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Ein Mann wie Mr Darcy

Ein Mann wie Mr Darcy

Titel: Ein Mann wie Mr Darcy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Potter Alexandra
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nicht -«, sage ich schnell. Mist. Ich wollte sie nicht beleidigen. Aber Rose bringt mich mit einer knappen Handbewegung zum Schweigen.
    »Emily, meine Liebe, Ihnen muss gar nichts leid tun. Es ist die Gesellschaft, der etwas leid tun sollte.« Sie schließt die Augen, legt sich den Handrücken auf die Stirn und stößt einen tiefen, bebenden Seufzer auf.
    Ich bin drauf und dran zu applaudieren. Zum ersten Mal sehe ich nicht die brillantbehängte Seniorin auf einer Jane-Austen-Literaturreise vor mir, sondern die energiegeladene 20-Jährige, die mit ihrer Darstellung das Theaterpublikum reihenweise in ihren Bann geschlagen hat. Jetzt erkenne ich, warum. Sie ist wirklich ziemlich gut.
    »Entschuldigen Sie bitte, Miss Bierman …« Der Manager des Hotels, ein kleines Männchen mit asymmetrischen Zügen wie ein Picasso-Gemälde, späht nervös lächelnd um die Ecke. An seinem Kinn klebt ein Kleenex-Fitzelchen, wo er sich beim Rasieren geschnitten hat.
    »Ja?« Abrupt schlägt Rose die Augen auf und verwandelt sich in der Drehung vom tragischen Opfer wieder in die berühmte Diva. »Ja?« Ihre Stimme ist sogar noch lauter als vorher.
    Der Geschäftsführer schluckt, wobei sein Adamsapfel hektisch auf und ab hüpft. »Ich habe mich gefragt, ob Sie jetzt vielleicht selbst einen Blick darauf werfen wollen? Ich hoffe, es wird Ihren außerordentlichen Ansprüchen genügen.«
    Sein mutiger Versuch von Sarkasmus wird mit einem eisigen Blick bestraft.
    »Nun, vielen Dank, Mr. Geoffries. Hoffen wir, dass dem so ist, nicht?«
    »Worum geht es denn?«, zische ich Rose hinterher, als sie Anstalten macht, dem Geschäftsführer zu folgen, der um die Ecke verschwunden ist – zweifellos erleichtert, dass sein Kopf noch auf seinen Schultern sitzt.
    Rose streicht ihren Bob glatt und schenkt mir ein breites Lächeln. »Kommen Sie, und sehen Sie selbst.«
     
    Die Frau, die mich von der Schwarzweißfotografie an der Wand hinter der Rezeption anblickt, hat Wangenknochen wie Kleiderbügel, sanfte, mandelförmige Augen und so volle Lippen, dass Angelina Jolie bei ihrem Anblick auf der Stelle nach Collagen rufen würde.
    »Wow, sie ist wunderschön«, murmele ich. Sie sieht aus, als wäre sie ungefähr in meinem Alter, doch anhand des Fotos ist es schwer zu sagen. Ich sehe zu Rose hinüber und will sie gerade fragen, als ich bemerke, dass sie dasteht und das gerahmte Porträt voller Stolz betrachtet.
    Natürlich! Wie konnte ich die Ähnlichkeit nur übersehen? Okay, die Lippen sind nicht mehr annähernd so voll, und um die Augenwinkel haben sich inzwischen tiefe Falten gegraben, aber es ist unbestreitbar Rose. Ich werfe einen Blick auf die Unterschrift in der Ecke. Ja, da steht es: Rose Raphael. Ihr Künstlername.
    In diesem Moment fällt mir Spikes Gespräch mit ihr wieder ein. Sein Vorschlag, eine signierte Fotografie von sich an der Rezeption aufhängen zu lassen, neben Judi Dench und all den anderen. Und dass ich fand, er sollte sich nicht über sie lustig machen.
    Wieder spüre ich einen Anflug von Reue.
    Tja, noch etwas, was ich falsch verstanden habe, wie?
    »Finden Sie nicht, es sollte noch ein wenig höher hängen?«
    Rose sieht mich mit erhobenen Augenbrauen an.
    »Nein, ich finde, an dieser Stelle sieht es toll aus.«
    Der Geschäftsführer, der mit Hammer und Nägeln hinter uns steht, um jederzeit in Aktion zu treten, wirft mir einen dankbaren Blick zu. Mich beschleicht das Gefühl, dass an diesem Morgen beim Versuch, das Foto an die richtige Stelle zu hängen, schon mehr als ein Nagel in die Wand gehämmert worden ist.
    »Aber sind Sie sich sicher, dass ich Judi nicht etwas bedränge?«, bohrt Rose weiter.
    »Nein, ich finde, so haben Sie beide ausreichend Raum«, beruhigt sie der Hoteldirektor.
    Ich erwidere seinen Blick voller Bewunderung. Offensichtlich ist er Profi in diesen Fragen. Nach der Anzahl der Fotos an der Wand zu schließen, hatte er in der Vergangenheit reichlich Gelegenheit, mit anstrengenden prominenten Gästen zurechtzukommen.
    »Hm, finden Sie wirklich?«, meint Rose, doch sie gestattet sich ein leises Lächeln. »Ich meine, ich möchte ja nicht, dass sie in meinem Schatten verschwindet oder so etwas.«
    Ich muss ein Lächeln unterdrücken. Nur Rose kann sich Sorgen darüber machen, eine Oscar-Preisträgerin könnte in ihrem Schatten verschwinden.
    »Außerdem sieht sie auch ziemlich alt aus neben mir, finden Sie nicht?«
    ›Wenn man bedenkt, dass Ihr Foto wahrscheinlich vor ungefähr 50 Jahren gemacht wurde, ist

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