Ein Mann wie du hat mir gefehlt
uns kennen lernten, und meine Eltern waren gerade gestorben. Ich lebte damals bei einer Tante, die mich aber nicht wollte. Ich … war verheiratet, bevor ich so recht begriff, wie mir geschah. Und dann lebte ich siebzehn Jahre die Rolle der Mrs. Jared Jaeson March.”
“Jared Jaeson”, wiederholte er. “Dann heißt Jae nach ihrem Vater.”
“Jae Ruella nach Jared und mir”, erwiderte Rachel. “Ruella ist mein zweiter Name.”
“Warum ist sie heute nicht mit dir gekommen?” fragte Lucas, um von der Scheidung abzulenken. Seine Fragen waren beantwortet, nun wollte er zu einem angenehmeren Thema umschwenken. Er wollte Rachel nicht mit Jared teilen.
“Sie und die anderen Cheerleaders fertigen Posters für den Wettlauf nächste Woche.”
“Vielleicht lerne ich sie kennen, wenn ich dich heute Abend nach Hause bringe.”
“Ich weiß nicht, ob jetzt der richtige Zeitpunkt wäre”, entgegnete Rachel. “Heute nacht hat sie mich das erste Mal mit einem anderen Mann gesehen. Wir haben sie aufgeweckt, als wir kamen, und sie hat uns gesehen, als du nur Gute Nacht…
sagtest.”
“Sie ist bestürzt, weil ich dir einen Gutenachtkuss gegeben habe.”
Rachel nickte.
“Sie wird drüber hinwegkommen. Glaub mir, ich kenne mich aus. Ich habe dasselbe mit Cheryl durchgemacht.”
Die Gondel schwebte in die Station ein. Hand in Hand schlenderten sie hinter den anderen Besuchern zur Steinpagode.
“Die japanischen Teegärten”, sagte Rachel. “Sind sie nicht wunderschön?” Sie gingen auf die obere Terrasse und sahen auf den Teich hinab. Der Garten leuchtete in herbstlichen Farben.
Lucas schob die Hände in die Gesäßtaschen seiner Jeans und wippte auf den Hacken. “Die Zeit ändert alles”, sagte er.
“Du sprichst über Jaes Reaktion auf mein Ausgehen?” fragte Rachel.
Lucas nickte. Er ergriff ihre Hand und führte Rachel zu der steilen sich abwärts windenden Steintreppe. “Cheryl war fünfzehn, als Debra starb. Eine Weile klebten wir aneinander aus Furcht, einander zu verlieren, wie wir Debra verloren hatten.
Dann allmählich richtete jeder sich in seinem Leben ein. Zuerst gefiel es Cheryl nicht, dass ich mit Frauen ausging. Aber sie gewöhnte sich daran. Jae wird schon damit fertig werden. Lass ihr Zeit.”
“Wie lange?” fragte Rachel, ohne eine Antwort zu erwarten.
Als sie die Brücke in der Mitte des Gartens erreichten, hielten sie inne. Rache l beugte sich über das Geländer und sah dem großen Goldfisch zu, der in dem kristallklaren Wasser schwamm. Hinter ihnen plätscherte ein Wasserfall.
“Sieh nur mal!” rief Lucas aus und deutete auf einen großen Wels. “Schade, daß Mandy das nicht sehen kann.”
“Wie geht es Mandy?”
“Sie hat sich wieder gefangen.”
“Und Mr. Worthmore?”
Die Lachfältchen in den Augenwinkeln vertieften sich, und seine Züge wurden weich. “Die beiden sind unzertrennlich.”
“Du bist wunderbar mit ihr umgegangen, Lucas. Ich muss sehr oft daran denken,”
“Ich hab’ die Kleine lieb”, sagte er schlicht. “Ich möchte sie adoptieren.”
Rachel wandte sich ihm zu. “Hast du etwas von ihren Verwandten gehört?”
Er lehnte sich gegen das Geländer und verschränkte die Arme über der Brust. “Nichts Neues. Der Cousin Oscar Maynard und seine Frau sind noch zu keinem Entschluss gekommen, was sie mit Mandy machen wollen. Aber wenigstens habe ich solange das Sorgerecht.”
“Und was hält Cheryl davon, wenn du Mandy adoptierst?”
“Sie ist dafür. Sie hat sich immer Geschwister gewünscht.”
“Ich hätte gedacht, sie würde eifersüchtig sein.”
“Ganz im Gegenteil”, entgegnete Lucas. “Nach Debras Tod wurde ich Cheryl gegenüber zu besitzergreifend und fürsorglich, aus lauter Angst, sie zu verlieren. Ich machte mir das damals nicht klar, aber ich erstickte sie mit meiner Liebe.”
“Ich kenne das”, sagte Rachel. “Ich glaube, als Alleinerziehender neigt man dazu.”
“Das Resultat war, dass Cheryl zu rebellieren begann”, fuhr Lucas fort, und seine Stimme wurde härter. “Sie zog mit einem Jungen zusammen, den sie erst kurz kannte. Nicht, weil sie ihn liebte, sondern weil sie sich selbst - und mir - etwas beweisen wollte.”
“Vielleicht suchte sie nach der Liebe, die ihr so grausam und viel zu früh entzogen wurde”, vermutete Rachel.
“Zieht mit einem Fremden zusammen.” Lucas lachte unfroh und stieß sich vom Geländer ab.
“Vielleicht gerät sie für eine Weile ins Schwimmen”, sagte Rachel, “aber du
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