Ein Mann wie Mr Darcy
verdammte Idiotin sein. Sie hält sich für eine tolle Menschenkennerin und ist so davon überzeugt, im Recht zu sein, dabei liegt sie in diesem Fall völlig daneben. Wickham ist ein absoluter Fiesling, trotzdem ist sie vollkommen hingerissen von ihm. Mann, diese Frau ist so was von blind! Wie kann sie nur so auf ihn hereinfallen?
›Für so schlecht hätte ich Mr. Darcy denn doch nicht gehalten. Obwohl ich ihn nicht ausstehen kann, das hätte ich ihm nicht zugetraut. Von seiner Menschenverachtung war ich überzeugt, aber dass er sich so niederträchtig rächt, so ungerecht, so unmenschlich aufführt, hätte ich nicht gedacht.‹
Ich bin empört. An dieser Stelle ärgere ich mich, wann immer ich sie lese. Wie kann man Mr. Darcy nur so falsch beurteilen. Er ist so anständig. Niemals würde er so tief sinken, als dass er so etwas tun könnte!
Eine Woge der Müdigkeit erfasst mich, und ich werfe einen Blick auf meinen Wecker. Meine Güte, schon nach zwei. Ich muss unbedingt ein bisschen Schlaf bekommen, auch wenn ich weiß, dass ich wie in den vergangenen Nächten dank des Jetlags schon bald wieder zu einer unchristlichen Zeit aufwachen werde.Wieder muss ich herzhaft gähnen. Genau …
Ich krame ein Fläschchen aus meinem Nachttisch. Ich habe ein paar Schlaftabletten mitgebracht, die noch aus der Zeit stammen, als mir die Weisheitszähne gezogen wurden. Ich nehme sie nur sehr ungern, aber eine wird schon nicht schaden und mich definitiv ins Reich der Träume katapultieren.
Ich stehe auf und tappe ins Badezimmer, um ein Glas Wasser zu holen. Auf dem Rückweg stelle ich fest, dass ich die Vorhänge nicht zugezogen habe. Ich ziehe sie zu, steige wieder ins Bett zurück und nehme meine Tablette. Ich spüle sie mit ein paar Schlucken Wasser herunter, ehe ich mich unter die Decken kuschle.
Mmmmm. Gute Nacht, schöne Träume.
Ich muss sofort eingeschlafen sein, denn das Nächste, das ich mitbekomme, ist das Prasseln eines Hagelschauers, das mich weckt.
Rat-a-tat-tat-tat-tat-tat-tat.
Wow. Es ist so laut, dass man glatt glauben könnte, die Scheibe zerbricht. Dankbar kuschle ich mich noch etwas tiefer unter die schwere Decke. Ein Glück, dass ich nicht draußen bin.
Allerdings ist es inzwischen wieder ruhig.Wie seltsam. Das muss einer dieser seltsamen Stürme sein, die in der einen Sekunde noch mit voller Wucht toben und in der nächsten schon wieder vorüber sind. Ich rolle mich zusammen und schlinge die Arme um mein dickes Federkissen.
Wenigstens kann ich wieder einschlafen.
Rat-a-tat-tat-tat-tat-tat-tat.
Ich sitze kerzengerade im Bett. Da ist es wieder. Nur hört es sich diesmal noch viel lauter an.
Neugierig schäle ich mich aus den Laken und steige aus dem Bett. In meinem Zimmer ist es eiskalt, sogar in meinem kuscheligen Schlafanzug. Fröstelnd tappe ich zum Fenster, drücke meine Nase an die Scheibe und spähe in die Dunkelheit hinaus. Kann es sein, dass es einen Moment hagelt und -
Da ist Mr. Darcy.
Mein Magen zieht sich zusammen, als ich seine Gestalt in den Büschen unter meinem Fenster erblicke. Ich erhasche ein Aufblitzen seines weißen Hemdes, dann verschwindet er wieder in den Schatten. Ich reibe mir die Augen, um sicher zu sein, dass ich es mir nicht einbilde, dann öffne ich sie wieder – gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie er eine Handvoll Kies aufhebt und sie an mein Fenster werfen will. In diesem Moment sieht er mich und erstarrt.
»Warten Sie«, bedeute ich ihm, während ich am Schiebefenster rüttele, doch es ist so dick mit Farbe zugekleistert, dass es nicht aufgehen will. Mist. Mit klopfendem Herzen signalisiere ich ihm, dass ich herunterkomme, und trete vom Fenster weg. Rasch ziehe ich mir Jeans und Pulli an – den rosafarbenen mit dem Glitzer, der so gut zu meinem Teint passt – und eile nach unten. Er ist hier. Mr. Darcy ist hier. Ich kann es nicht fassen -
Okay, das ist gelogen. Auch wenn ich seit gestern nicht wusste, wie oder wo oder wann, war mir doch klar, dass ich ihn wiedersehen würde. Ich wusste es einfach.
Als ich zur Tür hinausschlüpfe, löst er sich aus den Schatten. Er ist größer, als ich ihn in Erinnerung habe, aber genauso attraktiv. Meine Brust wird eng, und mein Magen kribbelt.
»Wir müssen aufhören, uns immer so zufällig über den Weg zu laufen«, scherze ich in einem Versuch, lässig zu erscheinen.
Mr. Darcy sieht mich verständnislos an.
»Nur so eine Redensart«, erkläre ich mit einem angedeuteten Lächeln. Nun, da ich vor ihm
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