Ein Mann für alle Fälle
wäre es am nächsten Wochenende?“
„Am Samstag vielleicht?“ Stormy lächelte sie unter Tränen an, und Mae fiel wieder auf, wie schön sie war. Ob Armand wirklich entschlossen gewesen war, sie wegen Barbara Ross zu verlassen? Es war kaum vorstellbar. „Es würde mir bestimmt guttun“, fuhr Stormy fort. „Wollen wir ins ‚Levee‘ gehen? Ich liebe dieses Restaurant.“
„Ja gern, ich mag es auch.“ Mae überschlug im Kopf rasch die Kosten, die sie auf sich zukommen sah, denn das „Levee“ war nicht gerade billig.
„Warum sind Sie denn hergekommen?“
Mae überlegte blitzschnell. „Hm, ich …“ Stormy zu erzählen, dass sie einen Detektiv angeheuert hatte, um Armands Tagebuch zu finden, wäre sicherlich kein besonders kluger Schachzug. „Ich habe nur etwas gesucht.“
„Wer ist denn der Typ?“
Mae zwinkerte, als verstünde sie nicht ganz.
„Der Typ, mit dem Sie hier sind. Er ist süß.“ Stormy krauste kokett ihre hübsche Nase.
„Süß?“ Mae starrte sie an. „Mitch?“
Stormy nickte. „Wie ein Teddybär. Gehört er Ihnen?“
„Hm, nein. Ich habe ihn nur engagiert.“
„Engagiert? Wofür?“
„Um Armands Tagebuch zu finden. Wir dachten, es sei vielleicht hier.“
„Nun, das ist es offensichtlich nicht“, schaltete sich Mitch vom Torbogen her ein. „Jedenfalls ist hier nichts zu finden, wie es dann Anschein hat.“
Stormy drehte sich nach ihm um und lächelte ihn an. „Das hätte ich Ihnen gleich sagen können. Oben sind nur noch ein paar Kleinigkeiten, Harold hat schon alles zusammengepackt und mitgenommen.“ Als Mitch zu ihr trat, streckte sie ihm die Hand hin. „Ich bin Stormy.“
„Hi. Ich bin Mitch. Kennen Sie vielleicht jemanden, der ein Interesse an Armands Tod gehabt haben könnte?“
Stormy riss die Augen auf. „Wollen Sie damit sagen, er sei ermordet worden?“ Sie schnappte nach Luft. „Das ist absurd. Er war hier, als er starb. Ich war bei ihm. Er ist in meinen Armen gestorben.“ Bei ihren letzten Worten begann sie wieder zu schluchzen und sank wie ein schutzsuchendes kleines Tier an Maes Schulter. „Ich habe ihn geliebt“, stieß sie hervor. „Und niemand glaubt mir. Alle sind überzeugt davon, ich sei nur hinter seinem Geld her gewesen. Dabei habe ich ihn so sehr geliebt.“
Mae tätschelte wieder ihre Hand. „Ich glaube Ihnen.“
Es dauerte noch einige Zeit, bis es ihr schließlich gelungen war, Stormy zu beruhigen, und nachdem sie sich mit ihr für den Samstag verabredet hatte, brachen Mae und Mitch schließlich auf.
4. KAPITEL
I ief in Gedanken versunken händigte Mae Mitch wie versprochen den Wagenschlüssel aus und setzte sich schweigend neben ihn, während er den Motor anließ.
„Ist etwas?“, erkundigte er sich und setzte aus der Parklücke zurück.
„Ich muss nur an Stormy denken.“
„Machen Sie keine Witze.“ Er gab Gas. „Die Frau ist irgendwie komisch. Was für einen IQ hat sie? Zwölf?“
„Ach, sie ist nur vollkommen durcheinander“, nahm Mae Stormy großzügig in Schutz, wobei sie sich bemühte, sich ihre Genugtuung darüber, dass Mitch Stormy offensichtlich nicht gerade überwältigend fand, nicht anmerken zu lassen.
„Mir kommt überhaupt alles ziemlich komisch vor“, fuhr Mitch fort. „Warum hat Armand ihr eine andere Wohnung gekauft, wenn sie doch in dieser hier wohnen konnte?“
Mae musste ihm beipflichten. „Aber das ist nicht das einzig Komische. Können Sie mir vielleicht erklären, warum ein Mann fremdgeht, wenn er eine Frau wie Stormy hat?“
„Sicher. Das ist ganz einfach.“ Mitch bog auf die Hauptstraße ab. „Weil er ein Mann ist.“
Mae spürte Arger in sich aufsteigen. „Nicht alle Männer gehen fremd.“
„Fast alle.“
Mae starrte ihn an. „Basiert diese tief schürfende Erkenntnis auf persönlichen oder beruflichen Erfahrungen?“
Mitch warf ihr einen herablassenden Blick zu. „Seien Sie nicht gleich beleidigt, nur weil ich die Wahrheit sage und sie Ihnen nicht passt. Männer betrügen eben ihre Frauen. Das ist biologisch bedingt.“
„Ein Muss sozusagen“, schob Mae nach. „Liegt am Testosteron, stimmt’s?“
„Teilweise zumindest. Hauptsächlich aber ist’s wohl deshalb, weil ein Mann einfach wissen muss, was hinter dem nächsten Hügel ist. Deshalb haben Männer die Weltmeere überquert, Pipelines gelegt und Neuland erobert.“
„Aha, und Onkel Armand musste also Stormy betrügen, weil es keinen neuen Kontinent mehr zu entdecken gibt?“, erkundigte sich Mae spitz,
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