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Ein Mann wie du hat mir gefehlt

Ein Mann wie du hat mir gefehlt

Titel: Ein Mann wie du hat mir gefehlt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Merritt
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Hand hinab, die sich um ihre geschlossen hatte. Ihr war zumute wie einem jungen Mädchen vor seinem ersten Stelldichein. Aber sie war kein junges Mädchen mehr und konnte die Welt nicht mehr durch eine rosarote Brille sehen. Ihre Erfahrungen hatten sie gelehrt, auf der Hut zu sein.
    “Wenn du aber die Jungen bei dir haben möchtest”, fuhr Lucas fort, “dann würde ich auch gern den Abend zu viert verbringen und tun, was immer du magst.” Offenherzig sah er Rachel an, und sein Griff um ihre Hand wurde fester. “Ich möchte ja nur mit dir Zusammensein, Rachel. Ich fühle mich wohl in deiner Gesellschaft.”
    “Wir gehen jetzt”, rief Cindy. “Hast du es dir überlegt?”
    “Bitte, Mom”, bettelte Neal, “sag ja.”
    “Na gut”, erwiderte Rachel. “Aber sieh zu, Cindy, dass sie dir gehorchen. Lass dich nicht von ihnen unterkriegen.”
    “Ich pass schon auf”, rief Cindy und ging mit den Jungen zum Ausgang.
    “Hast du Hunger?” fragte Lucas Rachel.
    “Jetzt, wo du es sagst, ja.”
    “Und wohin möchtest du?”
    “Auf den Fluss”, antwortete sie ohne Zögern. “Aber zuerst lass uns zu den Versunkenen Gärten sehen.” Ihr Blick folgte den Gondeln der Seilbahn, die über den Felsen schwebten, die man in ein botanisches Wunder verwandelt hatte.
    “Soll ich hinfahren?”
    “Nein, lass uns eine Gondel nehmen.”
    Hand in Hand gingen sie zum Kartenschalter und saßen Bald in einer hellroten Gondel. Die untergehende Sonne färbte den Himmel orange und purpurn. Rachel sah über die Brüstung der Gondel in den Teich und die Gärten. “Ich liebe die Versunkenen Gärten”, schwärmte sie. “Selbst im Herbst.”
    “Man sieht nicht mehr, dass dies einmal eine Felslandschaft war”, meinte Lucas.

    Sie erzählte ihm von einer Hochzeit, die hier stattgefunden hatte, als sie das letzte Mal diese Gegend besuchte. Verzückt betrachtete er sie, während sie sprach. Angestrahlt von der Nachmittagssonne stand ihr Haar wie ein goldener Strahlenkranz um ihr Gesicht. Ihre Augen leuchteten, und ihre Stimme klang angeregt und glücklich. Er genoss es, mit ihr zusammen zu sein.
    “Lucas, wo bist du mit deinen Gedanken?” fragte sie mit einem weichen Lachen.
    “Bei dir”, sagte er und legte seine Hand an ihre Wange. “Du bist eine schöne Frau, Rachel.”
    “Danke”, murmelte sie, wandte aber ihr Gesicht ab.
    Widerstrebend zog er die Hand zurück. “Du bist seit deiner Scheidung nicht oft mit Männern ausgegangen?”
    “Nein, du bist der erste.”
    Er hatte den Arm um ihre Schulter gelegt. “Ziemlich ungewohnt, was?”
    Sie kehrte ihm das Gesic ht zu und sah ihn überrascht an.
    “Ich erinnere mich an mein erstes Stelldichein ein Jahr nach Debras Tod.” Er verzog das Gesicht und lachte. “Mit einundzwanzig ist man voller Vertrauen und überlegt nur, wann man etwas unternehmen soll. Man hält sich für unsterblich. Mit einundvierzig hat man ohne jeden Zweifel erkannt, dass man sterblich ist, und man überlegt seine Handlungen sehr genau.”
    “Und dann passiert es, dass man seinen Kindern Rede und Antwort stehen muss, statt seinen Eltern”, sagte Rachel.
    “Das ist wohl der Augenblick, da wir unsere Eltern erst richtig schätzen lernen”, entgegnete Lucas. “Und wir erkennen, dass sie keineswegs so streng waren, wie wir glaubten. Kinder stellen manchmal sehr hohe Anforderungen.”
    Rachel dachte an die Auseinandersetzung, die sie gestern mit Jae gehabt hatte, und seufzte.
    “Möchtest du drüber sprechen?” fragte er.
    “Ich will dich nicht langweilen.”

    “Ich hätte nicht gefragt, wenn ich es nicht wirklich wissen wollte.”
    “Ach, es ist Jae”, begann sie. “Sie leidet sehr unter der Scheidung und kann sich nicht damit abfinden. Sie glaubt, dass ihr Vater und ich wieder zueinander finden.”
    “Und werdet ihr?” fragte er.
    “Nein.”
    “Um meinetwillen bin ich froh.” Er verspürte tiefe Erleichterung, und für einen Augenblick sahen sie einander in die Augen. “Erzähl mir von der Scheidung”, bat er.
    Und sie sprach und war wieder verwundert, keinen Kummer und Gram mehr zu empfinden. Statt durch das Erzählen die Geschichte noch einmal zu durchleben, war sie nur mehr eine Berichterstatterin.
    “Liebst du ihn immer noch?”
    Rachel überlegte einen Augenblick. “Nein.”
    Ihr Zögern enttäuschte Lucas und ließ den Verdacht aufkommen, dass sie ihre Gefühle nur verdrängte.
    “Manchmal glaube ich, dass ich ihn nie geliebt habe”, gestand Rachel. “Ich war sehr jung, als wir

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