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Ein Mann - Kein Wort

Ein Mann - Kein Wort

Titel: Ein Mann - Kein Wort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Weingardt
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Dies veranlasst die Frau meist, sich noch stärker um Verbundenheit zu bemühen, was wiederum den Rückzug des Mannes verstärkt usw. Gibt es einen Ausweg aus dieser Beziehungssackgasse?
    In unserer heutigen Zeit, die Selbstentfaltung, persönliche Freiheit und Autonomie als oberste Werte propagiert, gerät etwas Entscheidendes immer mehr in Vergessenheit: »Die Verbundenheit mit anderen Menschen ist der Dreh- und Angelpunkt einer gesunden psychischen Entwicklung. Unsere psychische Stabilität und unser Glück hängen direkt mit der Qualität unserer Beziehungen zusammen.« 66
    Diese Qualität wiederum wird davon geprägt, ob wir in der Lage sind, enge und vertraute Beziehungen einzugehen und uns gegenseitig in unserer Entwicklung zu fördern.
    Wenn Frauen und Männer eine enge Beziehung zu einem Angehörigen des anderen Geschlechts aufbauen wollen, so wäre es für Frauen gut zu wissen, dass Männer mehr Zeit für den
Reaktionsprozess
brauchen, wenn sie auf Gefühle eingehen oder selbst Gefühle zum Ausdruck bringen wollen. Mit Drängen und bohrenden Fragen lässt sich hier nichts erzwingen, allerdings ist Beharrlichkeit, Dranbleiben am Thema wichtig!
    Außerdem sollten beide Partner begreifen, dass sie, um das »Wir« zu stärken, ein Stück ihres »Ichs« zumindest zeitweise zurücknehmen müssen. Eine Frau, die dem Mann seinen Wunsch nach einer gewissen Freiheit in der Beziehung zugesteht, muss ihr eigenes Bedürfnis nach Nähe und Verbindlichkeit möglicherweise in einigen Punkten zurückschrauben. Umgekehrt kann der Mann, der den Wunsch seiner Partnerin nach mehr »Wir« respektiert, seinen eigenen Drang nach Selbstbestimmung und Unabhängigkeit nicht ungehemmt ausleben, andernfalls kann kein »Wir« wachsen.
    Ohne diese
beiderseitige
Bereitschaft, auf die Andersartigkeit des anderen mitsamt den damit verbundenen Bedürfnissen und Grenzen Rücksicht zu nehmen und dafür auch Opfer zu bringen, wird die Verbundenheit nicht wachsen. Doch entscheidend ist die Frage: Wie gehen wir mit Momenten und Erfahrungen der
intensiven Unverbundenheit
um?
    Shem und Surrey stellen fest: Wenn sich ein Paar in einer Beziehungssackgasse bzw. in einem Zustand der Unverbundenheit befindet, wie es beispielsweise während und nach einem Streit der Fall ist, so besteht die Gefahr, dass beide anfangen, sich in das »Ich« und das »Du« – vor allem das anklagende »Du« (»Du bist nicht … hast nicht … – wenn du anders wärst …«) – zurückzuziehen. »Nur wenn einer oder beide Partner in diesen Anfangsmomenten die Geistesgegenwart aufbringen und fragen: Wo ist das ›Wir‹ in diesem Augenblick?,können sie die Situation noch verändern und das Trennende in etwas Verbindendes verwandeln. Wenn das nicht gelingt, wird der Knoten immer fester, und die Beziehung driftet unaufhaltsam in eine Sackgasse.« 67
    Von den vielen Anregungen, die Shem und Surrey geben, um als Paar eine Sensibilität für das »Wir« zu entwickeln, erscheinen mir folgende besonders wichtig 68 :
      Anerkennen, dass die Verbundenheit an erster Stelle steht
    Wenn sich ein Paar im Tiefsten miteinander verbunden fühlt, kann es über alles Mögliche gut reden; wenn es sich unverbunden fühlt, über nichts. Denn es führt nicht weiter, auch dann noch miteinander zu reden, wenn die innere Verbindung abgerissen ist.
      Gefährdungspunkte des »Wir« erkennen
    In jeder Beziehung gibt es – regelmäßige oder unregelmäßige – Situationen oder Zeiten, in denen das Gefühl der Verbundenheit in Gefahr gerät. Dies kann z.B. sein, wenn man sich tagelang nicht gesehen hat, oder in Phasen, in denen die Beschäftigung mit Dritten (Kindern, Kollegen etc.) einen oder beide Partner vollkommen mit Beschlag belegt. Auch nach Diskussionen, die vorläufig ohne Lösung enden, oder wenn körperliche Nähe und Sexualität längere Zeit fehlen, können solche Gefährdungen entstehen. Sie müssen rechtzeitig erkannt werden.
      Das »Wir« durch die Phasen der Unverbundenheit aufrechterhalten
    Hier ist es hilfreich, kleine Rituale zu entwickeln, in denen auch ohne längeres Gespräch immer wieder eine Art seelischer Kontaktaufnahme mit dem anderen erfolgt. Sei es, dass man den Partner tagsüber einmal anruft oder ihm eine E-Mail schreibt; sei es, dass man ihm mit einer kleinen Geste oder Aufmerksamkeit Nähesignalisiert … – wichtig ist, dass
beide
Partner lernen, Verantwortung dafür zu übernehmen, dass die Unverbundenheit nicht die Oberhand gewinnt, und dass sie

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