Ein Mann - Kein Wort
in irgendeiner Weise reagiert. Und doch: Körpersprache kann Sprache nicht ersetzen. Wer schon einmal einen Menschen besucht hat, der wegen eines Schlaganfalls sprachunfähig ist, weiß, wie quälend es für beide Seiten ist, sich nicht über Worte verständigen zu können. Zu beschränkt ist unser Repertoire an Gesten, Blicken und Gesichtsausdrücken, um die Komplexität und Reichhaltigkeit unseres Denkens, Fühlens und Wollens angemessen abbilden zu können. Und auch wenn es manchmal heißt: »Ein Blick sagt mehr als tausend Worte«, so kann dies doch nicht darüber hinwegtäuschen oder -trösten, dass eben leider oft überhaupt nicht klar erkennbar ist, was denn mit diesem Blick eigentlich gesagt werden soll!
Wenn es um differenziertere Gedanken und Gefühle geht, wie sie in jeder tieferen Beziehung eine Rolle spielen, ist Sprache eben unersetzlich. Dies ist der Grund, weshalb ich in diesem Buch mitallem Nachdruck dafür plädiere, das Gespräch nicht zu vernachlässigen, sondern es im Gegenteil zu üben, zu üben und nochmals zu üben.
Sexualität – Sprache ohne Worte?
An dieser Stelle sei ein in vielen Partnerschaften auftretender gravierender Unterschied im Empfinden und Erleben von Mann und Frau kurz erwähnt: Wenn eine Frau sich mit ihrem Partner streitet oder eine emotionale Disharmonie bzw. Distanz zwischen sich und ihm empfindet, so hat sie das dringende Bedürfnis,
erst
dieses Problem zu klären – und
dann
eventuell sexuell intim zu werden. Mit anderen Worten: Der körperlichen Nähe und Harmonie sollte die wiederhergestellte geistig-seelische Nähe und Harmonie
vorausgehen
. Es gibt jedoch viele Männer – ob es die Mehrheit ist, kann ich nicht beurteilen –, die ganz anders denken oder fühlen: Für sie
ist
die sexuelle Vereinigung ein Mittel,
um
wieder Nähe und Harmonie herzustellen. Um sozusagen die emotionale Kluft zu überbrücken, um den Riss zu kitten – zumindest vorübergehend. Und selbst wenn dem nicht so ist, so können zahlreiche Männer die körperliche Vereinigung auch dann genießen, wenn die seelische Nähe vonseiten der Partnerin aus irgendeinem Grund nicht intensiv spürbar ist. Man kann wohl sagen: Viele Männer können zwischen geistig-seelischer und körperlicher Nähe leicht trennen, während es für Frauen schwierig ist, beides
nicht
in unmittelbarer Verbindung miteinander zu sehen und zu erleben. Wenn also eine Frau und ein Mann eine Meinungsverschiedenheit haben, und am Ende des Tages möchte der Mann mit seiner Frau schlafen, so empfindet die Frau dies als Zumutung, da für sie die Voraussetzungen dafür in diesem Moment überhaupt nicht gegeben sind. Häufig reagiert sie deshalb mit Unlust, Unmut und Ablehnung.
Der Mann wiederum kann nicht begreifen, weshalb die Frau diese beiden Dinge (hier Streit – dort Sex) nicht strikt auseinanderhalten kann bzw. wieso sie deswegen auf Sexualität verzichtenmöchte. Wenigstens dieser Genuss bzw. diese Art der Kommunikation sollte doch noch möglich sein …! Dementsprechend empfindet er den Rückzug seiner Frau als eine Art Bestrafung oder Erpressung – sozusagen ein »körperlicher Liebesentzug«, der ihn seinerseits demütigt und frustriert. Auf diese Weise kommt zur ersten Verletzung, die am Anfang stand, die nächste Verletzung – der Graben wird immer tiefer.
Es ist deshalb meines Erachtens wichtig, diesen unterschiedlichen Umgang mit Sexualität zu kennen und gegebenenfalls in der Partnerschaft offen anzusprechen – ohne die Unterschiede im Empfinden als »gut« oder »schlecht« zu bewerten, denn das ist nicht möglich.
»Der Ton macht die Musik« – die Verbindung von Sprache und Körpersprache
Wie
immer wir mit einem Menschen kommunizieren – ob oberflächlich oder sehr persönlich – und auch
was
immer wir mit ihm besprechen: Auf irgendeine Weise geben wir uns gegenseitig Beziehungssignale – und dies geschieht in jedem Fall mittels Körpersprache. Man kann vereinfacht sagen: Über die Sprache teilen wir primär die
Sache
mit, um die es geht – über die Körpersprache teilen wir die
Emotionen
mit, die wir haben: entweder in Bezug auf uns selbst oder in Bezug auf unser Gegenüber. Wir »färben« sozusagen unsere Worte mit der Körpersprache emotional ein.
Dazu ein Beispiel: Die Moderatorin Sandra Maischberger versucht in ihren Interviews, durch eine sehr expressive Körpersprache – Stimme, Blicke, Mimik und vor allem sehr viele ausholende Gesten und Handbewegungen – auch eine emotionale Beziehung zu
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