruck, ich schleiche eher, und von Landschaft kann hier im Stadion auch nicht wirklich die Rede sein, schließlich wohne ich mitten in der Stadt), dann quäle ich mich. Es ist einfach so unendlich stupide und langweilig. Ich kann nicht damit dienen, dass mich beim Laufen wunderbare Ideen überkommen, ständig denke ich, ich will nicht mehr, höchstens noch eine Runde, ich finde es unerträglich, wie ich nach Luft schnappe, und wenn ich anderen Leuten begegne, wende ich schamvoll das Gesicht ab – diese rote Birne ist ja dermaßen was von peinlich. Um mich abzulenken – was mir aber nie wirklich gelingt –, höre ich Marylin Manson und »This is the new shit« als Endlosschleife, allerdings fällt mir beim Laufen andauernd der linke Ohrstöpsel meines iPods heraus und ich fummle ständig mit schiefgelegtem Kopf an meinem Ohr herum. Und wenn dann noch diese kleine, zarte, schwarzhaarige Braut, die offensichtlich nichts Besseres zu tun hat, als auch immer hier zu laufen, wenn die dann mit ihrem federleichten Schritt an mir vorbeizieht und mir zulächelt, dann möchte ich schreien – aber dafür fehlt mir, wie gesagt, die Luft.
KATZEN, die
Beliebte bis unbeliebte Haustiere.
SIE: Angeblich stehen alle Frauen auf Katzen, und diese Katzen hacken dann ungebetenen Beischläfern heimtückisch in die Fußsohle oder pinkeln ihnen in die Schuhe. Ich, Suse Friedrich, stehe nicht auf Katzen. Katzen wollen ständig Aufmerksamkeit. Das kann ich nicht leisten, ich brauche selbst ständig Aufmerksamkeit. Immer wenn ich eine Katze in Pflege hatte, und ich hatte oft eine Katze in Pflege, saß mir das Tier auf der Tastatur, wenn ich arbeiten wollte, auf der Fernbedienung, wenn ich fernsehen wollte, auf dem Kopfkissen, wenn ich schlafen wollte. Angeblich sind Katzen selbständig und eigenbrötlerisch. Keine Katze, die ich kenne, ist selbständig und eigenbrötlerisch. Im Gegenteil.
Katzen, finde ich, brauchen sogar mehr Zuwendung als Männer.
ER: Ich für meinen Teil habe schon oft zu hören bekommen, Schwule würden Katzen mögen und oft auch Katzen haben. Nun bin ich ja weder schwul noch eine Frau, aber ich habe eine Katze, und die heißt, wie Katzen eben heißen, nämlich Muschi. Ich habe sie aus dem Tierheim geholt, als sich meine ExExEx von mir getrennt hat, damals fühlte ich mich so, als ob ich ein Haustier gebrauchen könnte, wie ein verwitweter Rentner, der sich mit karger Pension und sich äußerst selten meldenden Kindern und Enkeln durch den Rest seiner Tage schlagen muss. Jedenfalls wollte ich keinen Hund, weil Hunde auf den Bürgersteig kacken, und das ist einfach nicht schön. Meine Katze jedenfalls ist selbständig und eigenbrötlerisch, sie maunzt schon hinter der Tür, wenn ich nach Hause komme, sie liegt in meinem Bett und wärmt mir die Füße; nur wenn sie frisst, dann schmatzt sie manchmal ein bisschen zu laut. Wenn ich allzu spät nach Hause komme, so spät, dass sie weiß, ich war nicht mit den Kumpels im Stadion, dann liegt sie tatsächlich auf meinem Kopfkissen: Ein Zeichen, dass sie eifersüchtig ist, mir aber auch gleichzeitig irgendwie verzeiht. Das Zusammenleben mit meiner Katze währt nun schon 14 Jahre, es hat drei Beziehungen überdauert, und wenn ich es recht bedenke, dann ist das so, wie wir es miteinander aushalten, einfach vorbildlich.
KLISCHEE, das
Ausgetretener Weg, abgenutztes Wort, entkernte Idee.
SIE: Ich träume immer so angestaubte Geschichten, da gehört glatt ein »Es war einmal« davor: dass ich mit meinem Vater angeln gehe zum Beispiel. Und wenn ich dann einen ganz bunten schönen Fisch fange, lasse ich ihn wieder schwimmen, und mein Vater hilft mir, ihn loszumachen. Oder ich träume, dass ich auf dem Klo sitze, vor mir an der Tür ein Schild: Hier dürfen Sie tausend Kilo auf Ihre Mutter scheißen. Ein einziges Klischee, man wagt gar nicht, es zu erzählen. Offensichtlich scheren sich meine Träume nicht um meine Germanistinnenehre – und vielleicht ist das auch ganz richtig so. Letztendlich sind die abgenudelten Sachen ja nur deshalb abgenudelt, weil sie seit Jahrhunderten schon stimmen. So ist das, fürchte ich, auch mit der Sache zwischen Männern und Frauen.
Alles schon tausendmal da gewesen: Wenn Männer sich überfordert fühlen, retten sie sich in Übersprunghandlungen, ordnen stundenlang die Computerkabel nach Größe oder berechnen, wie viel Strom pro Tag in der Wohnung verschleudert wird. Wenn frau dann fragt, wo die Einkäufe sind, die er zu erledigen hatte, ob er
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