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Ein Mann für alle Fälle

Ein Mann für alle Fälle

Titel: Ein Mann für alle Fälle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Crusie
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ließ.
    „Wie ist Mae Belle denn neulich in das Kleid hineingekommen?“, raunte Mitch June zu.
    „Mit ’nem Schuhlöffel“, erwiderte June schlagfertig.
    „Warum hat sie es überhaupt angezogen?“, bohrte Mitch. „Ihre Sachen sind doch in Ordnung.“
    „Wir dachten, je aufregender sie aussieht, desto eher würden Sie für uns arbeiten“, bekannte June.
    „Und warum?“ Die Sache erschien ihm immer rätselhafter.
    „Wir wollten Ihnen weismachen, dass Armand ermordet wurde, aber in Wirklichkeit …“
    Mitch hielt den Atem an. Also hatte seine Ahnung, dass an dem Fall irgendetwas faul war, ihn nicht getrogen.
    Ausgerechnet in diesem Moment kamen Bekannte von ihm, der Anwalt Nick Jamieson und dessen Frau Tess, und unterbrachen sein Gespräch mit June.
    Von Nick Jamieson erfuhr Mitch allerdings eine interessante Tatsache: Armand war bereits einmal wegen Veruntreuung eines Treuhandvermögens angeklagt worden. Nur aufgrund des großzügigen Vergleichs, den Jamieson ausgehandelt hatte, war Armand um eine Gefängnisstrafe herumgekommen.
    Als Mitch das hörte, fragte er sich unwillkürlich, ob Armand auch Maes Vermögensfonds durchgebracht hatte.
    „Barbara, wie schön, Sie zu sehen“, säuselte Mae und versuchte Mitch, der sich gerade mit Stormy unterhielt, im Auge zu behalten.
    „Leider ist ja der Anlass sehr traurig“, erinnerte Barbara Mae und bot ihr eine stark geschminkte Wange zum Kuss.
    Mae beugte sich zu ihr hinüber und deutete einen Begrüßungskuss an, wobei sie Mitch nicht aus den Augen ließ.
    „Ich kann es noch gar nicht fassen“, klagte Barbara, und Mae gab sich alle Mühe, sich auf die große, magere Frau mit den platinblond gefärbten Haaren zu konzentrieren. „Wir haben erst vor einer Woche geheiratet.“
    „Das muss ja schrecklich für Sie sein.“ Es fiel Mae nicht leicht, die passenden Worte zu finden.
    „Wie Sie sich vorstellen können.“ Barbara ließ den Blick durch den Raum schweifen. „Meine Sachen werden am Montag hier sein.“
    „Sachen?“, echote Mae. „Was für Sachen?“
    „Meine Möbel, was sonst?“ Barbara sah sie argwöhnisch an. „Ich ziehe selbstverständlich hier ein.“
    Mae sah sie entgeistert an. „Warum?“
    „Weil das hier Armands Haus war.“ Barbaras Ton war unüberhörbar schärfer geworden. „Und weil es in seinem Sinne wäre.“
    Mae unterdrückte den Impuls, Barbara ins Gesicht zu schleudern, dass Armand tot war und dass es ihm, selbst wenn er sie von irgendwo beobachten könnte, mit Sicherheit piepegal war, wo sie wohnte. Armand hatte sich sein ganzes Leben lang nur für Armand interessiert. Was er allerdings von Barbara gewollt hatte, wurde Mae, nachdem sie nun einige Minuten mit ihr verbracht hatte, immer unklarer. Wahrscheinlich war es ihr guter Name gewesen, der ihn gereizt hatte. Barbara hatte eben im Gegensatz zu Stormy das Label „Ross“ auf dem Hintern kleben, das gutes altes Geld versprach. Arme Stormy …
    „Das wird doch wohl kein Problem sein, oder?“, unterbrach Barbara Maes Gedanken.
    „Selbstverständlich nicht.“ Mae setzte ihr strahlendstes Lächeln auf. „Ich muss nur Harold und June Bescheid sagen.“
    „Tun Sie das. Und teilen Sie Ihnen doch bitte auch gleich mit, dass sie meinetwegen gerne noch zwei Wochen bleiben können“, bot Barbara großzügig an, wobei sie wieder den Blick durchs Zimmer wandern ließ. „Obwohl ich meine eigenen Bediensteten mitbringe“, fügte sie dann hinzu.
    Mae glaubte sich verhört zu haben. „Wirklich, Barbara, das scheint mir keine sehr gute Idee. Aber lassen Sie uns vielleicht später darüber reden, ja? Fürs Erste jedenfalls werde ich gegenüber Harold und June noch nichts von der Zweiwochenfrist erwähnen.“
    Barbara wollte widersprechen, doch Mae legte ihr die Hand auf den Arm. „Dies hier ist eine Beerdigung, Barbara. Wir sollten uns jetzt vielleicht ein bisschen an Armand erinnern. Wobei mir einfällt, dass ich Ihnen Onkel Claud nicht vorenthalten will.“ Während sie Barbara kühl anlächelte, fügte sie in Gedanken hinzu: damit er herausfinden kann, ob du auch wirklich mit seinem Bruder verheiratet warst.
    „Hallo, Claud, wir sind ja jetzt fast so etwas wie Bruder und Schwester.“ Barbara streckte dem alten Mann die Hand hin.
    „Hallo, Barbara“, gab Claud zurück, berührte für eine Zehntelsekunde ihre Hand und ließ sie gleich wieder los, als hätte er ein glühendes Eisen angefasst.
    „Ich wusste, dass Sie sich darüber freuen würden, dass ich hier einziehe“,

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