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Ein Mann wie ein Erdbeben

Ein Mann wie ein Erdbeben

Titel: Ein Mann wie ein Erdbeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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erstenmal kam ihm ernsthaft der Gedanke, Marion Cimbal zu heiraten.
    Sie war ihm mehr wert als alle Barreis-Millionen.
    Es war entschieden ein Fehler, doch noch nach Vredenhausen zu fahren. Bob tat es trotzdem, um Onkel Theodor einige schlaflose Nächte zu bereiten: Er wollte einen Teil des väterlichen Erbes flüssig sehen, um seine Boutiquen-Kette zu gründen. Schon am Telefon hatte er seine ganz klaren Vorstellungen kundgetan:
    »Ich weiß, daß mein Vater mir etwas mehr als zwanzig Millionen hinterlassen hat. Davon sind zehn Millionen in Aktien angelegt. Ich bin bereit, auf das ganze Erbe zu verzichten, wenn mir diese zehn Millionen ausgezahlt werden. Das ist ein klares, rundes Geschäft!«
    »Und die Barreis-Werke?« hatte Theodor Haferkamp zurückgeschrien.
    »Die Fabriken interessieren mich so viel wie ein Kuhfladen! Ich habe noch zwei Vettern und drei Cousinen … die werden sich freuen und um das goldene Kalb tanzen. Und dein Heiliger ist auch noch da. Hellmut Hansen! Da mein Leben gar nicht zu bezahlen ist und er es zweimal gerettet hat, solltest du ihn an den Fabriken beteiligen! Ich will mein Leben so gestalten, wie es mir paßt, verstehst du das?«
    »Bei deiner Lebensauffassung sind zehn Millionen schnell durch die Röhre gejagt! Und was dann?«
    »Dann jage ich mich hinterher, lieber Onkel.«
    »Du hast einen Pickel im Gehirn!« schrie Haferkamp. »Seit zweihundert Jahren sind die Barreis' –«
    »O Himmel, hör auf mit der Genealogie der Barreis'! Früher war es üblich, daß der Sohn nicht nur den Gehrock des Vaters, sondern auch dessen Steckmanschetten übernahm. Wenn der Alte Schweine schlachtete, mußte auch der Sohn Säue abstechen! Das ist vorbei! Ich habe eigene Pläne.«
    »Komm her –«, sagte Haferkamp gepreßt. »Wir müssen das alles in Ruhe einmal durchsprechen …«
    So fuhr Bob nach Vredenhausen. Marion Cimbal nahm er mit und stellte sie Haferkamp vor. Dieser musterte sie kurz und nahm sich vor, sie zu übersehen. Bob erkannte das sofort. Sein Ärger wurde zum wütenden Haß.
    »Sie ist mehr wert als eure ganze vollgefressene Gesellschaft«, sagte er. Haferkamp nickte mehrmals.
    »Zur Abwechslung spielst du jetzt den Sozialisten, was?« Er holte aus dem Panzerschrank das Wichtigste der ganzen Barreis-Werke: die detaillierten Anweisungen von Bobs Vater. Die Bibel von Vredenhausen, wie Haferkamp sie einmal nannte. »Lies das, und dann werde wieder Mensch!« sagte er und warf Bob die dünne Akte zu. »Als dein Vater starb, warst du zu jung, um das zu verstehen – nachher hast du dich darum nie gekümmert.«
    Bob schob die Akte über den Tisch weg. »Was steht drin?« fragte er. »Ich nehme an, du kennst das auswendig.«
    »Gewiß.« Haferkamp lächelte böse. »Dein Vater bestimmte, daß kein Geld aus der Firma gezogen werden darf, keine Veräußerungen von Familienbesitz – darunter fallen auch die Aktien – getätigt werden dürfen, wenn die wirtschaftliche Lage der Fabriken dadurch geschädigt wird. Wir leben in einer Zeit härtesten Konkurrenzkampfes. Eine Verflüssigung des Kapitals ist also unmöglich.«
    »Ich verstehe.« Bob lehnte sich an die Wand von Haferkamps getäfeltem Büro. Marion wartete in Vredenhausen im Café Himmelmacher. Es wurde das beste Geschäft des Cafés, denn es hatte sich schnell herumgesprochen, wer dort wartete. Wer ein paar Minuten Zeit hatte, kam zu Himmelmacher, kaufte ein Teilchen oder trank eine Tasse Kaffee und starrte Marion unverhohlen an. »Fünf Millionen vorweg.«
    »Nicht eine.«
    »Ich werde diese irren Bestimmungen aufheben.«
    »Bitte. Aber das ist sinnlos! Die Gerichts- und Anwaltskosten sind bei diesem Streitwert so hoch, daß du sie nie allein aufbringen kannst!«
    »Also nichts!«
    »Doch. Dein monatlicher Wechsel, der dir erlaubt, das Leben eines Faulenzers und Prominentenbeschälers zu leben. Ich bin bereit, dir diese Summe wieder zu geben, wenn du auf jeden Skandal verzichtest, der den Namen Barreis belastet.« Haferkamp streckte den Kopf wie ein suchender Raubvogel vor. »Was hast du in Sizilien gemacht? Was bedeuten die zwanzig Kühlbeutel? Was vertreibt die ›Anatomische Handelsgesellschaft‹?«
    Bob lächelte breit. Das also ist es, dachte er. Das bringt den korrekten Theodor um den Verstand! Er wittert faules Fleisch, aber findet es nicht.
    »Ich bin nicht käuflich«, sagte Bob.
    »Dahinter verbirgt sich doch eine riesengroße Schweinerei!«
    »Warum muß alles Unbekannte gleich eine Schweinerei sein?«
    »Weil deine Finger

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