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Ein Mann wie ein Erdbeben

Ein Mann wie ein Erdbeben

Titel: Ein Mann wie ein Erdbeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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vier Kilometer. Wenn wir zu Fuß durch den Regen latschen, fällt das bestimmt auf.«
    Plötzke ließ sich überzeugen. Manchmal hatte auch Kaufmann gute Gedanken; da sie selten waren, stellten sie meist brauchbare Auswege dar. Er kletterte hinter das Lenkrad, ließ den Motor an und fuhr an dem Wohnwagen und dem Lastzug vorbei auf die Chaussee zurück.
    Um 11 Uhr fuhr ein Zug nach Tegernsee, dort hatten sie Anschluß nach München. Hier erst, in einem Abteil zusammen mit zwei anderen Reisenden, einem Tegernseer Bauern-Ehepaar, das in der Hauptstadt ›vui oschaffa‹ wollte, atmeten sie auf, beruhigten sich ihre flatternden Nerven und ihre panische Angst.
    In München, am Hauptbahnhof, verloren sich ihre Spuren.
    Einem Landpolizisten fiel gegen Nachmittag der einsame, grüne Kombiwagen vor dem Bahnhof auf. Er umkreiste ihn, las die Zulassungsnummer – sie stammte aus Gelsenkirchen –, blickte durch die Scheiben, sah die lange, mit Plastikblumen beklebte Kiste, dachte an einen Vertreter für Geschenkartikel und ging weiter.
    Am Abend stand der Wagen noch immer vor dem Bahnhof. Das war merkwürdig. In einem so kleinen Ort fällt das auf. Wäre der Wagen aus München gewesen oder wenigstens aus Bayern – man hätte ihn kaum beachtet. Aber aus Gelsenkirchen, aus Preußen also, das war seltsam.
    Der Landpolizist faßte an die Türen … sie waren unverschlossen. Er ging an die Rückklappe – sie war ebenfalls offen. Er beugte sich in den Laderaum, klopfte mit dem Knöchel gegen die Kiste, horchte wie ein witterndes Reh – es war erstaunlich, daß seine Ohren sich nicht aufstellten und wackelten –, konstatierte, daß die Kiste gefüllt sei, daher der satte Ton, bemerkte das Kabel, das im Kistenboden verschwand, und machte sich Gedanken darüber.
    Ein Beamter wird dafür bezahlt, daß Ordnung im Staat herrscht. Wenn ein preußischer Wagen stundenlang unverschlossen und allein auf einem oberbayerischen Bahnhofsparkplatz steht, verletzt dies die Ordnung. Der Polizist, Hauptwachtmeister Toni Sandl, schloß die Rücktür, schrieb die Nummer von Gelsenkirchen in sein Notizbuch und stapfte nach Hause. Dort diente das Wohnzimmer gleichzeitig als Polizeistation – ein Schreibtisch mit Meldebuch und anderen amtlichen Papieren demonstrierte das.
    Toni Sandl rief über das Diensttelefon seine vorgesetzte Stelle in Tegernsee an.
    »Nummer 2 kommt rüber«, sagte der Polizeiobermeister in Tegernsee. »Seit wann steht er da?«
    »Seit elf Uhr.«
    »Mit einer Kiste, auf die Blümchen geklebt sind?«
    »Und aus Gelsenkirchen. Altes Modell. Grün. Könnten Hippies geklaut haben –«
    Der Streifenwagen Nummer 2 aus Tegernsee traf nach einer halben Stunde vor dem Bahnhof ein. Toni Sandl hielt neben dem Kombiwagen Wache und versuchte den Eindruck zu verbreiten, er stehe hier rein zufällig. Ein Zug war eingefahren, einige Bauern trotteten durch die Pendeltür ins Freie, nickten Sandl zu, rückten die Hüte tiefer ins Gesicht und gingen weiter.
    21 Uhr 29. Sandl vergaß diese Zeit nie, er blickte genau auf die erleuchtete runde Bahnhofsuhr, als der Streifenwagen neben ihm hielt.
    »Dos is er!« sagte er.
    Polizeimeister Hagenhuber und Hauptwachtmeister Zientmayer gingen – wie ihr Kollege Sandl schon mehrmals – um den grünen Kombiwagen herum, schoben dann die Rücktür hoch und öffneten die Klemmen der Kiste.
    Von diesem Augenblick an – als drei Polizeibeamte sprachlos in das Gesicht eines südländisch wirkenden Toten starrten – begann die große Suche, die Tschocky fürchtete.
    Die Mordkommission in München wurde alarmiert. In Gelsenkirchen stellte man fest, wem die Zulassungsnummer gehörte. Es war ein Reinhold Papenholt, Gemüsehändler en gros, mit einem großen Platz in der Markthalle.
    Als um ein Uhr nachts zwei Kriminalbeamte an der Tür von Papenholt klingelten, regte sich zunächst nichts. Um ein Uhr nachts wird kein Gemüse verkauft und auch keins bestellt, außerdem hing Reinhold Papenholt an dem kleinen runden Spion seiner Wohnungstür, stierte nach draußen, erkannte im Ungewissen Licht einer fernen Straßenlaterne zwei fremde Männer, die wenig vertrauenerweckend aussahen und ganz offensichtlich mit Gemüsehandel nichts zu tun hatten.
    Papenholt lief auf Zehenspitzen zurück in sein Schlafzimmer, zog seine Hose über den Schlafanzug, nahm eine Pistole aus dem Nachtkasten und zeigte auf das Telefon neben seinem Bett. Seine Frau Irma saß zitternd und leichenblaß auf dem Bettrand und wollte schreien.
    »Ruf die

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