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Ein Mann wie ein Erdbeben

Ein Mann wie ein Erdbeben

Titel: Ein Mann wie ein Erdbeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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fleißigen Fischer gibt es immer volle Netze …
    Sie fuhren zügig durch Lindau hindurch, nahmen dann die Alpenstraße, frühstückten beim Morgendämmern auf einem Rastplatz und ärgerten sich nur über eins: Über den langen Weg bis Rosenheim, der noch vor ihnen lag.
    »Wir müssen andere Abnehmer aufreißen«, sagte Kaufmann. »Immer diese Anfahrten zu Eduard. Wir sollten ein Kundennetz entlang der Grenze aufbauen. Theo, man kann daraus einen richtigen Filialbetrieb machen, wenn wir auf Draht sind …«
    Es war gegen acht Uhr morgens, als Plötzke auf einen Rastplatz am Tegernsee einbog und bremste. Der Platz war noch nicht gut besucht … zwei Lastzüge standen herum, die Fahrer tranken Kaffee und rauchten, ein Wohnwagen träumte mit zugezogenen Gardinen nahe am Waldrand. Es war ein unfreundlicher Morgen … schon bei Murnau hatte es zu regnen begonnen, ein Nieselregen, der die Straße seifig werden ließ und morgendliche Wanderer vom Sauerstoffeinatmen abhielt. So ein Schnürlregen ist ein verteufeltes Ding … er sieht so harmlos aus und durchnäßt doch in kürzester Zeit jede Kleidung.
    »Was ist?« fragte Kaufmann. Er war eingenickt und schrak hoch.
    »Pause. Außerdem bin ich neugierig, was wir gefangen haben. Soll uns der Eduard übers Ohr hauen? Wir taxieren die Campingklamotten erst ab, und dann machen wir den Preis!«
    Kaufmann drehte sich nach hinten. Die lange, schmale Kiste, dunkel gebeizt, aber mit aufgeklebten Plastikblümchen lustig verschönt, wirkte in dieser morgendlichen, vom Regen gefilterten Beleuchtung irgendwie feindlich.
    »Das ist 'n Ding –«, sagte Kaufmann plötzlich.
    »Was denn?« Plötzke drehte sich auch rum.
    »Da geht 'n Kabel in die Kiste.«
    »Scheiße!« sagte Plötzke laut.
    »Warum?«
    »Weil das 'ne Kühltruhe ist. Klar, daß das Kabel zur Batterie geht. Und wenn wir den Kasten gleich aufmachen, was sehen wir dann?«
    »Salami und Joghurt! Wirklich Scheiße! Aber das muß 'ne Eigenkonstruktion sein. So 'n Kasten kriegste doch nirgendwo zu kaufen.«
    »Ein Bastler auf Reisen. Willi, ich möchte einmal erleben, daß uns der Teufel nicht in die Taschen pinkelt!«
    Sie stiegen aus, gingen um den Kombi herum, klappten die Rücktüre hoch, ließen den Sperrer einrasten und zogen an der Kiste. Sie bewegte sich, als sei sie auf dem Boden mit Schmierseife eingeschmiert. Das Kabel war lang genug und straffte sich erst, als die Kiste halb aus dem Wagen ragte.
    Plötzke sah sich um. Der eine Lastzug fuhr gerade ab, der andere stand weit genug entfernt. Die Gardinen im Wohnwagen waren noch zugezogen, aber die Bewohner waren munter. Der Wagen schwankte etwas in den Federn.
    Plötzke stieß Kaufmann grinsend an.
    »Morgenfick ist immer schick …«, sagte er. »Und nun auf mit der Kiste.«
    Sie lösten gemeinsam die vier Klemmbügel des Deckels und hoben ihn hoch. Kaufmann blickte hinein, erbleichte und ließ den Deckel sofort wieder zufallen. Er klemmte dabei Plötzkes Hand ein, der aufschrie und Kaufmann mit dem Knie in die Seite stieß.
    »Idiot! Meine Finger!« Er hob den Deckel wieder, zog die Hand zurück, starrte in die Kiste und wurde im gleichen Augenblick käsig im Gesicht. Dumpf polterte die Kiste wieder zu.
    »Das … das ist doch nicht möglich …«, stammelte Plötzke. »Willi … das ist nicht möglich …«
    Kaufmann lief um den Wagen herum, hechtete fast auf seinen Sitz und suchte dann mit zitternden Händen nach seinen Zigaretten. Plötzke kam leicht schwankend nach und lehnte sich an die offene Tür. Es sah aus, als müsse er gleich kotzen.
    »Eine Leiche, Willi …«
    »Halt's Maul, verdammt noch mal.« Kaufmann sog an seiner Zigarette wie ein verhungerndes Baby an der Milchflasche.
    »Wir haben eine Leiche geklaut. Über die Grenze gebracht. Wenn die beim Zoll gesagt hätten …«
    »Mensch, erinnere mich nicht daran.« Kaufmann wischte sich über die Stirn. Sie war naß, nicht nur vom Nieselregen, auch von kaltem Schweiß. »Was jetzt?«
    »Den Karren stehen lassen und nichts wie weg. Bis zur nächsten Bahnstation sind's vier Kilometer. Das schaffen wir zu Fuß.«
    »Bei dem Regen?«
    »Willst du mit 'ner Leiche durch die Gegend zockeln?«
    »Bis zum Bahnhof, Theo.«
    »Nicht einen Meter fahre ich mehr!« Plötzke riß Kaufmann die Zigarette aus dem Mund und sog daran. »Ist er ermordet?«
    »Woher soll ich das wissen? Soll ich ihn untersuchen? Willi … wir stellen den Wagen auf dem Parkplatz vor dem Bahnhof ab. Und dann weg mit dem nächsten Zug. Nur noch die

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