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Ein Mann wie ein Erdbeben

Ein Mann wie ein Erdbeben

Titel: Ein Mann wie ein Erdbeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Dorlach ruhig.
    »Hunderttausend Mark.« Theo Haferkamp starrte den Staatsanwalt an. Sein Gesicht glühte. »Eine Million, wenn's sein muß. Ich mache Sie darauf aufmerksam, daß der Skandal, den diese ungerechtfertigte Verhaftung auslösen könnte, von überhaupt nicht absehbarer geschäftsschädigender Wirkung sein würde. Dafür werde ich Sie zur Rechenschaft ziehen, Herr Staatsanwalt. Ich werde mit dem Justizminister sprechen … und wenn ich über Sie einen Präzedenzfall schaffe! Dieses verdammte schnelle Verhaften bei der deutschen Justiz! Rein ins Loch – das ist alles, was man kann! Nachher stellt sich alles als harmlos heraus … aber der Rufmord ist perfekt! Darf sich der Staat denn alles leisten?«
    Haferkamp mußte Atem holen … es war die Gelegenheit, Bob zu Wort kommen zu lassen.
    »Ich folge Ihnen, Herr Zuchowski«, sagte er mit einer Lässigkeit, in der jedes Wort wie ein Fußtritt war. »Ein reines Gewissen regt sich nicht auf. Gehen wir …«
    »Bob!« Theo Haferkamp schlug mit der Faust auf den Tisch. »Ein Barreis ist noch nie verhaftet worden!«
    »Dann hat die Familienchronik ein Loch – ich stopfe es hiermit.«
    »Eine Million Kaution!« schrie Haferkamp. Er zitterte und hielt sich an der Tischkante fest.
    »Darüber entscheidet der Haftrichter.«
    »Sofort zu ihm!« Haferkamp rannte Dr. Dorlach fast: um. »Warum stehen Sie herum wie ein Schirmständer?«
    »Wem wollen Sie die Million anbieten? Erst muß Robert dem Haftrichter vorgeführt werden, erst muß dessen Entscheidung vorliegen – dann können wir tätig werden.«
    »Das heißt« – Haferkamp holte schnaufend Atem –, »Bob kommt zuerst in eine Zelle?«
    »Für einige Stunden, ja.« Staatsanwalt Zuchowski steckte den Zettel, seine noch nicht zu überbietende Trumpfkarte, wieder ein. »Sie begleiten mich, Herr Barreis?«
    »Aber gern, Herr Staatsanwalt.«
    Bob machte die Andeutung einer Verbeugung. Flankiert von zwei Kriminalbeamten verließ er den großen Bibliotheksraum. Er blickte sich nicht einmal um, auch nicht, als Onkel Theodor »Bob!« rief. Nur, als Dr. Dorlach hinter ihnen herlief, sie überholte und sagte: »Seien Sie ganz ruhig, Bob … in spätestens sechs Stunden sind Sie wieder frei …«, antwortete er mit einem sonnigen Lächeln:
    »Lieber Doktor, wer regt sich denn hier auf? Ich? Wie Hühner, denen man die Eier unterm Hintern geklaut hat, benehmt ihr euch! Hören Sie sich bloß Onkel Theo an. Er überschlägt sich fast. Welch ein schlechtes Theater … dabei ist er froh, daß ich aus dem Verkehr gezogen werde. Rufen Sie Fritz Tschocky an … er soll mich mal im Knast besuchen. Ciao, ihr lieben Scheusale …«
    Draußen war es dem Morgen endlich gelungen, sich durchzukämpfen. Die Regenwolken, tief über dem Land hängend, färbten sich fahlgrau. Es nieselte nicht mehr, dafür hing ein herber Erdgeruch über allem.
    Bob Barreis zog den Kopf in die Schultern. Es war ein Geruch, der ihn erregte.
    Der Haftrichter lehnte die Kaution ab.
    Dr. Dorlach kam zum Barreis-Schloß zurück, allein, ohne Bob, wie Haferkamp vom Fenster der Bibliothek aus sah. Er griff sofort zum Telefon, drückte auf einen Knopf, der ihn mit dem Chefsekretariat verband, und befahl – anders konnte man den Ton nicht nennen –, eine Telefonverbindung mit dem Landesjustizminister herzustellen. »Ihn persönlich!« bellte Haferkamp. »Keinen Referenten oder Abteilungsleiter! Persönlich! Sagen Sie den subalternen Beamten, es ginge um einen Skandal, der die ganze Industrie diffamieren könnte. Das wird auch einen Minister munter machen.«
    Er legte gerade auf, als Dr. Dorlach eintrat. Haferkamp hob abwehrend beide Hände.
    »Erklären Sie nichts, Doktor – ich weiß: abgelehnt. Ein Gespräch mit dem Minister läuft schon an. Ich will doch sehen, ob wir in einem Rechtsstaat leben!«
    »Dann lassen Sie das Gespräch mit dem Minister sofort streichen.« Dorlach setzte sich … vom frühen Morgen standen noch die Kognakflaschen auf dem Kamintisch. Er goß sich ein, in Haferkamps Napoleonglas, und trank einen langen Schluck. »Das tut gut …«, sagte er seufzend. »Springen Sie mit einem ungesattelten Pferd mal über hundert Hindernisse …«
    »Bob hat also Renate wirklich getroffen?«
    »Davon bin ich überzeugt.«
    »Mich interessiert nicht Ihre Überzeugung, sondern was Sie wissen.«
    »Wissen? Nichts! Bob schweigt, fühlt sich – wie er sagt – in seiner Zelle wohl, erzählt dem Wachtmeister schweinische Witze und hat zu allen einen guten

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