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Ein Mann für alle Fälle

Ein Mann für alle Fälle

Titel: Ein Mann für alle Fälle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Crusie
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hier wirkte so behaglich, dass sie sich auf die Lippen biss und sich fragte, wie es wohl sein mochte, in solch einer sonnenüberfluteten Wohnung zu leben mit jemandem, der zuhören konnte und ihr sagte, dass er sie liebte. Sie war überzeugt davon, dass ihr dieses Glück niemals zuteil werden würde. Einen Moment wallte so heftiges Selbstmitleid in ihr auf, dass sie fast in Tränen ausgebrochen wäre.
    Mitch kam und stellte sich neben sie, und sie fühlte sich seltsamerweise durch seine Nähe getröstet.
    „Nach der Testamentsvollstreckung suche ich für Harold, June und mich ein schönes Haus am Fluss mit glänzenden Parkettböden und langen weißen Vorhängen“, sagte sie mit gespielter Munterkeit. „Es muss ganz große Fenster haben, und wenn man sie öffnet, kommt eine erfrischende Brise vom Wasser herein, die die weißen Gardinen bauscht.“
    „Klingt gut“, meinte Mitch, und ihr war klar, dass er nicht verstand, wovon sie sprach, aber immerhin hörte er zu.
    „Und mindestens zwölf Hunde werden wir haben“, fügte sie hinzu.
    „Das wird dem glänzenden Parkett aber gar nicht gut bekommen.“
    Typisch Mitch. Erneut musste sie wider Willen lächeln. Seine Schlagfertigkeit gefiel ihr. „Alles, was wir wollen, ist ein richtiges Zuhause, June, Harold und ich. Armand hatte keinerlei Sinn für Gemütlichkeit. Die Sachen hier hat mit Sicherheit Stormy ausgesucht.“
    Eine leise Stimme aus dem Hintergrund ließ sie zusammenzucken. „Ja, das habe ich.“
    Als sie sich umwandten, sahen sie die junge, fast kindhaft wirkende Frau im Torbogen stehen.
    Mae hatte fast vergessen, wie schön Stormy war. Sie hatte lockiges rotblondes Haar, das ihr in weichen Wellen auf die Schultern fiel, und große blaue Augen, die ihre helle, fast durchscheinende Haut noch zarter erscheinen ließen, als sie sowieso schon war. Stormy mit ihren fünfundzwanzig Jahren war die perfekteste Schönheit, die Mae jemals gesehen hatte.
    Mae warf Mitch einen Blick zu und seufzte. Auf seinem Gesicht lag derselbe Ausdruck ungläubigen Staunens, den man bei allen Männern, die Stormy zum ersten Mal sahen, beobachten konnte. Es war nicht seine Schuld. Selbst Frauen waren überwältigt von Stormys Schönheit.
    „Tut mir leid, dass wir hier hereinplatzen.“ Mae machte einen Schritt auf die junge Frau zu, um sie zu begrüßen. „Wenn wir gewusst hätten, dass Sie hier sind, hätten wir natürlich vorher angerufen. Wie geht es Ihnen?“
    Stormy betupfte sich mit einem Spitzentaschentuch die Nase. Unter ihren Augen lagen bläuliche Schatten, die ihr trotz des tragischen Ausdrucks, den sie ihrem Gesicht verliehen, ausgezeichnet standen. „Ach, danke, ganz gut. Es macht nichts, dass Sie unangemeldet gekommen sind, ich wohne nicht mehr hier. Hier wohnt überhaupt niemand mehr.“ Sie begann leise zu schluchzen.
    Mae legte ihr den Arm um die Schultern und führte sie zur Couch. „Es tut mir wirklich leid für Sie, Liebes.“ Sie sah sich über die Schultern nach Mitch um, für den offensichtlich die Verbindung von Schönheit und Tränen mehr war, als er verkraften konnte. „Holen Sie ihr bitte ein Glas Wasser“, bat sie.
    Er machte sich auf die Suche nach der Küche und kehrte einen Augenblick später mit dem Gewünschten zurück.
    „Vielleicht ist es besser, wenn Sie uns einen Moment allein lassen“, sagte Mae, nachdem sie ihm das Glas aus der Hand genommen und Stormy gereicht hatte.
    „Ganz, wie Sie wünschen.“ Er drehte sich um und verließ das Zimmer. Einen Augenblick später hörte sie ihn die Treppe hinaufgehen.
    „Entschuldigen Sie, dass ich mich so gehen lasse“, brachte Stormy mühsam heraus, nachdem sie sich wieder etwas beruhigt hatte. Sie hob den Kopf, den sie an Maes Schulter gebettet hatte, und sah sie mit tränenumflorten Augen an.
    „Waren Sie die ganze Zeit über allein?“
    „Ja.“ Stormy putzte sich die Nase. „Meistens in meiner anderen Wohnung, aber ich bin jeden Tag hierher gekommen, um von Armand Abschied zu nehmen.“ Wieder war sie den Tränen nahe.
    Mae tätschelte ihr beruhigend die Hand. „Tut mir leid, Stormy, ich hätte Sie anrufen sollen, ich habe einfach nicht daran gedacht.“
    „Ach, das macht nichts“, erwiderte Stormy mit erstickter Stimme.
    „Kann ich Ihnen irgendwie helfen?“
    Stormy hob den Kopf und lächelte sie wehmütig an. „Vielleicht könnten wir ja mal zusammen essen gehen.“
    „Essen gehen?“ Mae nickte und war froh, dass es etwas gab, womit sie Stormy trösten konnte. „Gern. Wie

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