Ein Mann wie Mr Darcy
Kastagnetten klappern. »Ich bin so aufgeregt, etwas Neues anzufangen. Ist doch mal etwas anderes, als immer nur Männer, wie?«
Okay, ich gestehe, vielleicht doch ein nicht ganz so stiller Partner.
Wir verabschieden uns auf dem Bürgersteig vor dem Savoy.
»Ich setze gleich als Erstes die Papiere auf und schicke sie Ihnen nächste Woche per FedEx«, verspricht Hilary und drückt mir fest die Hand.
»Toll, vielen Dank«, antworte ich lächelnd und schüttle ihre Hand. »Vielen Dank für alles.«
»Gern geschehen.«
»Nun, wir beide brauchen uns ja nicht voneinander zu verabschieden, nicht wahr?«, fällt Rose ein und rauscht in ihrem bodenlangen Pelzmantel mit passendem Muff auf mich zu.
Ich wende mich ihr zu. Mir ist ein bisschen schwindlig, und ich spüre ein verräterisches Prickeln in den Augen.
»Nein, wohl nicht«, erwidere ich schniefend. »Partner.«
Rose bricht in schallendes Gelächter aus und drückt zwei Lippenstiftküsse auf meine Wangen. »Wann geht dein Flug zurück in den Big Apple, Liebes? Ce soir?«
Ich lächle. »Ja, ich dachte, ich sehe mir bis dahin vielleicht noch ein bisschen die Stadt an.«
»Oh, ein amerikanisches Mädchen, das zum ersten Mal in London ist …« Rose schließt die Augen, als würde sie gleich in Ohnmacht fallen. »Ich erinnere mich noch an meinen ersten Aufenthalt in Paris in meiner Jugend. Fremde Städte stecken immer voller Abenteuer.« Sie öffnet ein Auge und zieht eine Augenbraue hoch.
»Tja, ich glaube, davon hatte ich schon reichlich«, erwidere ich mit einem nervösen Lachen.
Rose sieht mich an, als glaube sie mir kein Wort. »Na gut, Schätzchen, mach’s gut«, sagt sie. »Ich melde mich bei dir -«
»Ich weiß nicht, wie ich dir je danken soll.«
»Unsinn. Ich sollte diejenige sein, die dir dankt, Emily«
»Mir?« Ich sehe sie verwirrt an.
»Dafür, dass du mir die Bedeutung wahrer Freundschaft gezeigt hast«, sagt sie leise. »Dass du mich dazu gebracht hast, zu erkennen, dass ich keinen Mann brauche, um mich wichtig zu fühlen, um Selbstvertrauen zu haben -«
Sie senkt den Kopf und drückt fest meine Hand. »Zum ersten Mal seit langer, langer Zeit fühle ich mich nicht mehr unsichtbar, Emily.«
»Du warst nie unsichtbar«, protestiere ich lächelnd und erwidere ihren Händedruck.
Unsere Blicke begegnen sich, und mir wird klar, dass ihr das mehr als alles andere bedeutet. Einen Moment lang verweilen wir so, bis Hilary unterbricht. »Wollen wir uns ein Taxi teilen? Ich muss Richtung Euston Station -«
»Ein Taxi?«, wiederholt Rose verwundert und schaut sie an.
»Sei nicht albern. Du kannst mit mir im Bentley fahren.«
In dieser Sekunde gleitet ein riesiger, eleganter Wagen an den Bordstein, aus dem ein livrierter Fahrer aussteigt und den Schlag öffnet. Er trägt weiße Handschuhe und eine Mütze mit Schirm.
»Larry, können wir meine liebe Freundin nach Euston bringen?«
»Selbstverständlich, Ma’am.«
Ma’am?
Hilary und ich wechseln einen ungläubigen Blick, bevor sie hinter Rose in den luxuriösen Kokon aus üppigen Lederpolstern schlüpft und Larry diensteifrig die Tür hinter ihnen schließt.
Schnurrend erwacht der Motor zum Leben, und als sich die Limousine vom Bordstein löst, erscheint Roses brillantbestückte Hand im Fenster und winkt königlich.
Ich unterdrücke ein Kichern. Lieber Gott, du musst Rose einfach gern haben.
Ich bleibe allein auf dem Bürgersteig der vielbefahrenen Straße zurück und sehe auf die Uhr. Ich muss noch einige Stunden totschlagen, bevor mein Flug nach New York geht. Ich habe eine besonders späte Maschine gebucht, weil ich dachte, dass ich gern noch Zeit hätte, um an meinem letzten Tag in England möglichst viele Sehenswürdigkeiten mitzunehmen: Big Ben, Houses of Parliament, Buckingham Palace, London Eye, die Tate und die zahllosen anderen Kunstgalerien, die es hier gibt … Das Problem ist nur, dass ich nun, da ich hier stehe, merkwürdigerweise überhaupt keine Lust mehr auf Sightseeing habe.
Meinen Koffer hinter mir herziehend, setze ich mich in Bewegung. In Bath hatte ich beschlossen, einige meiner Bücher dem Hotel zu stiften, bevor wir abgereist sind. Normalerweise trenne ich mich von keinem Buch, weil es wie ein Teil von mir ist, aber die Auswahl in den Bücherregalen des Hotels war so peinlich, dass ich mich quasi verpflichtet fühlte. Ich meine, also wirklich! Eselsohrige Romane von Danielle Steel? Einen Band über Briefmarkensammeln? Geri Halliwells Autobiografie? Nun
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