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Ein Mann wie Mr Darcy

Ein Mann wie Mr Darcy

Titel: Ein Mann wie Mr Darcy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Potter Alexandra
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sollte eigentlich lieber nichts sagen, aber ich fände es schrecklich, wenn Sie verletzt würden.«
    Ich entspanne mich. Ach, jetzt kommt wieder dieses Gefasel über gebrochene Herzen, das Älterwerden und die Tatsache, dass man aus seinen Erfahrungen lernen muss.
    »Körperlich, meine ich …«
    Ich lasse meine Gabel sinken. Hat er gerade körperlich gesagt? Unsinn. Er will doch nicht behaupten, dass es einen Mörder in unseren Reihen oder so etwas gibt. Plötzlich muss ich an Mr. Darcy denken. Nein, bestimmt nicht.
    »Wovon reden Sie?«, frage ich leise und beuge mich zu ihm hinüber.
    »Wovon? Von Spike Hargreaves, natürlich«, antwortet Ernie finster.
    Ich weiß nicht, ob ich erleichtert oder entsetzt sein soll.
    »Spike Hargreaves«, wiederhole ich ungläubig. Für den Bruchteil einer Sekunde nehme ich es fast ernst, dann breche ich in amüsiertes Gelächter aus. »Nein, das haben Sie falsch verstanden. Ich weiß, er kann ein ziemlicher Mistkerl sein, aber -«
    »Er hat mich verprügelt.«
    »Er hat Sie verprügelt?«, stoße ich atemlos hervor.
    »Hat mir die Nase gebrochen.«
    »Ihnen die Nase gebrochen?«
    Ich bin nicht nur völlig schockiert über Ernies Worte, sondern auch mein Sprachvermögen scheint mich verlassen zu haben, sodass ich nur noch mit hoher, erstickter Stimme wiederholen kann, was Ernie sagt.
    »Es ist fünf Jahre her, aber ich habe immer noch Schwierigkeiten beim Luftholen …«
    Oh, mein Gott. Ich starre Ernie über den Tisch hinweg an, der seinen Daumen jeweils gegen ein Nasenloch drückt, um zu demonstrieren, dass seine Nasenscheidewand trotz zwei Operationen irreparablen Schaden davongetragen hat. Doch ich nehme seine Stimme nur noch gedämpft wahr, als befände ich mich unter Wasser, während mein Herz schmerzhaft gegen meine Rippen hämmert.
    Spike hat Ernie verprügelt.
    Den netten, umgänglichen Ernie, der entgegen den Anweisungen seines Arztes Schinkensandwiches isst, mit ungefähr 40 Meilen pro Stunde durch die Gegend fährt und mir Bilder von seinen Enkelkindern gezeigt hat. Mir schwirrt der Kopf.
    »Aber warum denn?«, presse ich schließlich mühsam hervor.
    Ernie, der mitten in der anschaulichen Beschreibung seiner Nasenoperation war, sieht mich verwundert an.
    »Hat er Ihnen das nicht erzählt?«
    »Nein, hat er nicht.«
    »Ich war mit seiner Mutter zusammen.«
    Die Neuigkeiten prasseln immer schneller auf mich ein.
    »Mit seiner Mutter?«, wiederhole ich.
    Mist, jetzt geht das schon wieder los.
    »Ich habe als Fahrer bei der Daily Times gearbeitet. So habe ich Iris kennen gelernt. Sie kam ein paar Mal vorbei, um ihren Sohn zu besuchen, und wir sind ins Gespräch gekommen, und na ja …« Seine Stimme wird leiser. »Wir haben uns sehr geliebt.« Er bemerkt meinen verwunderten Blick und missversteht offenbar meinen offenen Mund und meine weit aufgerissenen Augen. »Man kann sich auch in meinem Alter noch verlieben, wissen Sie.«
    »Oh, natürlich...«, sage ich hastig.
    »Nur weil man in mein Alter kommt, hört man nicht auf, romantisch zu sein«, fährt er traurig fort.
    »Ich weiß, ich bin auch romantisch. Meine Freundin Stella bezeichnet mich sogar als hoffnungslose Romantikerin.« Ich stoße einen solidarischen Seufzer aus.
    Ernie lächelt wehmütig. Keine Ahnung, wie das passieren konnte, aber mit einem Mal scheint er in seinem Karohemd eingesunken zu sein, und seine Augen sehen verdächtig feucht aus.
    »Und dann ist ihr Sohn zum Entschluss gelangt, ich sei nicht gut genug für sie.«
    Mit einem Schlag werde ich sehr wütend. »Wie kann er nur!« Ich knalle mein Besteck auf den Tisch. Ich habe ja geahnt, dass Spike ein Snob ist, aber so was? Das ist ja noch viel schlimmer, als ich dachte. Nun verstehe ich auch Maeves plötzlichen Sinneswandel, nachdem sie mit ihm gesprochen hat. Kein Wunder, dass sie so seltsam war. Nur Gott allein weiß, was Spike ihr für Lügen über Ernie aufgetischt hat.
    »Ich hatte ja keine Ahnung. Was für ein Mistkerl«, zische ich.
    Ernie kaut nachdenklich einen Bissen Ofenkartoffel.
    »Ich soll mich von ihr fernhalten, hat er gesagt, sonst...«
    »Er hat Ihnen gedroht?« Ich bin sprachlos. Das wird ja immer schlimmer.
    »Aber ich konnte es nicht. Ich habe sie geliebt. Also hat er mich verprügelt.«
    »Was? Ohne Grund?«
    »Na ja, vermutlich habe ich ihn provoziert, indem ich mich in Iris verliebt habe.«
    Ich kann es nicht fassen. Das ist ja schrecklich. Jemanden schlagen, weil er verliebt ist? Ich hätte nicht übel Lust, diesem

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