Ein Mann für alle Sinne - Roberts, N: Mann für alle Sinne
„Ich bekomme wirklich keinen weiteren Bissen mehr hinunter.“
„Ja, ich entsinne mich. Sie halten nichts von maßloser Schwelgerei.“ Dennoch füllte er ihr Glas nach.
„Richtig.“ Sie nippte und genoss den Geschmack und die Aura von Luxus, die nur Champagner heraufbeschwören konnte. „Aber inzwischen habe ich vielleicht eine andere Ansicht zum Genießen entwickelt.“ Sie streifte ihre Schuhe ab und lachte Carlo über den Rand ihres Glases hinweg an. „Ich bin bekehrt worden.“
„Sie sind hinreißend.“ Das Licht war gedämpft, die Musik leise, die Aromen in der Luft würzig und angenehm. Carlo mahnte sich zur Zurückhaltung. Die Angst, die er vorhin in ihren Augen gesehen hatte, verlangte es. Doch jetzt war sie entspannt, und sie lächelte. Und das Verlangen, das sich in ihm gemeldet hatte, gleich im ersten Augenblick ihrer Begegnung, war noch ebenso groß wie am ersten Tag.
Die Sinne wurden von einem Mahl geschärft und erregt. Das war etwas, das er verstand und akzeptierte. Und noch etwas wusste er: Ein Mann und eine Frau sollten niemals das Vergnügen ignorieren, das sie einander geben konnten.
Daher hielt er sich nicht zurück, sondern fasste ihr Gesicht mit beiden Händen. Auf diese Art konnte er ihr in die Augen schauen und ihre Haut fühlen, fast konnte er sie schon schmecken. Dieses Mal erkannte er Sehnsucht, keine Angst, dafür aber Achtsamkeit. Vielleicht war sie bereit für die zweite Lektion.
Sie hätte sich weigern können. Der Gedanke, dass es angebracht sei, schoss durch ihren Kopf. Aber seine Hände lagen so stark und gleichzeitig so sanft auf ihrer Haut – noch nie hatte sie eine solche Berührung erfahren. Sie wusste, wie sein Kuss sein würde, und gespannte Erwartung und Nervosität vermischten sich. Sie wusste es, und sie wollte es.
Und war sie nicht eine Frau, die sich ihrer sicher war? Sie legte die Finger um seine Handgelenke, aber sie schob seine Hände nicht fort, sondern hielt sie fest, während sie mit ihren Lippen seinen Mund leicht berührte. Einen Moment lang verharrten sie so, ließen sich Zeit, den ersten Geschmack, das Gefühl des ersten Kontakts auszukosten. Dann, langsam, gleichzeitig, verlangten beide nach mehr.
Sie schien ihm so schmal und zierlich, als er sie hielt, dass ein Mann vergessen konnte, wie stark und fähig sie war. Der Wunsch, sie zu beschützen, stieg in ihm auf. Ja, das Begehren brannte, aber wenn sie sich so nachgiebig zeigte, so verletzlich, dann fühlte er sich verpflichtet, nur Zärtlichkeit zu geben.
Hatte ein Mann sie je mit solcher Behutsamkeit behandelt? Schwindel ergriff Juliet, als er die Hände in ihr Haar schob. Hatte je ein anderer solche Geduld gezeigt? Sein Herz hämmerte, wild und ungestüm, sie konnte es an ihrer Brust fühlen. Aber sein Mund war so weich, seine Hände so sanft. Als wären wir schon seit Jahren ein Paar, dachte sie benommen, und hätten noch alle Zeit der Ewigkeit vor uns.
Keine Eile, keine Hast, kein Drängen. Nur Vergnügen. Ganz zaghaft öffnete sich ihr Herz. Und es schien, als schlüpfe er durch den Spalt. Als das Telefon klingelte, fluchte er. Juliet seufzte. Sie waren beide bereit gewesen, sich auf das Risiko einzulassen.
„Nur eine Minute“, murmelte er.
Verträumt legte sie die Hand an seine Wange. „Ja, sicher.“
Als er sich erhob, um ans Telefon zu gehen, lehnte Juliet sich mit geschlossenen Augen zurück, entschlossen, nicht zu denken.
„Caral !“ Die Begeisterung in seiner Stimme und das Kosewort ließen sie die Augen wieder aufschlagen. Ein rasanter Schwall in Italienisch folgte. Juliet hatte keine andere Wahl, als zu denken.
Zuneigung lag in seiner Stimme. Es war nicht nötig, die Worte zu verstehen. Juliet sah zu ihm hin, sah ihn strahlend lächeln, während er mit der Frau am anderen Ende sprach. Resigniert griff sie nach ihrem Champagnerglas. Es fiel ihr schwer, sich einzugestehen, was für eine Närrin sie gewesen war. Oder zugeben zu müssen, dass sie verletzt war.
Sie wusste doch, wer er war. Was er war. Sie wusste, wie viele Frauen er schon verführt hatte. Und ja, sie war sich ihrer selbst sicher und wusste, was sie wollte. Vielleicht wollte sie sogar ihn. Aber sie würde sich niemals in die lange Reihe der anderen einreihen. Sie stellte ihr Glas ab und stand auf.
„S ì, s ì. Ich liebe dich.“
Juliet wandte sich ab. Wie leicht ihm dieser Satz über die Zunge kam, gleich in welcher Sprache. Und wie wenig Bedeutung darin lag, wenn er ihn aussprach.
„Ich entschuldige
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