Ein Mann wie Mr Darcy
zu finden oder einen dieser tollen kleinen Läden auszukundschaften, die ich vorhin gesehen habe. Dicht an dicht reihen sie sich in den engen Kopfsteinpflasterstraßen aneinander und scheinen alle möglichen Waren anzubieten, von Antiquitäten über handgefertigte Papierwaren und Postkarten bis zu diesen tollen Lampen in Teekannenform, die man sich in den Garten stellen kann.
Nicht dass ich einen Garten hätte, außerdem sind sie wahrscheinlich auch völlig überteuert wie alles, was man in diesen Designerläden kaufen kann. Aber hübsch sind sie trotzdem...
Das ist typisch für mich. Mag sein, dass ich wenig Geld für Klamotten ausgebe, doch das mache ich mit anderen Dingen wieder wett.
Während ich ziellos durch einen Souvenirshop streife, überkommt mich das Bedürfnis, Geld auszugeben. Das ist mein dritter Urlaubstag, und ich habe immer noch nichts gekauft; meine Kreditkarte fühlt sich an, als brenne sie ein Loch in meine Tasche. Ich blättere ein paar Reiseführer durch und lasse den Blick über die Regale wandern. Bestickte Kissen, bestickte Tüchlein, Straußenfederkiele , Mr.-Darcy-Seifen (ist das zu fassen?), Kameen … Kurz spiele ich mit dem Gedanken, Stella eine Kamee zu kaufen, da ich sicher bin, irgendwo gelesen zu haben, dass viktorianischer Stil der neueste Bohemien-Chic ist. Oder war es umgekehrt? Keine Ahnung, ich kann mich nicht mehr erinnern.
Ich erblicke einen Postkartenständer. Ach, viel besser. Ich beginne ihn langsam zu drehen. Oh, diese hier ist schön. Ich überlege, sie meinen Eltern zu schicken, verwerfe den Gedanken jedoch wieder. Sie sind sowieso nicht zu Hause, schon vergessen? Ich fühle einen leisen Stich der Enttäuschung, schiebe das Gefühl aber schnell beiseite. Mum war noch nie die Art Mutter, die Postkarten an den Kühlschrank hängt. Das hat sie nicht einmal mit selbstgemalten Bildern getan, als wir noch klein waren. Die Karte würde mit Sicherheit in dem Stapel Post untergehen, der nach ihrer Rückkehr von der Reise auf sie wartet. Aber egal, ich werde sie stattdessen Mr. McKenzie schicken, der sich garantiert darüber freuen wird. Und für Tante Jean kaufe ich auch eine, denke ich, während ich den Postkartenständer drehe.
Er dreht sich wieder zurück.
Was ist denn das?
Ich drehe noch einmal. Ein paar Sekunden lang bleibt er still, dann dreht er sich langsam wieder nach rechts. Was soll das? Da muss jemand auf der anderen Seite sein. Sanft, aber bestimmt, drehe ich ihn wieder dahin, wo er war, und betrachte die Postkarten. Hm, diese hier ist ziemlich schön -
Er dreht sich wieder zurück.
Allmählich werde ich ärgerlich. Ich packe den Ständer und ziehe, fester diesmal. So, das sollte reichen, denke ich triumphierend. Unverzüglich dreht er sich zurück. Ich starre ihn böse an und packe ihn, doch er lässt sich nicht mehr bewegen. Es gibt ein kurzes Gerangel. »Entschuldigung …«, stoße ich hervor und ziehe einmal kurz und heftig, »... aber ich war zuerst hier … oh!«
Plötzlich lässt mein Gegenüber den Ständer los, der prompt wie wild im Kreis herumwirbelt und um ein Haar umkippt. Als ein Gesicht dahinter erscheint, mache ich einen erschrockenen Satz. Es ist Spike.
»Oh, du bist es«, grolle ich.
Er trägt eine Wollmütze und kaut ein Stück roter Lakritze. Einen Augenblick sieht er mich an, dann hält er eine Postkarte hoch und schwenkt sie wie eine weiße Flagge. »Die hier ist gut.«
Ich werfe einen Blick darauf. Sie zeigt ein Foto von Matthew McFadyen in der Rolle des Mr. Darcy. Er sieht klasse aus, aber – so muss ich leider sagen – kein Vergleich zu meinem Mr. Darcy.
»Ich muss zugeben, dass ich diesen ganzen Wirbel nicht ganz nachvollziehen kann.« Spike mustert mit gerunzelter Stirn die Postkarte.
Ich lächle. Höre ich da einen Anflug von Eifersucht? »Na ja, kannst du auch nicht, du bist ja ein Mann«, sage ich achselzuckend.
»Was? Willst du damit sagen, du bist mit der Mehrheit in dieser Umfrage einer Meinung? Er ist auch dein Traummann?«
»Hmhmmm«. Ich nicke und fühle mich, als würde ich ein großes Geheimnis preisgeben, das ich niemandem verraten darf. »Ich bin in ihn verliebt, seit ich mich erinnern kann.«
»Schwer, da mitzuhalten, was?«
»Wie bitte?«
»Für uns normale Typen«, erklärt er und lutscht an seiner Lakritze. »Wir werden nie mit ihm mithalten können, oder? Das ist immer so. Die Realität ist immer enttäuschend im Vergleich zur Fantasie.«
Ich mustere Spikes chaotische Aufmachung. In seinem Fall
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