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Ein Mann wie ein Erdbeben

Ein Mann wie ein Erdbeben

Titel: Ein Mann wie ein Erdbeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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drin sind!« schrie Haferkamp. »Bob …« Er holte tief Atem und sprach plötzlich leise. »Ich schwöre dir: Wenn du etwas Verrücktes anstellst, werde ich dich wie einen Verrückten behandeln. Wir werden Mittel und Wege finden, dich für unzurechnungsfähig erklären und entmündigen zu lassen! Damit bist du am Ende.«
    »Schöne Aussichten.« Bob Barreis griff nach dem dünnen Aktenstück und riß es an sich, ehe Haferkamp dazwischenspringen konnte. Mit einer Reaktionsschnelle, die ihm keiner zugetraut hätte, riß er die Papiere mitten durch und warf sie Haferkamp vor die Füße.
    »Das ist symbolisch gemeint!« sagte Bob kalt. »Ich habe keinen Vater mehr! Ich habe ihn gerade umgebracht …«
    Er drückte den sprachlosen Haferkamp zur Seite und verließ das Büro.
    Das war ein guter Abgang, dachte er dabei. Ich liebe große Gesten. Die meisten Menschen beugen sich vor ihnen wie vor einem Götzen …
    Mit einem Taxi fuhr er nicht sofort nach Vredenhausen hinein, sondern zur Barreis-Villa. Dort stieß er auf den alten Adams, den Renate Peters, die Haushälterin, gerade zur Tür brachte. Der Alte zuckte zusammen, als er Bob sah, und stürzte auf ihn zu wie ein Habicht auf ein Kaninchen.
    »Fragt ihn doch!« schrie er. »Warum verhört ihn keiner? Kann man mit Millionen das Recht zudecken? Wie ist Lutz umgekommen … na, sag es, sag es doch! Warum ist er verbrannt, wer hat den Wagen gefahren? Wer hat die, Abkürzung genommen? Lutz? Nie! Nie! Er war zu ehrlich, er hat nie betrogen, er wäre nie auf diesen Gedanken gekommen! Warum fragt ihn keiner?«
    Bob Barreis schob den Alten aus dem Weg. Der Stoß war so stark, daß Adams stolperte und auf den Rasen fiel. Dort blieb er auf den Knien liegen und breitete die Arme aus.
    »Wenn es einen Gott gibt, dann wird er strafen!« rief er. »Nicht heute, nicht morgen … aber einmal … einmal bestimmt –«
    Renate Peters schloß schnell die Tür, als Bob ins Haus getreten war. Ihr früher hübsches Gesicht war bleich und zuckte in den Mundwinkeln.
    »Er kommt jeden Tag«, sagte sie. »Ihre Mutter ist am Ende ihrer Nervenkraft. Wenn wir ihn nicht hereinlassen, läuft er um das Grundstück. Wir hören seine Stimme, auch wenn wir die Worte nicht verstehen. Aber das genügt … er zermürbt uns! Vor drei Tagen hat er sich ein Megaphon geliehen. ›Mörder!‹ hat er zu uns hingebrüllt. ›Mörder!‹ Nur immer das eine Wort, bis die Polizei ihn abholte. Dr. Dorlach rät von einer Anzeige ab, denn genau das ist es, was der alte Adams erreichen will: einen Prozeß. Aber Dorlach will das verhindern.« Renate Peters hielt Bob am Ärmel fest, als er an ihr vorbeigehen wollte. »Warum, Bob? Sag mir die Wahrheit. War der Unfall anders, als er jetzt dargestellt wird?«
    »Wo ist Mutter?« fragte Bob und schüttelte grob Renates Hand ab.
    »Im Kaminzimmer. Bob –«
    »Laß mich, verdammt.«
    »Ich habe dich großgezogen, Bob! Ich bin es gewesen, die sich immer um dich gekümmert hat. Für die anderen warst du immer ein Schauobjekt … deine Mutter zeigte dich herum wie einen Edelstein, dein Onkel sah in dir nur den Erben!«
    »Und Tante Ellen weihte mich in die weibliche Anatomie und deren Benutzung ein. Geh zum Teufel, Renate!«
    »Wenn du zum Teufel geworden bist, bin ich schon da! Bob … ich mach mir Vorwürfe, daß ich etwas falsch gemacht habe! Ich habe dich erzogen, du warst ein lieber, guter Junge –«
    »Wie mich das ankotzt!«
    »… bis du plötzlich nicht mehr wiederzuerkennen warst. Ich habe das erst später begriffen. Was habe ich bloß falsch gemacht?«
    »Du warst zu prüde, Renate!« Bob Barreis faßte sie an die Brust. Entsetzt wich Renate Peters zurück. »Siehst du – das war der Fehler! Du hast mich noch gebadet und abgeschrubbt, als ich schon fünfzehn war, und wenn du unten dran kamst, mit der Hand, dem Waschlappen oder der Bürste, dann tat sich was. Aber du hast es übersehen … ich war immer nur das Kind, der gute, liebe, brave Junge. Und während du mich in der Wanne mit dem Schwamm abriebst, warteten die Zimmermädchen schon auf meinen Pfiff, wenn du endlich mein Zimmer verlassen hattest. Ich habe sie alle im Bett gehabt … Lucie, Erna, Maria, Thérèse, Berta …«
    »Berta war damals fünfzig Jahre alt!«
    »Aber ein Tier von einem Weib! Wenn Berta bei mir war, habe ich morgens in der Schule geschlafen. Und von alledem habt ihr nichts gewußt und nichts gemerkt! Das ist dein Fehler, Renate. Ich war bei euch nie erwachsen –«
    Mathilde Barreis empfing

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