Ein Mann wie Mr Darcy
entschlossen, heute Abend nicht zu viel zu trinken, aber ein kleines Gläschen wird schon nicht schaden, oder? Es wird nur meine Nerven ein wenig beruhigen. Ich stehe noch immer in den weit geöffneten Türen und trinke noch einen großen, prickelnden Schluck.
Danach werde ich mich an Wasser halten.Versprochen.
Einundzwanzig
D as Problem mit Versprechen ist, dass sie dazu neigen, gebrochen zu werden.
Kaum ist das erste Glas leer, habe ich wie durch ein Wunder ein weiteres in der Hand, was ich allerdings kaum bemerke, da ich viel zu sehr damit beschäftigt bin, mich mit Maeve zu unterhalten, die ich in einer Ecke mit Rupinda und Hilary aufgestöbert habe. Maeve trägt ein gerade geschnittenes blaues Kleid, und obwohl sie sich gelegentlich immer noch schüchtern die Arme um den Oberkörper schlingt, scheint sie doch wesentlich entspannter, ja, unbeschwerter zu sein. Als hätte es sie befreit, ihr Geheimnis mit jemandem zu teilen.
»Was für ein hübsches Kleid. Die Farbe steht Ihnen.«
Ich blicke auf und sehe Miss Staene beifällig lächelnd in einem Kleid im Regency-Stil auf uns zukommen.
»Sie unterstreicht Ihre Augenfarbe«, erklärt sie.
»Oh, wow, danke.« Ich lächle dankbar. »Das hat mir eine Freundin zu Weihnachten geschenkt.«
»Was für ein Glück für Sie.« Zwinkernd mustert sie mich von oben bis unten. »Ich bin sicher, Sie werden heute Abend großen Erfolg bei den Gentlemen haben.«
»Oh, ich bin nicht darauf aus, jemanden kennen zu lernen«, sage ich schnell.
Sie sieht mich entrüstet an. »Unfug«, antwortet sie entschlossen. »Um Jane Austen zu zitieren: ›Lass mich Dir wie schon so oft sagen, überstürze nichts, der richtige Mann wird zuletzt noch kommen.‹«
Wie prophetisch. Mr. Darcy erscheint vor meinem geistigen Auge. Ich bekomme schon Schmetterlinge im Bauch, wenn ich nur an ihn denke.
»Aber woher soll ich wissen, dass es der richtige Mann ist?«, witzele ich lächelnd.
Sie richtet ihre haselnussbraunen Augen auf mich und nimmt meine Hände. »Weil Sie jemandem begegnen werden, der wesentlich außergewöhnlicher ist als alle anderen, die Sie je kennen gelernt haben. Der Sie so sehr lieben wird, wie er nur kann. Und der Sie so vollkommen in seinen Bann schlagen wird, dass Sie sich fühlen, als hätten Sie vorher niemals wirklich geliebt.«
Puh. Heftig. Ich spüre, wie ich rot werde. »Aber vorher müssen Sie sich für die Möglichkeit öffnen, dass der Richtige nicht so sein könnte, wie Sie es erwartet haben«, fährt sie fort, und einen Augenblick lang habe ich das Gefühl, als spiele sie damit direkt auf Mr. Darcy an. Als würde sie ihn kennen.Was natürlich unmöglich ist. »Vergessen Sie nicht: Lassen Sie weder Stolz noch Vorurteil sich Ihrer Liebe in den Weg stellen«, endet sie mit einem etwas schiefen Lächeln.
»Papperlapapp!«, dröhnt eine Stimme. »Wenn Sie mich fragen, wird die Liebe vollkommen überschätzt.« Als ich mich umdrehe, sehe ich Rose in einem pfauengrünen Satinkleid mit dazu passenden langen Handschuhen geschäftig auf uns zueilen. »Und ich muss es wissen, ich war schließlich so oft verheiratet, dass ich es mir kaum merken kann.«
»Hallo, Rose«, begrüßen Rupinda und Hilary sie im Chor und tauschen einen Blick, während sie spontan beschließen, dass es Zeit ist, sich ein wenig frisch zu machen und den Rückzug anzutreten.
»Du meine Güte, was für ein unglaubliches Kleid«, schwärmt Maeve, der beim Anblick von Roses beeindruckendem, von Brillanten schier überquellenden Dekolleté beinahe die Augen übergehen.
»Ja, Sie sehen toll aus«, stimme ich geistesabwesend zu und trinke noch einen Schluck Champagner, während meine Gedanken noch immer um Miss Staenes Worte kreisen.
»Unsinn! Ich bin praktisch unsichtbar«, seufzt Rose. »Niemand nimmt mich mehr zur Kenntnis. Kellner, Taxifahrer, Verkäufer …« Zum ersten Mal bemerke ich, dass sie eine Zigarettenspitze in der Hand hält. Sie schürzt ihre mit Lippenstift bemalten Lippen, nimmt einen Zug und bläst einen perfekten Kreis aus, der unübersehbar auf jahrelanger Übung beruht. »Niemand beachtet eine alte Frau wie mich.«
Glauben Sie mir, jeder tanzende Affe würde weniger Aufmerksamkeit erregen als Rose.
»Ach wo«, protestiere ich. »Sie stehen doch immer im Mittelpunkt des Interesses.«
»Immer«, echot Maeve mit einer Spur von Wehmut. Nicht zum ersten Mal wünsche ich mir, ich könnte ihr sagen, was Ernie mir anvertraut hat. Ich habe keine Ahnung, was Spike ihr erzählt hat,
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