Ein Mann wie Mr Darcy
lange kennst du diesen Typen denn schon?«
»Er war meine erste Liebe.«
Wenn ich schon ehrlich bin …
»Du machst Witze!«, ruft sie, dann lacht sie. »Moment mal, aber nicht Arnold Bateman. Der Junge, von dem du mir erzählt hast? Der dich immer an den Zöpfen gezogen hat?«
»Nein, der nicht«, erwidere ich zögernd. Soll ich es ihr verraten? Ein Teil von mir möchte es, aber der andere erinnert sich an unser Gespräch damals in New York, als sie darauf bestanden hat, dass Mr. Darcy nicht existiert. Aber wenn ich ihr von dem Federkiel erzähle, den mysteriösen leeren Seiten in meinem Buch, der Zeitung, Mr. Darcy selber -
Ach, komm schon, Emily. Du müsstest dich selbst reden hören. Das wird sie dir niemals glauben. Und kannst du ihr einen Vorwurf daraus machen? Du kannst es ja selbst kaum glauben, und dabei hast du es mit eigenen Augen gesehen.
»Also, wer ist es?«, beharrt Stella, deren Argwohn mittlerweile erwacht ist. »Wie heißt er?«
Aber wenn ich ihr nicht die Wahrheit erzähle, was dann? Mein Hirn ist wie leergefegt. Ich will sie nicht anlügen, aber -
»Äh...« Als ich zurück ins Zimmer gehe, sehe ich die Postkarte, die Spike für mich ausgesucht hat, auf dem Frisiertisch liegen. Ich habe sie noch nicht geschrieben. Geistesabwesend nehme ich sie in die Hand und drehe sie herum. Matthew McFayden als Fitzwilliam Darcy steht auf der Rückseite.
»Fitzwilliam«, platze ich heraus.
»Nein, ich meine seinen Vornamen.«
»Das ist sein Vorname.«
»Wow, klingt ja irre«, meint sie. »Aber cool, gefällt mir«, fügt sie entschieden hinzu.
Ich fühle mich seltsam erleichtert. Er hat das Stella-Gütesiegel erhalten.
»Hör zu, Schätzchen, ich würde furchtbar gern noch mehr erfahren, aber ich muss jetzt wirklich ins Bett. Hier ist es schon fast 3 Uhr morgens, und ich brauche noch ein bisschen Schönheitsschlaf. Außerdem wird mich T-Mobile in den Bankrott treiben. Hast du eine Ahnung, was internationale Gespräche pro Minute kosten?«
»Eine Menge«, sage ich erleichtert. Gott sei Dank, keine weiteren unangenehmen Fragen.
»Ich schwöre, das hier kostet mich ungefähr so viel wie ein Paar Prada-Schuhe.«
Ich lasse mich auf die Bettkante sinken und ziehe mir Socken und Stiefel an. »Okay, geh nur. Nächstes Mal rufe ich dich an.«
»Okay, gute Nacht. Dicker Kuss.«
»Hier ist es schon Morgen.« Ich stehe auf.
»Was auch immer«, meint sie schläfrig. Doch dann, gerade als ich glaube, noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen zu sein, fragt sie: »Moment mal, wie kann es denn eine Fernbeziehung sein, wenn du gestern Abend mit ihm aus warst? Das ergibt doch keinen Sinn.«
Ich gestatte mir ein kleines Lächeln. »Wie ich schon sagte, es ist ein bisschen kompliziert.«
Achtzehn
I m Lauf des Tages wird alles noch komplizierter.
Es ist später Nachmittag.Wir haben den größten Teil des Tages mit einer Besichtigungstour verbracht, die einen Schreibworkshop mit Federkielen einschloss (Sparen Sie sich Ihren Spott, denn das Ganze entpuppte sich als ziemlich großer, wenn auch reichlich tintenlastiger Spaß), und ich gehe mit Maeve zurück zum Hotel und futtere eine Tüte heiße Kastanien, die wir an der Ecke von einem Teenager mit fingerlosen Handschuhen gekauft haben.
Es ist sogar noch kälter geworden. Meine Nasenspitze ist fast eingefroren, und meine Zehen kann ich trotz zwei Lagen Wollsocken kaum noch spüren. Die Luft ist so eisig, dass es fast wehtut, die Luft in die Lungen zu saugen. Es riecht nach Winter, Kaminholz und Pubs. Gerade als wir an einem vorbeikommen, fliegt die Tür auf, und eine Gruppe Büroangestellter quillt auf den Bürgersteig, berauscht von Gelächter und allgemeiner Hochstimmung.
Und zweifellos von einem halben Dutzend Pints, denke ich, als ich beobachte, wie sie Arm in Arm und mit Gold- und Silberlametta behängt umhertorkeln.
»Finden Sie diese Zeit des Jahres nicht auch besonders schön?«, flüstert Maeve. »Silvester hat so etwas Magisches an sich, finden Sie nicht?«
Es trifft mich wie ein Schlag. »Silvester«, murmele ich. »Wow, das habe ich völlig vergessen.«
»Sie haben es vergessen?«, wiederholt Maeve ungläubig und blickt mich bestürzt an. »Aber heute Abend ist doch der große Ball.«
»Mein Gott, ja, natürlich«, stoße ich hervor, während es mir wieder einfällt. »Ich habe jedes Zeitgefühl verloren. Die Zeitverschiebung und die Reise …«
Und Mr. Darcy. Ich denke an unser letztes Zusammentreffen zurück.Vor gerade einmal ein paar
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