Ein Mann wie Mr Darcy
ein Gefühl des Unbehagens in mir aus. Und der Groll, den ich die ganze Zeit gegen ihn gehegt habe, scheint wie weggeblasen. Stattdessen bin ich … Ich habe Mühe, meine Gefühle in Worte zu kleiden. Offen gestanden, weiß ich nicht recht, wie ich mich fühle.
»Ich dachte, du redest von dem Artikel in der Daily Times. Als ich hereinkam, habe ich gesehen, dass du ihn gelesen hast …«
Ich spüre, wie meine Wangen brennen, als er auf die Zeitung zeigt, die ich vergeblich versucht habe im Sessel verschwinden zu lassen.
»Du musst mich für einen absoluten Mistkerl halten …«
»Jetzt sprechen wir die gleiche Sprache«, falle ich ihm angriffslustig ins Wort.
Er ignoriert meinen Sarkasmus. »Ich kann das erklären. Du hast mich völlig falsch verstanden. Man darf es nicht aus dem Zusammenhang reißen. Eigentlich habe ich es nicht so gemeint, es war nur … ich hatte schlechte Laune, hatte einen heftigen Streit mit meiner Freundin …«
»Du? Du hast eine Freundin?«, spotte ich mit gespielter Überraschung.
Einen Moment lang sagt er nichts, aber ich bin sicher, dass er es mir am liebsten heimzahlen würde, doch stattdessen beißt er die Zähne zusammen. »Ich habe mit einem Freund gesprochen und ein wenig herumgeblödelt und Dampf abgelassen. Wir Briten machen das so. Es ist liebevoll gemeint«, fügt er hinzu.
»Ich mag Amerikanerin sein, aber ich bin nicht blöd«, erwidere ich. »Ziemlich langweilig und sieht durchschnittlich aus …«
Er zuckt zusammen.
»Im Gegensatz zu deiner heißen französischen Freundin«, platze ich gegen meinen Willen heraus.
Verdammt, wo kam das jetzt her? Warum habe ich das gesagt? Dabei sah sie nicht einmal besonders heiß aus. Zugegeben, sie hatte roten Lippenstift aufgelegt und trug diesen schicken Schal zu dem Stehkragenpulli. Na und?
Einen Augenblick lang sieht Spike schockiert aus, dann fällt der Groschen. »Ach so, das ist es, worum es hier die ganze Zeit geht.« Er strafft die Schultern und scheint wieder Oberwasser zu bekommen.
»Was denn?«
»Nichts.«
»Moment mal, mit dem ›Nichts‹-Trick kommst du mir nicht davon. Ich bin eine Frau, schon vergessen? ›Nichts‹ bedeutet immer etwas.«
»Und ich frage mich, warum ich Frauen nie verstehe«, murmelt er und nimmt einen großen Schluck von seinem Brandy.
Ich werfe ihm einen meiner Killer-Blicke zu.
»Wollen wir es nicht einfach gut sein lassen?«, schlägt er vor.
Ich denke darüber nach. Ungefähr eine Sekunde.
»Nein, ich werde es nicht gut sein lassen«, beharre ich. Auch wenn mir schon jetzt klar ist, dass ich das tun sollte. Das ist einer meiner größten Fehler. Ich bin mindestens so starrköpfig wie ein Esel.
Er zögert, als wollte er herausfinden, ob ich es auch ernst meine. »Okay, du hast es so gewollt -«, ergibt er sich achselzuckend. »Du bist eifersüchtig.«
»Eifersüchtig?«, stoße ich hervor, während ich spüre, wie die Wut in mir zu brodeln beginnt. »Auf wen?«
»Emmanuelle«, sagt er, als läge das auf der Hand.
Zwei Gedanken kommen mir in den Sinn: 1) Sie sieht nicht nur toll aus mit diesem leuchtend roten Lippenstift, der meine Zähne immer gelb aussehen lässt, und ist todschick in einem Stehkragenpulli mit Hermès-Schal, während ich bei H&M herumstolpere und mich wie eine Ertrinkende an alles klammere, was irgendwie glitzert – nein, ihr Name ist auch noch hübsch und sexy und tausendmal schöner als die langweilige, alte Emily und 2) ›du verdammtes, arrogantes Arschloch‹.
Ich halte mich an Gedanken Nummer zwei.
»Arrogantes Arschloch!«, fluche ich.
Spikes Kopf fliegt nach hinten, wie bei einem Boxer, der einen Haken ins Gesicht bekommen hat.
»Ich bin nicht im Geringsten eifersüchtig auf eine Frau, die mit einem Mann ohne Persönlichkeit zusammen sein muss, der grauenvolle Manieren hat und Cord-Jacketts mit Flicken auf den Ellbogen trägt …«
Wir linsen beide auf sein Jackett.
»Die Flicken gefallen dir nicht?«
Seine unschuldige Frage entwaffnet mich, lässt meine Wut wie einen Luftballon zusammenschnurren, in den jemand mit einer Nadel gepiekt hat. Ich will aber wütend sein. Ich habe ein Recht darauf, wütend zu sein. Aber aus irgendeinem Grund gelingt es mir nicht, weiterhin wütend zu sein.
Ich mustere sein Jackett und rümpfe die Nase. »Sieht irgendwie nach Simon and Garfunkel aus.«
Er denkt darüber nach. »Ich mag Simon and Garfunkel.«
»Ich auch«, gestehe ich.
Er sieht mir in die Augen und lächelt. Ich lächle zurück, wenn auch ungern.
Es
Weitere Kostenlose Bücher