Ein Mann, eine Frau, ein Missverständnis: Was Sie schon immer über Sex wissen wollten (German Edition)
liebesdient, kann stolz darauf sein, dem anderen etwas zu schenken. Und er kann sich aufs nächste Mal freuen, wenn es umgekehrt ist. Aber bitte nicht aufrechnen: »Okay, zehn Minuten sind um, Ende der Nackenmassage, jetzt krieg ich einen Sieben-Minuten-Blowjob!«
ER: Das sagen sie doch immer: DU kannst dich darauf freuen, wenn ICH dir beim nächsten Mal einen Liebesdienst erweise. Aber wann ist das nächste Mal? Und wer garantiert mir, dass es beim nächsten Mal nicht heißt: Nein, nein, mein Lieber, du bist dran! Oder: Nackenmassage gegen Blowjob, das zählt nicht! Ich finde, man sollte, wenn es um Liebesdienste geht, durchaus mal wieder über den guten alten Schuldschein nachdenken.
LÖFFELCHEN, das
Was sind wir doch für Spießer, selbst fürs Schlafen brauchen wir STELLUNGEN.
SIE: So viele Unterschiede gibt es zwischen Singles und Verpaarten dann doch nicht, beide schlafen zum Beispiel nicht Löffelchen. Das machen nur frisch Verliebte. Ich bringe es oft nicht fertig, meinen jeweiligen Sexualpartner nach dem Geschlechtsakt der Matratze zu verweisen. Und wenn der Typ, meist eher Sexgott als Einstein, sich dann an mich ranlöffelt und mir im Schlaf in den Nacken atmet, werd ich klaustrophobisch. Wie oft schon bin ich nachts hochgeschreckt – ich bin fremde Beischläfer einfach nicht gewöhnt – und habe mich für ein paar panische Sekunden vor Einbrechern, Geistern, Vergewaltigern gefürchtet. Wenn Fremde durchaus in meinem Bett schlafen müssen, dann bitte so weit weg, dass ich es nicht mitkriege. Das ist übrigens auch der Grund, warum ich ein Zwei-mal-zwei-Meter-Bett habe. Von wegen Spielwiese – Verbannung!
Paare schlafen in der Regel auch nicht Löffelchen. Die sind froh, wenn der andere, den sie eh schon in- und auswendig kennen, mit dem sie dummerweise auch noch gemeinsam joggen (> Joggen), Zähne putzen, in Urlaub fahren, sie mal für ein paar Stunden in Ruhe lässt. Ich glaube, das ist auch der Grund, warum man beim Schlafen die Augen zu hat: So muss man die Feinde in seinem Bett nicht sehen.
ER: Für hinterher ist es okay, wenn sich in der Löffelchen-Stellung quasi das Werk vollendet. Es kann auch Arsch an Arsch sein, irgendein Körperkontakt jedenfalls macht die Sache schlussendlich rund; zumindest wenn es nicht zu lange dauert. Löffelchen klingt zwar komisch, ist unpraktisch und gegen meine Natur, weswegen ich auch alsbald das schöne Bild zerstöre und wieder auf Abstand bestehe (> Schlafen), sieht aber sehr formvollendet aus. Da ich einen Spiegel über meinem Bett habe, schaue ich mir das zum krönenden Abschluss auch gern an, und sollte ich eines Tages eine Liaison mit – sagen wir Patricia Arquette haben und irgendjemand von uns verliebte, romantische, erotische Fotos für »Vanity Fair« machen wollen, dann bitte schön nur in dieser Position.
MASTURBIEREN, das (allein)
Handbetrieb, der– wenn alles gut geht–zum Orgasmus führt.
SIE: Masturbieren ist nur was, wenn man Grippe hat oder zu faul ist, sich die Beine zu rasieren. Masturbieren ist nämlich stinklangweilig. Zumindest im Gegensatz zu echtem Zweiersex. Aber man kann eben lange nicht so oft Sex kriegen, wie man es für nötig hält. Ich persönlich jogge ja lieber als zu masturbieren. Ich schleife Böden ab, helfe bei Umzügen, schraube Möbel zusammen. Da merkt man nicht so, dass echter Sex nicht zur Verfügung steht. Masturbieren hat so was Melancholisches, man liegt da, macht ein bisschen an sich rum – welche Knöpfe zu drücken sind, weiß man ja –, man denkt an echten Sex und kommt ziemlich schnell. An echtem Sex ist nun gerade nicht die schnelle und unproblematische Abfertigung das Geile, sondern das Wälzen und Ablecken und Anfassen und Rumbohren. Das muss noch nicht mal gekonnt sein, um gutzutun. Also lieber raus aus der Wohnung und sich an der Bar neben einen stellen, der aussieht, als hätte er schon mal Sex gehabt.
ER: Ich finde, Masturbation hat immer noch einen eindeutig zu schlechten Ruf. Vor allem bei Frauen, wenn sie daran denken, dass und wie Männer masturbieren. Sie sehen dann immer nur Kloschüsseln vor sich, Kerle, die sich einen abrubbeln, hastig, unschön, mechanisch, und die sich danach nicht mal die Hände waschen. Alles Quatsch! Erstens waschen wir uns die Hände, jedenfalls meistens, und zweitens ist Selbstbefriedigung ja eine ungeheure geistige Arbeit. Was wir uns nicht alles vorstellen: Mit wem wir es treiben, wie wild, wie einfallsreich, wahlweise mit Nachbarinnen, Kolleginnen,
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