Ein Mann für alle Sinne - Roberts, N: Mann für alle Sinne
gemeinsam aufgestoßen hatten. Keiner von ihnen war vorher schon einmal mit einem anderen dort gewesen, keiner von ihnen würde je mit einem anderen dorthin gehen.
Juliet überließ sich der Dunkelheit, der Hitze – und Carlo.
Er zog den dünnen Streifen Stoff beiseite, der ihren Schoß bedeckte. Ihn dürstete nach der Ambrosia ihres Körpers. Er wusste augenblicklich, wann er sie über die erste Klippe getrieben hatte, und er sonnte sich in diesem Gefühl. Welle um Welle der Leidenschaft überspülte ihn, während er sie wieder zum Gipfelsturm trieb, und wieder. Sie beide zitterten. Sie schrie seinen Namen heraus, als er mit den Lippen eine heiße Spur über ihre Schenkel zog. Alles von ihr, das war der einzig vorherrschende Gedanke in seinem Kopf. Er wollte sie ganz besitzen, bis sie bereit und willig war, alles von ihm zu besitzen.
„Juliet, ich will dich.“ Sein Gesicht war jetzt über ihrem, sein Atem ging rasselnd. „Sieh mich an.“
Sie balancierte schwankend auf dem messerscharfen Grat zwischen Vernunft und Wahnsinn. Als sie die Augen öffnete, sah sie sein Gesicht vor sich. Es war alles, was sie wollte.
„Ich will dich“, wiederholte er, während das Blut in seinen Ohren rauschte. „Nur dich.“
Sie schlang die Beine um ihn, den Rücken durchgedrückt, bog sie sich ihm entgegen. Für einen endlosen Augenblick hielten ihre Blicke einander fest. Für das, was in ihnen tobte, fand keiner von ihnen beiden die Worte, um es zu erklären. Es war sowohl Gefahr als auch Sicherheit.
„Nur dich“, murmelte sie und nahm ihn in sich auf.
Beide waren sie erschüttert, verwundert, erfüllt. Nackt, erschöpft und warm lagen sie eng umschlungen still da. Die Worte sind ausgesprochen worden, dachte Juliet. Im Augenblick des momentanen Wahnsinns hatten sie sich einander offenbart. Sie würde darauf achten müssen, diese Worte in den Augenblicken höchster Lust nicht zu wiederholen. Sie brauchten keine Liebesbeteuerungen, ihnen blieben noch vier Tage. Und doch sehnte Juliet sich schmerzhaft danach, sie noch einmal zu hören, sie noch einmal zu sagen.
Sie konnte den Ton ihrer Beziehung bestimmen, das wusste Juliet. Sie musste nur jetzt gleich damit anfangen und den Klang beibehalten. Kein Druck. Sie hielt die Augen noch eine Weile länger geschlossen. Keine Reue. Der zusätzliche Moment, den sie genutzt hatte, um ihre Kraft zu sammeln, verging unbemerkt.
„Ich könnte eine ganze Woche lang so liegen bleiben“, murmelte sie. Sie meinte es ernst, sprach die Worte aber träge und lasziv aus. Langsam drehte sie den Kopf und lächelte ihn an. „Bist du bereit für das nächste Nickerchen?“
Es gab so vieles, das Carlo sagen wollte. Und so vieles, dachte er, das sie nicht hören will. Sie hatten die Regeln festgelegt, er brauchte nichts anderes zu tun, als sich daran zu halten.
„Nein.“ Er drückte einen Kuss auf ihre Stirn. „Obwohl ich noch nie auf schönere Art aus dem Schlaf aufgeweckt worden bin. Aber jetzt, denke ich, ist es Zeit für deine nächste Lektion.“
„Wirklich?“ Sie runzelte die Stirn. „Ich hätte gedacht, dass ich die Prüfung bestanden habe.“
„Kochen“, erklärte er und kniff sie in die Stelle, in die italienische Männer mit Vorliebe kniffen.
Juliet schüttelte ihr Haar zurück und revanchierte sich auf die gleiche Weise. „Ich hatte gehofft, du würdest es vergessen.
„Franconi vergisst nie etwas. Schnell duschen, frische Sachen anziehen und dann ab nach unten in die Küche.“
Mit einem Schulterzucken fügte Juliet sich. Nicht eine Sekunde lang glaubte sie daran, dass die Hotelleitung ihm erlauben würde, die Hotelküche für Kochstunden zu nutzen.
Eine halbe Stunde später musste sie einsehen, wie falsch sie mit ihrer Vermutung gelegen hatte.
Carlo ging erst gar nicht zur Hotelverwaltung. Er sah keinen Grund, weshalb er sich durch irgendeine Hierarchie kämpfen sollte. Ohne viel Aufsehen steuerte er Juliet durch das elegante Hotelrestaurant und in die große Küche mit der hohen Decke. Exotische Aromen hingen in der Luft – und der Geräuschpegel einer U-Bahn-Station.
Spätestens hier würden sie ihn aufhalten, davon war Juliet überzeugt. Sie war sicher, dass sie gleich im Restaurant sitzen oder sich vom Zimmerservice etwas in die Suite bringen lassen würden. Zwar hatte sie bequeme Jeans angezogen, aber sie hatte keineswegs wirklich die Absicht, zu kochen. Und nach einem Blick durch den riesigen Raum, auf die überdimensional großen, professionellen
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