Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Mann wie ein Erdbeben

Ein Mann wie ein Erdbeben

Titel: Ein Mann wie ein Erdbeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
sechzigtausend Lire zu zahlen. Das Argument des alten Frolini, das dieser am nächsten Morgen vorbrachte, überzeugte.
    »Wenn ich ein Rind kaufe, bezahle ich das Gewicht. Bezahlen Sie wenigstens die Größe, Signori …«
    Der Tote wurde übernommen, in die neue Kiste mit der Batteriekühlung gelegt, wie bei den Duccis beteten auch die Frolinis zum Abschied und weinten herzzerreißend … dann fuhren Bob und Tschocky quer durch Italien und Österreich zurück nach Deutschland.
    Ihre letzte Station vor München war Bregenz am Bodensee. Sie mieteten sich in einem Motel ein, stellten den Wagen vor ihr Apartment und fielen todmüde in die Betten. Vorher kontrollierte Tschocky noch die Kühlung der Kiste … sie funktionierte fehlerlos. Der Schwager der Frolinis war gut durchgekühlt wie eine amerikanische Pute.
    Am nächsten Morgen weckte Tschocky seinen Freund Bob mit einem Aufschrei. Er stand am Fenster und starrte hinunter auf den Parkplatz. Bob zuckte hoch und sprang aus dem Bett.
    »Was ist?! Lebt etwa dieser Frolini noch und sitzt neben der Kiste?«
    »Viel schlimmer.« Tschocky zog die Gardine zurück und zeigte aus dem Fenster. »Man hat uns den Wagen geklaut –«
    »Werden die einen Spaß haben«, sagte Bob und setzte sich auf das Bett. »Ich möchte dabei sein, wenn sie die Beute verteilen.«
    Dann lachte er laut, was Tschocky sehr unpassend fand.

6
    Theo Plötzke und Willi Kaufmann waren das, was man zwei kleine Gauner nennt. Sie waren zusammen aufgewachsen, hatten die gleichen Schulklassen besucht, blieben gemeinsam zweimal sitzen und ergriffen in trautem Gemeinschaftssinn denselben Beruf: Sie wurden Schlosser. Es stellte sich bald heraus, daß dies ein guter, nützlicher Beruf war. Als Schlosser lernte man, wie man Türschlösser aufknackt, wenn jemand den Schlüssel verloren hat, man erhielt eine Gewandtheit im Umgang mit Werkzeugen, und bald waren Plötzke und Kaufmann – die ›Zwillinge‹, wie sie im Freundeskreis genannt wurden – Spezialisten auf dem Gebiet des geräuschlosen Eindringens in fremde Wohnungen.
    Aber sie blieben kleine Fische, von den großen Fachleuten ihrer Gilde aus gesehen. Während andere Banken beraubten, Supermärkte überfielen oder Lohngeldtransporte plünderten, beschränkten sich Theo und Willi auf miese Einsteigdiebstähle, klauten Schmuck aus Schlafzimmern, Portemonnaies, Handtaschen, Kofferradios und – es war eine Schande mit ihnen – Gemälde, bei denen sie nachher große Mühe hatten, sie wieder loszuwerden. Denn sie waren keine Kunstkenner und klauten Schinken wie ›Abendrot auf der Alm‹ oder ›Sonntagsruhe am Meer‹. Sie erhielten dafür ein paar Mark – aber auch nur nach langem Reden und Verhandeln mit den Aufkäufern –, zogen dann einträchtig in ein Wirtshaus und versoffen ihr mühsam verdientes Geld.
    Ihr größtes gemeinsam gedrehtes Ding war der Einbruch in ein Pelzgeschäft. Darauf waren sie besonders stolz, auch wenn die Fachleute sich an den Kopf griffen und die beiden absolute Vollidioten nannten. Denn für ihren Coup hatten sie sich ausgerechnet Österreich ausgesucht, genau lokalisiert, Linz an der Donau. Sie erbeuteten zwanzig Pelzmäntel mittlerer Qualität. Der Besitzer des Pelzhauses jubelte, denn er war versichert und bekam einen Batzen Geld von der Versicherungsgesellschaft für eine Ware, an der er über ein Jahr oder mehr gehangen hätte. Bei der gegenwärtigen Wirtschaftslage in Österreich waren Pelze nicht Allgemeingüter wie etwa Kochtöpfe, aber der Einbruch enthob ihn aller Sorgen.
    Anders bei Plötzke und Kaufmann. Sie zogen wie die Zigeuner von Hehler zu Hehler, immer nur durch Österreich, denn über die Grenze nach Deutschland konnten sie mit dieser heißen Ware nicht. Endlich fanden sie in Salzburg einen Händler, der ihnen die zwanzig Mäntel für einen lächerlichen Preis abnahm.
    »Autos müßt ihr klauen!« sagte der freundliche Mann. »Am Auto ist noch was zu verdienen. Nicht hier in Österreich, aber drüben in Deutschland. Ich habe da einen Kompagnon, der nimmt euch jeden Schlitten ab. In Salzburg untern Arm geklemmt, in Rosenheim abgesetzt … einfacher geht's nicht! Ich geb' euch die Adresse …«
    Plötzke und Kaufmann ließen sich überzeugen. Sie stiegen um und transportierten von nun an Autos aller Typen von Österreich nach Deutschland. Dabei entwickelten sie einen immer wirksamen Trick: Sie kauften sich verschiedene Seppelhüte mit Gamsbärten und Edelweißen, Strohhüte und Zipfelmützen, begrüßten die

Weitere Kostenlose Bücher