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Ein Mann wie ein Erdbeben

Ein Mann wie ein Erdbeben

Titel: Ein Mann wie ein Erdbeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sind immer gefährlich.
    Er blickte hinüber zu Onkel Theodor. Am Runzeln seiner Stirn erkannte er, daß er zwar mit Dorlachs Hinauspaukversuch nicht einverstanden war, aber ihn öffentlich billigte. Natürlich – die Familienehre. Die mit sieben oder zwölf Weißmachern saubergehaltene Weste der Barreis'. Auf wieviel Tasten hatte Onkel Theo bereits gespielt? Was war schon vorbereitet, von dem weder Dr. Dorlach und erst recht Staatsanwalt Zuchowski nichts wußten? War der Landgerichtspräsident nicht ein Jagdfreund Haferkamps?
    Bob Barreis geriet in eine eigentümliche Spannung. Es ging hier – im übertragenen Sinne – um seinen Kopf. Die einen wollten ihn, die anderen schützten ihn. Er brauchte nur dazustehen, sich ruhig zu verhalten und zuzuschauen. Alles andere würden die Menschen um ihn herum tun. Eine verrückte Welt … sie setzte ihn auf einen Hochsitz, von dem aus er sein eigenes Schicksal beobachten konnte.
    Genauso werde ich reagieren, nahm er sich vor. Ich werde einfach unbeteiligt sein. Nichts irritiert die Menschen mehr als einer, der mitten unter ihnen ist und doch nicht greifbar wird.
    »Was nun?« fragte Bob aggressiv, als sich plötzlich Schweigen über alle Anwesenden senkte. »Wie geht's nun weiter? Renate Peters, eine von der ganzen Familie geliebte Person, ist tot. Ein Mädchen, etwas ältlich und garantiert noch eine Jungfrau, ist umgebracht worden – nach Ansicht des Staatsanwalts. Warum? Wo ist hier ein Motiv? Wie kommt eine Virgo intacta in dunkler Nacht allein zu einer einsamen Autobahnbrücke? Führte unser Renatchen ein Doppelleben?«
    »Es wäre besser, Sie hielten den Mund, Bob!« fuhr Dr. Dorlach dazwischen.
    »Lassen Sie ihn nur reden.« Staatsanwalt Zuchowski lächelte verhalten. Er griff in die Tasche und zog einen schmalen Zettel heraus. Mißtrauisch, plötzlich sehr auf Kampf eingestellt, musterten Bob und Dr. Dorlach das ihnen unbekannte Stückchen Papier. »Ich darf Sie bitten, mitzukommen, Herr Barreis.«
    Bob hielt den Atem an. Dr. Dorlach trat einen Schritt vor, Theodor Haferkamp stellte klirrend sein Glas auf den Tisch.
    »Was heißt das?« fragte Dr. Dorlach laut.
    »Ich muß Herrn Barreis in Untersuchungshaft nehmen.«
    »Das ist ja unerhört!« Theo Haferkamp steckte die Fäuste in die Hosentaschen. »Man verhaftet einen Barreis nicht.«
    »Ich werde mich beschwerdeführend an den Oberstaatsanwalt wenden!« Dr. Dorlach nickte Bob beruhigend zu. »Keine Sorge, Bob … hier liegt ein eindeutiger behördlicher Übergriff vor. Schon beim Haftrichter werden wir durchkommen –«
    »Das sollte mich wundern.« Staatsanwalt Zuchowski entfaltete den kleinen Zettel. »Diese Notiz fanden wir im Zimmer von Fräulein Peters. Sie hatte sie unter das Kinderfoto von Herrn Barreis geklemmt.«
    »Sehr sinnig.« Bobs Stimme klang rauh. Er war jetzt wachsam wie ein umstellter Bär. »Sicherlich eine Gedankenstütze: Bübchen muß vor dem Schlafengehen Pipi machen …«
    »Nicht ganz. Ich verlese.« Zuchowskis Beamtenruhe war alarmierend für Dr. Dorlach. Er hat den Trumpf in der Hand, das wußte er. Jetzt half kein Reden mehr … jetzt mußte man die Hintertüren suchen und aufstoßen, durch die man einen Bob Barreis noch retten konnte.
    »Treffe mich heute mit Robert, um mit ihm über die Angelegenheit Lutz Adams zu sprechen. Irgendwie habe ich Angst. Ich weiß nicht, warum. Draußen ist die Nacht so dunkel, aber Robert war ja für mich wie ein eigenes Kind, deshalb darf ich keine Angst haben.«
    Prost Mahlzeit, dachte Dr. Dorlach. Das genügt vollauf. Dieser Zettel und die Pirelli-Reifenspuren an der Autobahnbrücke. Man sollte die Sache hinschmeißen und nach Hause gehen. Sein Blick suchte Theo Haferkamp. Das Familienoberhaupt nickte ihm unmerklich zu.
    Retten, hieß das. Retten Sie Bob! Um jeden Preis. Die Barreis-Ehre …
    »Wer weiß, wann der Zettel geschrieben worden ist …«, sagte Dr. Dorlach leichthin.
    »Gestern. Das Datum steht drunter. Wenn Sie sich überzeugen wollen.«
    Staatsanwalt Dr. Zuchowski hielt den Zettel Dorlach vor die Augen.
    Es stimmte, Renate Peters hatte nichts vergessen. Ein korrektes Mädchen, das war sie schon immer. Manchmal zu korrekt – wie jetzt.
    »Welchen Verhaftungsgrund?« fragte Dr. Dorlach.
    »Flucht- und Verdunklungsgefahr.«
    »Blödsinn!« Es war das erste Wort, das Bob wieder sprach. »So ein Blödsinn! Nur Schuldige oder Kopflose flüchten. Ich bin beides nicht. Ich war ab 20 Uhr in Essen –«
    »Wir stellen eine Kaution«, sagte Dr.

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