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Ein Mann wie ein Erdbeben

Ein Mann wie ein Erdbeben

Titel: Ein Mann wie ein Erdbeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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und brach den Dienst in der Bar ab.«
    »Und wann gingen Sie zum Dienst?«
    »Kurz vor 8 Uhr abends.«
    »Da war Herr Barreis schon hier in der Wohnung?«
    »Nein. Aber er muß kurz danach gekommen sein.«
    »Sagt er.«
    »Bob lügt nicht!«
    Kommissar Rosen nickte mehrmals. Das kleine Barmädchen und der Millionenerbe … wieder so ein Fall von Liebe, über den keiner nachdenkt, den man hinnimmt, ein modernes Märchen … und doch eine immer offen bleibende Frage: Da finden sich zwei Menschen aus zwei völlig konträren Welten und wollen zusammenbleiben. Ein Leben lang? Oder nur für die Dauer eines Rausches? Wie stuft dieser Robert Barreis diese sympathische, kleine, hübsche Marion Cimbal ein? Dieses bis unter die Haarwurzeln in Barreis verliebte Mädchen, das sich bald immer tiefer in Widerspruche verwickelt. Man sollte ihr helfen, dachte Rosen. Man sollte sie zurückholen aus ihrer Illusionswelt. Dieser Barreis ist ein eiskalter Bursche mit dem Gesicht eines Engels. Sein Hirn produziert nur Gemeinheiten. Da ist der Fall Lutz Adams. Mit einem Sportwagen prallen sie gegen einen Felsen, Adams steuert, aber Barreis fliegt, entgegen aller Fliehkraftgesetze, nicht nach vorn, sondern seitlich, vom rechten Sitz über Adams hinweg aus der Tür ins Freie, während Adams elend verbrennt. Aber wer will ihm da etwas nachweisen? Sie waren allein, die französischen Kollegen haben an Ort und Stelle ermittelt und die Akten als Unfallsache geschlossen. Wird es hier mit dem Tod der Renate Peters genauso werden? Was bedeuten schon Spuren von Pirelli-Reifen an der Autobahnbrücke? Keiner von den Autofahrern, die Renate Peters von der Brücke stürzen sahen, hat hinter dem Geländer einen Schatten bemerkt, die Andeutung eines zweiten Menschen. Niemand. Und trotzdem hat jemand auf ihre Finger getreten, die sich an das Gitter festklammerten. Die Obduktion hat es einwandfrei ergeben. Es waren keine Sturzverletzungen.
    »Sie trinken viel?« fragte Rosen plötzlich. Marion Cimbal, auf diesen Schuß nicht vorbereitet, schüttelte den Kopf.
    »Wenig. Auch in der Bar nicht. Wir kippen unsere Drinks, die wir spendiert bekommen, in Kupfereimerchen, die unter der Theke stehen. Sonst hielten wir das gar nicht aus.«
    »Logisch. Aber Sie rauchen gern.«
    »Auch nicht. Ab und zu eine Zigarette.«
    »Dann hatten Sie heute einen bösen Tag! Sie haben eine halbe Flasche Kognak getrunken und mindestens dreißig Zigaretten geraucht.«
    Dubroschanski stand auf, setzte sich auf das Bett und begann, die Kippen in dem vollen Aschenbecher zu zählen. In Marions Augen glomm Angst auf. Rosen kannte diese unsteten Blicke, das leichte Zucken in den Augenwinkeln, diese mit Gewalt gebändigten, aber doch überreizten Nerven, die nicht mehr gehorchen wollten.
    »Genau neunundzwanzig«, sagte Dub nach seinem Zählakt. »Flasche über die Hälfte leer.«
    »Warum?« fragte Rosen geduldig.
    »Ich war unruhig.«
    »Mit einem so reinen Gewissen?«
    »Bob ist schließlich verhaftet!« Sie sprang auf und stieß dabei den Hocker um. Rosen beugte sich vor und stellte ihn wieder auf den Drehfuß. »Erwarten Sie, daß eine Frau so ruhig wie ein Kriminalbeamter ist, wenn man ihren … ihren …« Sie suchte nach einem passenden Wort.
    »Sagen Sie ruhig: Geliebten –« Rosen lächelte mild. »… wenn man ihren Geliebten einkassiert. Geliebter klingt zwar unmodern, Ihre Generation lacht über solche Wörter … aber im Herzen ist er doch nichts anderes, was? Bis heute gibt es keinen Ersatz für diese Worte. Geweint haben Sie auch?«
    »Noch ganz naß …«, berichtete Dubroschanski vom Bett. Er hielt das Taschentuch in der Hand. »Man kann es auswringen. Ein Viertelliter Frauentränen.«
    »Ich weiß nicht, was Sie von mir wissen wollen.« Marion Cimbal hatte sich gefaßt. Rosen bemerkte die Veränderung sofort … jetzt ist es vorbei, wußte er. Das weitere Verhör ist vertane Zeit. Von jetzt ab ist sie wieder ein Geschöpf von Bob Barreis … oder von Dr. Dorlach. Für Rosen war es sicher, daß der clevere Anwalt längst auf allen Tasten spielte. Bekannt war bereits, daß Theodor Haferkamp ein Gespräch beim Generalstaatsanwalt angemeldet hatte.
    Rosen erhob sich. Geld müßte man haben, dachte er bitter. Soviel Geld wie die Barreis'. Da können auch Gesetze porös werden wie Schweizer Käse. Selbst in Deutschland, dem angeblichen Muster eines Rechtsstaates. Wer dann noch – wie wir jetzt – stur seine Pflicht tut, wird sich bald den Kopf an den Geldsäcken einrennen,

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