Ein Mann wie Mr Darcy
Versuch, ihn etwas aufzuheitern. Er hört sich wirklich deprimiert an. Der Silvesterabend ist schrecklich für unglücklich Verliebte. »Stella ist einfach eine Idiotin«, erkläre ich. Zum Teufel mit der Loyalität. Ich liebe meine Freundin, aber manchmal würde ich sie am liebsten packen und schütteln.
»Meinst du, ich sollte es einfach aufgeben und mir jemand anderes suchen?«, fragt Freddy resigniert.
»Meine Güte, ich bin wohl kaum die Richtige, um Beziehungsratschläge zu erteilen, oder?«, erkläre ich kläglich. »Ich. Die Frau, die das letzte Jahr damit verbracht hat, sich von einer Katastrophenverabredung zur nächsten zu hangeln …«
»Manchmal muss man eben eine Menge Frösche küssen -«
»Bis was passiert? Bis man dem Traumprinzen begegnet?«, beende ich seinen Satz mit einem wehmütigen Lächeln. »Ich wusste gar nicht, dass du so ein unverbesserlicher Romantiker bist, Freddy.«
»Vergib mir meine Sünden«, witzelt er.
»Hey, mir geht es doch genauso«, tröste ich.
»Vielleicht hätten wir uns zusammentun sollen, Em«, schlägt er zum Spaß vor.
»Vielleicht.« Ich steige darauf ein. »Aber du vergisst da etwas -«
»Ach ja?«
»Du liebst Stella, Freddy.«
Es ist das erste Mal, dass es offen ausgesprochen wurde, und sobald ich es getan habe, frage ich mich, ob ich zu weit gegangen bin. Einen Augenblick herrscht Schweigen in der Leitung.
»Ich weiß«, sagt er schließlich ernst.
Tiefe Reue ergreift mich. »Oh, Freddy, es tut mir leid, ich wollte nicht -«
»Em, es braucht dir nicht leid zu tun, du hast Recht«, unterbricht er mit schwacher Stimme. »Aber soll ich dir etwas verraten?«
»Klar.«
»Jemanden zu lieben ist ziemlich übel.«
Ich hätte gern noch länger mit Freddy geplaudert, bemerke aber, dass der Mercedes langsamer wird, sodass mir nichts anderes übrig bleibt, als das Gespräch abzuwürgen, als der Wagen schaukelnd zum Stehen kommt.
Unter zahlreichen Entschuldigungen verspreche ich ihm, mich sofort zu melden, wenn ich zurück in New York bin, ehe wir uns voneinander verabschieden. Er tut mir aufrichtig leid. Er hört sich so deprimiert an, aber was soll ich machen?
Besorgt sehe ich wieder aus dem Fenster – und vergesse auf einen Schlag alles um mich herum, als mein Blick auf die beeindruckendste Reihe von Regency-Terrassenhäusern fällt, die ich je gesehen habe. Durch die schmiedeeisernen Straßenlaternen in strahlendes, künstliches Licht getaucht, sehen sie zu perfekt aus, um Wirklichkeit zu sein – so als stünden wir mitten in einem Filmset, und jede Sekunde ertönte das »Action«, worauf Keira Knightley in einem historischen Kleid erscheint.
Der Fahrer zieht die Handbremse an. »Da wären wir«, verkündet er fröhlich.
»Dankeschön.« Ich öffne die Tür und trete in den eiskalten Abend hinaus.
»Und was zieht Sie über Silvester nach Bath? Ein Mann?« Lächelnd reiche ich dem Fahrer eine Zehnpfundnote durchs Fenster. »Nein, ganz im Gegenteil«, antworte ich mit einigem Stolz auf mein kulturelles Interesse. »Meine Liebe zu Jane Austen.«
»Ach ja.« Er nickt und verschwindet im Wageninnern, um das Wechselgeld herauszukramen, doch ich bedeute ihm, den Rest als Trinkgeld zu behalten. Wir New Yorker sind großzügig mit dem Trinkgeld – 20 Prozent sind an der Tagesordnung -, aber ich habe schon gehört, dass die Engländer häufig gar keines geben.
Der Unterschied wird deutlich, als er mich ansieht, als könnte er sein Glück kaum fassen, ehe sich sein Gesicht zu einem Strahlen verzieht, das von einem Ohr zum anderen reicht.
»Ich hab neulich einen Bericht über euch Typen im Fernsehen gesehen …« Grinsend legt er den Gang ein.
»Ach ja?« Sehen Sie, es kommt nur darauf an, etwas Anerkennung und Respekt zu zeigen. Ich schätze ihn als Taxifahrer, er respektiert mich als Fahrgast. Erfreut darüber, etwas für den guten Ruf aller amerikanischen Touristen auf der Welt getan zu haben, lächle ich freundlich, während er anfährt.
»Aye … und ich sag Ihnen was. Ich hätte nie im Leben gedacht, dass Sie auch eine dieser hübschen Lesben sind«, erklärt er seufzend und schüttelt ungläubig den Kopf. »Diese Jane Austen kann sich wirklich sehr glücklich schätzen …«
Ungläubig sehe ich ihm nach, als er mir zuwinkt und den Hügel hinunterfährt. Dann, als ich mit gerafften Röcken über das Kopfsteinpflaster eile, muss ich kichern. Ich hätte ja nichts dagegen einzuwenden, aber ich bin nicht einmal annähernd trendy genug, um Lesbe zu
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