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Ein Mann wie Mr Darcy

Ein Mann wie Mr Darcy

Titel: Ein Mann wie Mr Darcy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Potter Alexandra
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könne man niemals ganz allein sein. Man kann an einem Flughafen gestrandet sein, allein in einem fremden Land oder auf einer Geschäftsreise in einem Motelzimmer festsitzen, aber wenn man ein gutes Buch dabei hat, ist alles okay. Im Moment finde ich diese Philosophie ein klein wenig lächerlich.
    Ich ziehe den dicken Band von North and South heraus, in der vergeblichen Hoffnung, darunter könnte sich irgendetwas halbwegs Tragbares verbergen. Und stelle fest, dass dem nicht so ist – es ist nur Emily Brontë, die in der Ecke lauert. Verdammt. Allmählich beschleicht mich der Verdacht, dass meine Lage aussichtslos ist.
    Habe ich denn überhaupt nichts in Reserve mitgenommen?
    Eine Szene schiebt sich vor mein geistiges Auge – mit einem von Kronleuchtern erhellten Ballsaal, Gästen, die in ihren feinsten Kleidern umherwandeln, Champagner schlürfen, sich in höflicher Konversation üben und mit offenem Mund das Mädchen aus Amerika anstarren, die in einem rosa Frottee-Schlafanzug einen Twostep aufs Parkett legt …
    Nein! Halt!
    Quietschend kommt die Szene zum Stehen, und ich versuche, die Bilder aus meinem Kopf zu verbannen. Komm schon, Emily, du musst doch irgendetwas Passendes für Plan B eingepackt haben. Mit hämmerndem Herzen krempele ich die Ärmel meines grauen Sweatshirts auf und tauche wieder in den Koffer. Bitte, lass irgendwas darin sein. Um Himmelswillen – bitte.
    Moment, was ist denn das?
    Eine Welle vorsichtiger Erleichterung überkommt mich, als ich auf etwas Schwarzes stoße. Ich wusste es! Ich wusste, dass ich ein kleines schwarzes Kleid eingepackt habe. Ich meine, wer fährt schon zu Weihnachten irgendwo hin ohne ein kleines Schwarzes im Gepäck?
    Ich.
    Vorwurfsvoll starre ich auf das Ding in meinen Händen. Weil es kein Kleid ist – oh nein -, sondern der schreckliche DKNY-Pulli, verflucht noch mal! Verdammt. Man erwartet von mir, dass ich mich in Schale werfe, und nicht, dass ich aussehe wie meine Tante Jean. Ich schleudere ihn auf den cremefarbenen Teppich, setze mich aufs Bett, verschränke die Arme vor der Brust und lasse meinen Blick über das Chaos um mich herum schweifen. Scheiße, scheiße, scheiße.
    Draußen auf dem Flur höre ich bereits reges Treiben. Türen werden geöffnet und wieder geschlossen, als sich die Damen gegenseitig auf ihren Zimmern besuchen, um sich ihre Outfits zu präsentieren. Ich sehe auf die Uhr. Ich habe noch 15 Minuten. Und kein Kleid.
    Mit einem Mal schmilzt meine Panik zu müder Resignation zusammen. Ich bin zu absolut nichts nütze. Ich habe nichts eingepackt, was ich tragen könnte. Meine Wangen werden feucht. Das heißt, ich kann auf keinen Fall zum Ball gehen.
    Tja, so sieht es aus. Ich. Allein. In meinem Hotelzimmer. Am Silvesterabend.
    Ein Klopfen an der Tür unterbricht meine deprimierten Gedanken.
    »Wer ist da?«, rufe ich und wische mir mit dem Sweatshirtärmel die Wangen ab.
    Keine Antwort. Ich denke halb, dass ich es mir nur eingebildet habe. Ich warte einen Augenblick, aber als ich keinen Laut mehr höre, nehme ich ruhelos Emma zur Hand und schlage es an einer beliebigen Stelle auf. Es ist die Szene von der Weihnachtsfeier bei Randalls. Das Problem ist nur, dass meine Theorie wie ein Kartenhaus in sich zusammenfällt, denn statt mich besser zu fühlen, bin ich trauriger denn je.
    Ich sehe zur Tür hinüber. Es hat sich doch angehört wie ein Klopfen.
    Ich wälze mich vom Bett, womit ich meine kleinen Büchertürme zum Einstürzen bringe, und bahne mir einen Weg durch das Durcheinander auf dem Teppich. Wahrscheinlich waren es Maeve oder Rose, die mein Outfit sehen wollten, denke ich missmutig, als ich die Tür öffne.
    Oh, wie seltsam. Da ist gar niemand.
    Ich stehe im Türrahmen und sehe mich auf dem zartrosa gestrichenen Flur um. Nein. Er ist leer. Mit Sicherheit haben sich die Damen alle bereits umgekleidet und sind jetzt unten. Ich sehe auf die Uhr. Es ist halb acht. Der Bus fährt demnächst ab. Ich verdrücke ein paar widerspenstige Tränen und drehe mich um, um wieder hineinzugehen, als mein Blick auf den Boden fällt. Eine Schachtel. Neugierig bücke ich mich. Sie trägt ein Schild mit der Aufschrift »Emily Albright«.
    Jähe Freude überkommt mich.
    Für mich?
    Ich stürze in mein Zimmer zurück und beginne, die Schachtel aufzureißen. Ich habe noch nie zu den Menschen gehört, die Geschenke vorsichtig auspacken.
    Als ich die äußere Hülle aufreiße, entdecke ich eine zweite darunter – goldfarben glänzendes, festliches Papier mit

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