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Ein Mann wie ein Erdbeben

Ein Mann wie ein Erdbeben

Titel: Ein Mann wie ein Erdbeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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hier – ich verlange meinen Anwalt zu sprechen, sofort, eine Versorgung meiner leiblichen Bedürfnisse durch das Hotel Lucullus, Papier, Kugelschreiber, einen Tisch und einen Stuhl, um als erstes eine Beschwerde zu schreiben. Ist das klar?«
    »Sonnenklar.« Schlimcke atmete wie seufzend durch die Nase. Eine dicke, knollige Nase, mit roten Pickeln und großen Poren.
    »Ich werde einen Mann abstellen, der Ihnen den Arsch abputzt. Vom Eros-Center eine Nutte gefällig?«
    »Das hätten Sie nicht sagen dürfen, Feldwebel.« Bob Barreis schlug die Beine übereinander. »Sie werden sich wundern, wer ich bin.«
    Es war kein leeres Versprechen … Hauptwachtmeister Schlimcke kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Schon zwanzig Minuten nach Bobs Einzug in Zelle 114 besuchte ihn der Gefängnisdirektor persönlich. Nicht im Sprechzimmer, nicht in der Verwaltung, nein, der Chef kam in die Zelle und drückte Bob die Hand. Schlimcke sah es genau und machte Augen wie bei einem Rohrkrepierer. Das Mittagessen brachte ein Bote des Hotels Lucullus in einem Thermoskessel. Dazu die neuen Zeitungen und Illustrierten. Die Krönung aber war, daß Schlimcke zum Chef befohlen wurde und einen Anschiß erhielt.
    »Herr Barreis ist kein Strafgefangener!« brüllte der Direktor. »Ich erwarte von Ihnen, daß Sie seine Menschenwürde respektieren! Wollen Sie ein dickes Disziplinarverfahren am Hals haben?«
    Schlimcke wollte nicht, er zog den Kopf ein. Aber zu seinem Kollegen Baltes vom Block 1 c sagte er: »Mensch, Hermann, was für Zeiten! Nur weil der Millionär ist, darf er mit 'n Schließmuskeln Kastagnetten spielen. Ist das Gerechtigkeit? 'n kleener Scheißer, den kleben sie wie 'ne Briefmarke an die Wand. Aber so 'n Fatzke, der läßt sich das Fressen vom Lucullus bringen, und das steht sogar im Gesetzbuch, das darf der! Muß der 'nen guten Anwalt haben.«
    Man kann es nicht bestreiten: Dr. Dorlach war nicht nur mit allen juristischen Wassern gewaschen, er badete jeden Tag darin. Schon am nächsten Tag besuchte er Bob Barreis. In einem besonderen Anwaltszimmer, wo sie allein waren, saßen sie sich gegenüber.
    »Ich bekomme Sie gegen Kaution nicht raus, Bob«, sagte Dr. Dorlach. »Man mißtraut Ihnen.«
    »Kluge Kinder. Und wie geht's weiter?«
    »Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren. Ihr Onkel hat mit dem Minister gesprochen – ohne Erfolg. Das wußte ich im voraus. Aber Sie kennen ja Theodor Haferkamp. Auf der nächsten Lohntüte wird er allen Arbeitern und Angestellten empfehlen, bei der nächsten Wahl nicht mehr seine Partei zu wählen! Die Barreis-Werke werden geschlossen – das ist sicher – zur anderen Fraktion überwechseln. Übermorgen laufen die Drähte nach Düsseldorf und Bonn heiß. Der Ortsverband, der Kreisverband, der Landesverband der Partei werden zur Klagemauer wandern und jammern. Der MdB aus dem Kreis, der Vredenhausen die meisten Stimmen verdankt, wird bei der nächsten Bundestagswahl bestimmt kein Mandat mehr bekommen. Ich erwarte ab übermorgen eine Prozession von Parteigenossen in Richtung Barreis-Villa. Am Freitag wird das Justizministerium einen diskreten Wink bekommen, am Freitagnachmittag die Staatsanwaltschaft. Sie dürften Samstagmorgen entlassen werden.« Dr. Dorlach lachte zufrieden. »Ihr Onkel ist ein rühriger Mann, Bob. Er hat rund um die Uhr für Sie alles getan, was nur möglich ist.«
    »Nicht für mich … für die Ehre der Familie Barreis.«
    »Das wußten Sie immer und haben es ausgenutzt.«
    »Kleine Moralpauke, Doktor? Onanieren Sie bitte keine Ethik.«
    »Ihr Onkel scheint viel von ihr zu halten. Er hat auch noch anderes für Sie getan –«
    »Laßt hören, Landvogt –«
    »Ihr Freund Hellmut Hansen ist gestern abend eingetroffen.«
    »Mit umflorten Augen gewiß. Soll er mich wieder retten? Gibt Onkelchen ihm hunderttausend Mark, damit er aussagt, er habe Renatchen von der Brücke geworfen? Der dämliche Hund ist ja zu allem bereit.«
    »Der dämliche Hund ist gestern nacht zum Nachfolger Ihres Onkels ernannt worden.«
    »Sagen Sie das noch einmal, Doktor.« Bob Barreis beugte sich vor. Sein schön geschwungener Mund mit den weichen Lippen wurde strichdünn und hart. Plötzlich zogen sich zwei scharfe Falten von der Nasenwurzel bis zur Oberlippe.
    »Er ist der Erbe der Barreis-Werke. Übermorgen wird es notariell niedergelegt. Ihr Onkel kann es kraft des Testamentes Ihres Vaters.«
    »Ich weiß. Mein Alter hat sich dafür gerächt, daß Tante Ellen, auf die er scharf war, mir die Hose

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