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Ein Mann wie ein Erdbeben

Ein Mann wie ein Erdbeben

Titel: Ein Mann wie ein Erdbeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Kontakt. Der Haftrichter dagegen ist von einer Verdunklungsgefahr nicht abzubringen. Von Flucht redet keiner. Aber Verdunklung … und da passe ich!«
    »Sind Sie der Anwalt der Familie Barreis oder Vertreter des Staates, Doktor?« bellte Haferkamp. »Ich verlange von Ihnen, daß Sie Bob herauspauken! Daß Sie tätig werden, sichtbar! Wie ich.«
    »Was haben Sie unternommen, außer dem Ministeranruf?«
    »Ich habe die vier Lokalredakteure der in unserem Gebiet gelesenen Zeitungen empfangen und jedem von ihnen einen Verdienstausfall von dreitausend Mark überreichen lassen. Das ist hundertmal mehr wert als die paar Zeilen, die sie nicht schreiben werden.«
    »Sie haben also die Presse gekauft?«
    »Die könnte ich nicht bezahlen. Aber das Gedächtnis der Menschen kann man mit Geldscheinen umwickeln. Mit Banknoten eingipsen. War das ein Fehler?«
    »Wir wollen es abwarten. Weitere Aktionen?«
    »Ich habe Hellmut Hansen von Aachen herbeizitiert.«
    »Die Barreis-Feuerwehr! Was soll er hier retten, wenn es Bob wirklich war?«
    »Sprechen Sie so etwas nicht aus, Doktor! Denken Sie noch nicht einmal an so eine Möglichkeit!« Haferkamp setzte sich schwer, der Sessel unter ihm ächzte in den Federn. »Warum sollte Bob seine Renate, seine zweite Mutter – das war sie, wir wissen es ja alle –, auf so eine Weise mißhandeln?«
    »Töten.«
    »Mißhandeln!« brüllte Haferkamp. »Was dann folgte, war ein Unglücksfall. Warum?«
    »Das Motiv steht deutlich in Renates Notiz: Lutz Adams!«
    »Auch der Fall Adams ist ein Irrtum!«
    »Die Umkehrung einfacher physikalischer Gesetze wie das der Fliehkraft ist kein Irrtum mehr. Herr Haferkamp, Sie wissen es genau. Bei einem Aufprall fliegt ein Körper aufgrund des Beharrungsvermögens geradeaus weiter, aber er beschreibt keinen eleganten Bogen seitlich zur Tür hinaus.«
    »Ist das ein Motiv?«
    »Bei Bob sicherlich.«
    »Wir müssen etwas tun, Doktor. Sofort. Schnellstens!«
    »Das haben wir bisher immer getan, wenn uns Bob in die Ordnung einbrach. Ich bin nur auf einem Umweg zu Ihnen gekommen … ich fahre gleich weiter nach Essen.«
    »Aha. Zu diesem Mädchen.«
    »Marion Cimbal. Ihre Aussage allein könnte Bob retten.«
    »Und wenn sie sich weigert?«
    »Niemals. Sie liebt Bob.«
    »Liebe! Doktor, das ist abgedroschen. Darin würde ich keine Mark investieren. Im Gegenteil, ich wette mit Ihnen: Das Mäuschen bekommt kalte Füße, wenn es die volle Wahrheit erfährt.«
    »Wette angenommen! Wieviel?«
    Haferkamp nagte an der Unterlippe. Die Sicherheit Dorlachs gebar bei ihm Unsicherheit. »Zehntausend Mark!«
    »Angenommen!«
    »Aber Sie zahlen auch an mich, wenn Sie verlieren!«
    »Eine Ehrensache. Marion Cimbal wird man gar nicht vor Gericht vernehmen.«
    »Vor Gericht? Sind Sie verrückt, Doktor? Es darf keine Verhandlung geben! Auf gar keinen Fall! Der Name Barreis auf den Titelseiten der Boulevardpresse. In den Illustrierten! Millionenerbe und Kindermädchen … das Rätsel an der Autobahn! Ich sehe schon die Balkenschriften. Scheußlich! Unmöglich! Genau das müssen Sie verhindern! Die ganze Angelegenheit muß in der Voruntersuchung bereits abgewürgt werden.«
    »Eine fast utopische Aufgabe.«
    »Raumkapseln fliegen zum Mond, Sonden zum Mars … Sie sehen, Utopien wurden Wahrheit!« Haferkamp sah auf die Uhr. »In einer halben Stunde ist Hellmut hier.«
    »Soll Herr Hansen wieder Beichtvater spielen? Diesmal würde auch der Papst nicht helfen.«
    »Der Papst bestimmt nicht. Bob braucht keinen Papst. Er braucht Hellmut als die einzige für ihn erkennbare Wahrheit des Lebens. Alles andere belächelt er ja … ich bin ein Trottel und Betrüger, Sie ein Arschlecker in seinen Augen. Nur Hellmut nimmt er ernst.« Haferkamp klopfte mit der Kognakflasche auf den Tisch. Es war wie der Hammerschlag eines Auktionators … zum dritten und letzten … Das Bild gehört dem Herrn mit der Nummer 47.
    »Ich werde Hellmut Hansen heute zu meinem Nachfolger bestellen«, sagte Haferkamp mit plötzlich kleiner, erbärmlicher Stimme. »Ich werde Bob kraft der Vollmacht im Testament seines Vaters enterben …«
    Die Untersuchungshaft gestaltete Bob Barreis wie einen Hotelaufenthalt. Das gibt zu keinen Verwunderungen Anlaß … im deutschen Gesetz ist das Recht des Menschen, menschenwürdig zu leben, solange er nicht als Verbrecher verurteilt ist – rechtskräftig, nach Verwerfung aller Revisionsmöglichkeiten –, mit allen Konsequenzen garantiert. Eine Untersuchungshaft ist nur eine

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