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Ein Mann für alle Fälle

Ein Mann für alle Fälle

Titel: Ein Mann für alle Fälle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Crusie
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über sechsstellige Zahlen. Und der Lempicka ist ja nicht das Einzige, was fehlt. Die Münzsammlung, zwei Zeichnungen von Whistler, wertvolles altes Silbergeschirr, ein antikes Sideboard …“
    „Und Sie haben Ihren Onkel nicht gefragt, was er mit den Sachen gemacht hat?“
    „Er hat den Krempel so stillschweigend beiseite geschafft, dass es zuerst niemandem aufgefallen ist. Und später …“ Sie zuckte die Schultern und konzentrierte sich einen Moment lang auf den Verkehr. „Was sollten wir schon machen? Die Sachen gehörten ihm, und er konnte damit tun, was er wollte.“
    „Und Sie können sich nicht denken, was dahintersteckt?“
    Sie wandte sich ihm mit nur mühsam gezügelter Ungeduld zu. „Da das alles in den letzten Monaten geschehen ist, stehen die Antworten in dem Tagebuch.“
    Mitch grinste sie mit unverhohlener Bewunderung an. Es war wohl möglich, sie für eine Weile abzulenken, doch früher oder später kam sie immer wieder auf das, was sie sich in den Kopf gesetzt hatte, zurück. „Irgendwas haben Sie ja, Mabel, das muss man Ihnen lassen.“
    Als sie zurücklächelte, vergaß er alles andere. „Ich hoffe, Sie erinnern sich zu gegebener Zeit daran“, gab sie trocken zurück. „Was haben Sie jetzt vor?“
    „Was ich jetzt vorhabe?“ Mitch blinzelte und kehrte wieder auf die Erde zurück. „Sie können mich bei der Werkstatt absetzen, damit ich den Leuten ein bisschen Dampf mache. Ich brauche unbedingt mein eigenes Auto. Sie fahren wie eine Frau, das jagt mir Angst und Schrecken ein.“
    „Dünnbrettbohrer.“
    „Und morgen nach der Beerdigung machen wir uns auf die Suche nach dem Tagebuch.“
    Misstrauisch beäugte Mae ihn von der Seite. „Sie bleiben also an dem Fall dran?“
    „Solange Sie brav sind, ja.“ Mitch straffte die Schultern. „Wenn nicht, löse ich den Scheck ein. Also, denken Sie dran, von jetzt an erwarte ich etwas mehr Respekt. Können wir jetzt endlich fahren?“
    „Den Respekt müssen Sie sich erst noch verdienen.“ Mae legte einen Gang ein und brauste los.
    Sobald Mitch zu Hause war, rief er Newton an. „Du musst ein paar Dinge für mich rausfinden.“
    „Ich bin doch schon dabei, ein paar Dinge für dich rauszufinden.“ Newton klang genervt. „Mein Beruf ist noch immer Börsenmakler, falls du das vergessen haben solltest. Ich kann es mir zeitlich nicht leisten, dauernd …“
    „In diese Sache ist eine atemberaubend schöne Frau verwickelt“, versuchte Mitch seinen Freund zu ködern.
    „Ich weiß, ich weiß. Du hast es mir schon erzählt. Mabel.“
    „Nein, ich rede nicht von Mabel. Mabel ist nicht atemberaubend schön.“ Mitch verdrängte den Gedanken an Maes große dunkle Augen und ihren sinnlichen Mund. „Nicht im herkömmlichen Sinne jedenfalls. Aber diese Frau ist schön. Sie ist perfekt, ganz und gar perfekt. Du musst sie einfach gesehen haben, Newton.“
    „Warum?“ Newtons Skepsis war sogar durchs Telefon fast greifbar.
    „Weil jeder Mann sie gesehen haben muss. Ihr Anblick wird dir den Glauben an die Menschheit wiedergeben. Sie heißt Stormy Klosterman und war Armands Geliebte. Sie behauptet, dass er ihr ein Apartment gekauft hat. Finde heraus, ob das stimmt.“
    Newtons Seufzer klang halb verzweifelt, halb resigniert. „Und wie, wenn ich fragen darf?“
    „Verführe sie.“
    „Ich?“
    „Sie ist rothaarig, Newton.“
    In der Leitung hing ein langes Schweigen. „Genau wie Brigid.“
    „Besser als Brigid.“
    „Also okay, ich versuch’s. Und was machst du in der Zwischenzeit? Verführst du Mabel?“
    Mitch schluckte. „Nein. Ich befürchte, da würde ich mir die Finger verbrennen.“

5. KAPITEL
    M itch hatte sich dem feierlichen Anlass entsprechend in seinen besten Anzug geworfen. Als Harold ihn in den Salon führte, war der Leichenschmaus bereits schon im vollen Gang.
    June, gewandet in das aufreizende pinkfarbene Kostüm, das Mae vor drei Tagen gute Dienste geleistet hatte, reichte Platten mit Canapes herum, und Harold sorgte dafür, dass die Leute Getränke hatten. Man konnte nicht gerade behaupten, dass der große Raum überfüllt gewesen wäre, aber immerhin waren genug Gäste gekommen, um ihn gut gefüllt erscheinen zu lassen.
    Die rechte Trauerstimmung wollte allerdings nicht aufkommen. Mae trug ein schlichtes, von oben bis unten durchgeknöpftes schwarzes Kleid mit V-Ausschnitt, das ihr sehr gut stand, jedoch von der Mae, die betörend wie Brigid O’Shaugnessy in Mitchs Büro geschwebt war, nicht mehr viel übrig

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