Ein Mann für alle Fälle
säuselte Barbara, nachdem sie ihn von ihren Plänen unterrichtet hatte. Und als fürchtete sie, dass Mae gleich versuchen würde, ihr einen Strich durch die Rechnung zu machen, fuhr sie zu ihrer Rechtfertigung fort: „Ich tue nur das, was Armand sich gewünscht hätte.“
Claud warf Mae einen Blick zu, der besagte: Reg dich nicht auf, ich kümmere mich darum.
„Sie will Harold und June entlassen. Ich habe ihr gesagt, dass ich die Idee für nicht besonders gut halte.“
„Also, wirklich, Mae …“ Barbara starrte Mae kampfeslustig an.
„Harold und June bleiben“, erklärte Claud kategorisch.
„Dafür kann ich überhaupt keinen Grund …“
Claud unterbrach Barbara mit einer unwirschen Handbewegung. „Mae will es so. Und die Hälfte des Hauses gehört ihr. Wir werden versuchen, die Angelegenheit auf finanzieller Basis zu regeln.“
„Geld interessiert mich nicht“, protestierte Barbara und verzog angewidert das Gesicht. „Alles, was ich will, ist, in Armands Haus zu leben. So, wie er es sich gewünscht hätte.“
„Na wunderbar, dann nehme ich eben das Geld“, sagte Mae.
„Ist es das, was du möchtest?“, erkundigte sich Claud.
„Ich finde das Haus hier grässlich. Und Harold und June würden auch gern woanders leben.“
„Dann werde ich mich um den Verkauf kümmern.“ Clauds Blick glitt wieder zu Barbara.
„Ich denke gar nicht daran, irgendetwas zu verkaufen“, gab Barbara empört zurück. „Schließlich bin ich Armands Witwe, ich weiß sehr genau, was mir zusteht.“
„Habe ich etwas verpasst?“, flüsterte Mitch, der hinter Mae getreten war, ihr zu.
Sie drehte sich überrascht um. „Wo haben Sie denn Stormy gelassen?“, flüsterte sie zurück.
„Irgendein Heini in einem exquisiten Anzug hat sie mir weggeschnappt.“ Mitch grinste sie an. „Ich war so glücklich, dass ich ihn am liebsten umarmt hätte.“
„Und wer ist das, wenn ich fragen darf?“, fragte Barbara indigniert, weil ihr Mitch noch nicht vorgestellt worden war.
Mitch wandte sich Barbara zu, und Mae konnte seinem Blick entnehmen, dass er sie umgehend richtig eingeschätzt hatte. Er nahm ihre Hand. „Mitchell Peatwick. Mein herzliches Beileid. Wann genau haben Sie Armand geheiratet?“
„Vor einer Woche auf Barbados“, gab Barbara kühl zurück. „Ich kann mich nicht erinnern, dass wir uns schon einmal irgendwo begegnet wären, oder?“
„Nein“, stimmte Mitch zu. „Warum haben Sie und Armand denn Ihre Hochzeitsreise früher als geplant abgebrochen?“
Barbaras Nasenflügel bebten. „Wirklich, Mr. Peatwick, ich wüsste nicht, was Sie das angeht.“
Mitch ließ seinen Charme sprühen. „Oh, das geht mich sehr viel an. Mabel hat mich nämlich engagiert herauszufinden, wer Armand umgebracht hat.“
„Wie kommen Sie denn auf so eine absurde Idee? Er wurde doch nicht umgebracht.“
Mitch strahlte sie an. „Sie haben nicht vielleicht in letzter Zeit zufällig sein Tagebuch gesehen?“
„Ach, da ist ja Onkel Gio“, mischte sich Mae ein, noch bevor Barbara Gelegenheit hatte zu antworten, und legte Mitch eine Hand auf den Arm. „Kommen Sie, wir wollen ihn begrüßen.“ Damit zog sie Mitch in Richtung Tür.
„War nett, Sie kennengelernt zu haben“, rief Mitch über die Schulter hinweg Barbara zu. „Was für eine Zimtziege!“, stöhnte er, sobald sie außer Hörweite waren. „Wo ist denn Gio?“
„Dort drüben am Fenster. Mit Carlo. Aber vergessen Sie’s. Ich wollte Sie bloß von Barbara loseisen. Jetzt bekomme ich wirklich ein Problem. Barbara plant, hier einzuziehen und Harold und June zu feuern.“
Mitch verzog das Gesicht. „Wenn ich mir vorstelle, mit dieser Schreckschraube zusammenzuleben! Vielleicht hat Armand ja aus diesem Grund das Zeitliche gesegnet. Weil er den Gedanken daran einfach nicht ertragen konnte.“
„Aber warum musste er sie dann unbedingt heiraten?“ Mae lehnte sich für einen Moment an ihn, um den Druck, den ihr diese neuen unerwarteten Probleme bescherten, etwas abzumildern. Als Mitch den Arm um sie legte, spürte sie, wie ihr leichter ums Herz wurde. „Und jetzt habe ich sie am Hals.“ Er fühlte sich gut an, so warm und zuverlässig, dass sie der Versuchung nicht widerstehen konnte, ihren Kopf an seine Schulter zu legen, und die Augen schloss.
„Sie sind nicht allein, Mabel.“ Seine Stimme klang rauer als gewöhnlich. „Sie haben mich engagiert, erinnern Sie sich? Wir werden Ihre Probleme gemeinsam lösen.“
Mae blinzelte. „Wir?“
„Ja. Sie und
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