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Ein Mann wie Mr Darcy

Ein Mann wie Mr Darcy

Titel: Ein Mann wie Mr Darcy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Potter Alexandra
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so zu tun, als hätte ich ihn nicht gehört, dann fällt mir meine neue Strategie wieder ein. Meine reife, beherrschte und wahnsinnig coole neue Strategie.
    Beiläufig knicke ich ein Eselsohr als Lesezeichen in meine Seite, klappe mein Buch zu und schaue auf. Spike hat das Kinn auf den Rand seines Glases gestützt und mustert mich mit seinen hellblauen Augen, während ich mich unbehaglich unter seinem Blick winde.
    »Auf dem falschen Fuß?«, frage ich kühl.
    »Ist nur eine Redewendung«, erklärt er.
    »Ich weiß, was es bedeutet«, erwidere ich gereizt.
    Er verzieht das Gesicht zu einem belustigten Lächeln, wobei er eine überraschend regelmäßige Reihe weißer Zähne entblößt.
    Für einen englischen Mann, meine ich.
    »Sie stammt noch aus der Zeit, als die Leute glaubten, es bringe Unglück, wenn man beim Aufstehen aus dem Bett mit dem linken Fuß zuerst den Boden berührt. Wahnsinn, was? Wie viel Geschichte an all diesen Redewendungen und Wörtern hängt, die wir heute benutzen.«
    Ich sehe ihn ungerührt an.Will er etwa nett sein? Okay, er scheint es ehrlich zu meinen, trotzdem kann ich ihm nicht trauen.
    »Wie interessant«, sage ich kurz angebunden.
    Vergiss nicht, Emily: die neue Strategie, die neue Strategie.
    »Ja, was?« Spike scheint meinen Sarkasmus nicht bemerkt zu haben. »Ich glaube, das ist einer der Gründe, warum ich Journalist geworden bin -«, er unterbricht sich und lächelt verlegen. »Tut mir leid. Ich langweile dich, oder? Deine Augen sind schon ganz glasig, als würdest du dich fragen, was dieser Typ da eigentlich faselt. Aber wenn ich erst einmal in Fahrt bin, kann ich mich nur schwer zurückhalten. Ich finde die englische Sprache faszinierend. Du nicht?«
    Ich stelle fest, dass es mir zunehmend schwer fällt, ihm böse zu sein. Mir geht auf, dass Spike und ich viel mehr gemeinsam haben, als mir lieb ist.Während meine Ablehnung im Nu dahinschmilzt, denke ich flüchtig darüber nach, mich auf ein Gespräch über Literatur,Autoren und Schreiben einzulassen. Dann fällt es mir wieder ein.
    »… ziemlich langweilig … eher durchschnittlich … und sie ist Amerikanerin …«
    Unverzüglich fahren meine Schutzschilde wieder hoch.
    »Woher soll ich das wissen?«, erwidere ich spitz. »Ich bin ja nur Amerikanerin.«
    Falls er irgendeine Ahnung hat, worauf ich anspiele, lässt er es sich zumindest nicht anmerken. »Meinst du, wir sprechen nicht dieselbe Sprache?«, hakt er interessiert nach.
    »Genau.«
    »Tatsächlich? Warum?«
    Okay, jetzt wäre ein guter Augenblick, um das Thema zu wechseln, denke ich. Das Problem ist, dass ich leider niemals Ratschläge annehme, nicht einmal die, die mir meine innere Stimme gibt. »Ich sage keine Gemeinheiten über andere Leute«, platze ich heraus.
    Spike zuckt zusammen, während eine tiefe Furche auf seiner Stirn erscheint. Ich wappne mich innerlich für einen trotzigen Ausbruch.Tja, er hat angefangen, denke ich, auch wenn es ein wenig kindisch ist. Aber er kommt nicht. Stattdessen verziehen sich die Wolken, und seine Kränkung schlägt in ein bemerkenswert breites Lächeln um. Ein Lächeln, von dem ich nie geglaubt hätte, dass er dazu überhaupt fähig wäre. Es reicht ihm bis zu den Augenwinkeln, lässt seine Nasenflügel beben und dehnt seinen Mund so weit, dass seine ebenmäßigen weißen Zähne zu sehen sind.
    Aha, also doch genauso, wie ich dachte, bemerke ich mit leiser Genugtuung. Ich kann seine Backenzähne sehen, die allesamt schief sind. Nicht sehr, aber definitiv ein Fall für den Kieferorthopäden, befinde ich, auf der Suche nach irgendeiner Kleinigkeit als Rechtfertigung, ihn nicht attraktiv zu finden, doch es funktioniert nicht. Zu meiner Verärgerung muss ich zugeben, dass ich ihn überaus attraktiv finde. Sogar mit den schiefen Backenzähnen.
    »Meine Güte, du nimmst aber kein Blatt vor den Mund, was?«, sagt er kopfschüttelnd und kratzt sich die Stoppeln am Kinn.
    »Du auch nicht«, entgegne ich.
    Er sieht mich verständnislos an.
    »Gestern. Im Bus, du hast telefoniert …«, beginne ich in einem Anfall von Selbstgerechtigkeit. »Ich war auf der Toilette.«
    Mit gerunzelter Stirn versucht er sich zu erinnern. »Ich weiß nicht, wovon du redest -« Doch dann verstummt er. Unvermittelt fällt sein Lächeln in sich zusammen, und er zieht scharf die Luft ein. »Oh, Mist.«
    Befriedigt registriere ich seinen reumütigen Blick. Und dann … Ich hatte erwartet, mich in meinem Triumph zu aalen, doch in Wahrheit löst seine Zerknirschtheit

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