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Ein Mann wie Mr Darcy

Ein Mann wie Mr Darcy

Titel: Ein Mann wie Mr Darcy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Potter Alexandra
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erkenne die Worte aus der Zeit, als ich die Lyrik-Ecke bei McKenzie’s neu geordnet habe. Sie stammen aus einem tragischen Gedicht über Liebe und Tod von William Blake.
    Verstohlen öffne ich ein Auge, nur einen winzigen Spalt breit, und werfe einen Blick auf Mr. Darcy. Er ist da, nur Zentimeter von mir entfernt, und starrt mich durchdringend an. Er holt tief Luft und fährt fort.
    »… fand dein Bett voll rosiger Lust.«
    Er rezitiert ein Gedicht für mich.
    Oh Gott, seine Leidenschaft ist so glühend, dass ich nicht weiß, wohin ich sehen soll. So etwas tun Romanhelden immer, aber ich habe noch nie gehört, dass es im wirklichen Leben jemandem passiert ist. Das ist unglaublich.
    Aber -
    Ich will ja nicht undankbar klingen. Welche Frau würde sich nicht wünschen, dass ihr Mr. Darcy ein Gedicht darbringt, noch dazu mit diesem herrlichen, glasklaren Akzent, in der Silvesternacht, am mondbeschienen See?
    »Seine düstere Liebe …«
    Ehrlich gesagt würde ich mich jetzt lieber endlich küssen lassen.
    Ein eisiger Wind weht von den Türmen herunter, der mich erschauern lässt. Da wir nicht länger reiten, spüre ich, wie kalt es ist. Ich versuche, meine Zehen zu bewegen, aber sie sind so taub, dass ich sie nicht mehr fühlen kann. Ganz im Gegensatz zum Rest. Mein ganzer Körper schmerzt. Mein Hinterteil, meine Brüste, mein Knöchel.Wie auf ein Stichwort fährt ein stechender Schmerz hindurch. Kein Zweifel, bis morgen wird er blau und schwarz schillern und auf die Größe einer Melone angeschwollen sein.
    »…zernagt dir die Brust«, endet Mr. Darcy dramatisch.
    Puh, ziemlich traurig.
    Trotz all der Romantik und Leidenschaft bin ich ein wenig verärgert. Ich bin den ganzen Weg hierhergekommen, auf einem Pferd, bei eisiger Kälte, und soll nicht einmal einen winzigen Kuss bekommen? Stattdessen muss ich mir irgendein Gedicht über den Tod anhören! Und was soll ich jetzt machen? Applaudieren? In Ohnmacht fallen? Oder -
    Abrupt werden meine Gedanken zum Schweigen gebracht, als Mr. Darcy mich unvermittelt an sich zieht.
    Oh, okay. Ich nehme alles zurück.
    Mein ganzes Leben lang habe ich davon geträumt, von Mr. Darcy geküsst zu werden, und nun wird es tatsächlich wahr … Ich schließe die Augen und hebe erwartungsvoll das Gesicht. Alles scheint wie in Zeitlupe zu passieren. Ich lasse mich gegen ihn sinken, doch die Seide meines Kleides ist ziemlich glatt, und als seine Lippen die meinen berühren, muss ich meine Absätze in Lightnings Rippenbogen bohren, um nicht aus dem Sattel zu rutschen.
    Oh mein Gott. Das ist es. Der Kuss. Endlich.
    »Aaaahhhh!«, kreische ich.
    Ohne jede Vorwarnung stößt Lightning ein lautes, wütendes Wiehern aus und erhebt sich auf die Hinterbeine.
    »Aaaahhhh!«
    Statt in einer leidenschaftlichen Umarmung zu versinken, werde ich nach hinten geschleudert. Während ich mich mit aller Kraft an den Zügeln festklammere, rutscht Mr. Darcys Mantel von meinen nackten Schultern.
    Heilige Scheiße!
    Es fühlt sich an, als würde ich eine halbe Ewigkeit in der Luft schweben, bis – rumms – alle vier Hufe den Boden wieder berühren und ich nach vorn geschleudert werde. Erleichterung durchströmt mich. Oh Gottseidank, gottseidank -
    Meine Erleichterung hält ungefähr zwei Sekunden an.
    Dann bockt sie.
    »Halten Sie sich fest!«, brüllt Mr. Darcy.
    »Aaaahhhh!«
    Etwas anderes kann ich nicht. Voller Panik schreien, was meine Lungen hergeben.
    »Hoh, braves Mädchen.« Routiniert wendet er sein Pferd und versucht, meine Zügel zu fassen zu bekommem, doch Lightning steigt erneut und schleudert ihn mit brutaler Gewalt vom Pferd.
    »Mr. Darcy«, schreie ich angsterfüllt, als er auf dem morastigen Boden aufschlägt.
    »Emily«, keucht er atemlos nach dem Sturz.
    Ich schaue nach hinten. Ich kann ihn noch etwas anderes rufen hören, doch während Lightning davondonnert, wird seine Stimme vom Wind verweht und verklingt in der Nacht.
    »Hilfe!«, schreie ich, so laut ich kann, während wir immer tiefer in den Wald eindringen und ich im Sattel hin und her geschleudert werde. »Hilfe!«, rufe ich wieder. Doch es ist sinnlos. Da ist kein Mr. Darcy, der mich retten könnte.
    Inzwischen galoppieren wir aus dem Wald heraus über die tiefschwarzen Felder. Der Mond scheint hinter den Wolken verschwunden zu sein, sodass ich außer ein paar Schatten in einiger Entfernung nichts sehen kann. Dunkle, gruselige Schatten, die wie Ungeheuer auf mich lauern. Das Herz sinkt mir in die Kniekehlen. Hilfe! Was ist das da

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