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Ein Mann wie ein Erdbeben

Ein Mann wie ein Erdbeben

Titel: Ein Mann wie ein Erdbeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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klirrten leise aneinander. Glöckchen des Entsetzens.
    »Danke.« Die Kriminalbeamten schüttelten die Köpfe. »Können wir Ihre Wagen sehen?«
    »Aber ja. Ja, natürlich. Sie stehen in der Garage. Kommen Sie …«
    Es war ein ganz klarer Fall. Ausgerichtet wie zur Parade – Papenholt war im Krieg Feldwebel bei einer Nachschubeinheit gewesen – standen die drei Firmenwagen in der Garagenhalle neben dem Haus. Auch Papenholts Privatwagen – im modernen Orange – glänzte matt im Licht der Neonlampen. Einer der Kombiwagen – der hellgraue – trug die gleiche Nummer wie der am Tegernsee aufgegriffene grüne Wagen. Es war nun sicher, daß diese Nummernschilder gefälscht waren.
    »Trinken Sie jetzt 'n Bier, meine Herren?« fragte Papenholt, als sie wieder im Haus waren. Irma stand noch immer mit den Flaschen in der Diele. Sie klirrten schon wieder. »Wo ich nun doch keen Mörder bin.«
    »Reinhold!« schrie Irma auf. »Du sollst …«
    Papenholt rettete die Bierflaschen vor der Vernichtung, indem er das Tablett auffing. Die Kriminalbeamten sahen auf ihre Uhren. Halb zwei. Viel war jetzt doch nicht zu unternehmen. Die Kleinarbeit, die jetzt folgte, hatte Zeit. Sie nickten, gingen hinter Papenholt ins Wohnzimmer, legten ihre Hüte aufs Büfett und setzten sich. Es wurde noch eine gemütliche Nacht. Reinhold erzählte von Markthallenerlebnissen – die Kriminalbeamten revanchierten sich mit Anekdoten aus dem Sittendezernat. Nur Irma blieb bleich und verstört.
    Ein Toter mit Reinholds Nummer. Am Tegernsee. Mein Gott … wie im Fernsehen –
    »Und wie geht's weiter?« fragte Papenholt. Es dämmerte bereits. Der Nachthimmel wurde streifig, man erkannte jetzt Wolken an den rotgezackten Rändern. Wieder ein schöner Tag. Morgenrot über Gelsenkirchen, höhere Temperaturen. Man mußte sehen, daß man die Salate schnell verkaufte. Da hilft auch kein Wasserspritzen mehr.
    »Jeder Wagen hat eine Motor- und Fahrgestellnummer.« Die Kriminalbeamten lächelten siegessicher. Reine Routinearbeit. »Wo eine Spur ist, ist meistens auch ein Wild …«
    Das Wild war um diese Zeit bereits auf der Rückfahrt nach Essen. Tschocky hatte darauf gedrängt, so schnell wie möglich Bregenz zu verlassen. »Weißt du, wie weit die Kerle mit unserer Klitsche gekommen sind?« sagte er. »Wenn sie an der nächsten Ecke die Kiste aufgemacht haben, stehen wir dumm da. Mensch, hör mit dem Lachen auf!« Er zielte mit einem Schuh nach Bobs Kopf, aber mit einem flinken Sprung entging Bob dem Geschoß. »Was ist daran so lächerlich?«
    »Schon der Gedanke, daß unsere ›Anatomische Handelsgesellschaft‹ ein Zulieferbetrieb für Autodiebe ist. Wenn ich das Onkel Theodor erzähle, sagt er wieder: Aus dir, du Versager der Familie, wird nie ein Barreis! Man muß ihm zugestehen: Er hat in beschränktem Maße recht. Wie konnte ich mich mit dir einlassen, Tschock! Tote verkaufen! Um die Gesellschaft zu schocken! Um den großen Albin Tschocky aus den Lackschuhen zu pusten! Damit er Tränen um seinen verirrten, fehlgeleiteten kleinen Fritz vergießt. Das ist doch alles Blödsinn, Tschock!«
    »Ich habe gedacht, du hättest Übung im Umgang mit Toten«, sagte Tschocky anzüglich.
    Bob Barreis kniff die Augen zusammen. Sein wunderhübsches Gesicht, Spielwiese so vieler Frauenlippen, sexanregende Körperfläche oberhalb der Gürtellinie, wurde etwas formlos, verzerrte sich, bekam scharfe Falten.
    »Tschock –«, sagte er leise und gedehnt. »Auch Taube hören, weißt du das? Und wenn sie hören: Dieser Taube ist ein Idiot, dann handeln sie auch wie Idioten. Sie denken nicht mehr, denn wenn sie plötzlich hören können –«
    »Stop!« Tschocky winkte mit einer Arroganz ab, die Bob wie eine Ohrfeige traf. »Verschone mich mit deiner Philosophie grenzgängerischer Charaktere. Eine Frage noch: Hast du Geld?«
    »Nein.«
    »Aber die große Fresse! Willst du dich in München an die Straßenecke stellen und deine Potenz verkaufen? Mädchen von zwanzig bis dreißig für dreißig Mark, ab vierzig für fünfzig! Siebzigjährige zahlen hundert, einschließlich Runzelzulage …«
    »Ich haue dich in die Schnauze, Tschock!« Bob Barreis zog sich an. »In Essen trennen sich unsere Wege. Für immer. Ist das klar? Ich komme allein zurecht.«
    »Womit? Im Bett von Marion? Willst du dich aushalten lassen? Der Erbe der Barreis-Werke … ein kleiner, mieser Zuhälter, auf dessen Penis die Geldscheine aufgespießt werden wie in den Läden die Kassenbons auf die Metallspieße?

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