Ein Mann wie Mr Darcy
unbedingt Unsinn machen will, wäre es doch unhöflich, nicht mitzuspielen? Spikes Lächeln verblasst, und ein zweifelnder Ausdruck erscheint auf seinem Gesicht. »Was? Hier? Jetzt? Ist das dein Ernst?«
»Absolut«, bestätige ich nickend. »Ich bin eine gute Lehrerin. Ich habe bis zum College getanzt. Modern, Klassisch, Stepp, Ballett.«
»Wow, ich bin beeindruckt«, sagt er bewundernd.
Ich auch, muss ich gestehen. Mein gesamtes Wissen über Tanz habe ich mir angeeignet, als ich als Mädchen Fame im Fernsehen gesehen und Stulpen getragen habe, was mich jedoch nicht daran hindern wird, mich ein wenig zu amüsieren. Spike hat sich viel zu lange über mich lustig gemacht. Es wird Zeit, dass er am eigenen Leib erfährt, wie so etwas ist.
»Also, zuerst musst du locker in der Hüfte werden …«
»Äh.« Unsicher beugt er erst ein Knie, dann das andere.
»Mehr Bewegung«, fordere ich ihn auf.
Mein Gott, ich kann so was von gemein sein.
»So?« Mit konzentriert gerunzelter Stirn beginnt Spike, seine Hüften kreisen zu lassen.
»Genau«, antworte ich belustigt. »Aber du musst die Hände aus den Hosentaschen nehmen.«
»Oh … richtig.« Gehorsam folgt er meiner Anweisung und lässt die Arme an den Seiten herunterhängen, als wären sie eine Art Dekoration, die er im Moment nicht recht unterzubringen weiß, während er die Hüften noch eine Spur schneller kreisen lässt.
Was für ein dämlicher Anblick, denke ich voller Genugtuung.
Ich trete einen Schritt zurück, wie eine Lehrerin, die ihren Schüler in Augenschein nimmt.
»Hey, ich glaube, allmählich kriege ich den Dreh heraus«, ruft Spike eifrig, zupft einen Strang rosa Lametta von einer Stechpalmenranke neben ihm und wirft ihn sich schwungvoll über die Schultern wie eine Federboa. »Da kommt man doch gleich in Festtagsstimmung«, verkündet er grinsend.
Ich sehe verblüfft zu. Ich habe ja damit gerechnet, dass er auf den Scherz hereinfällt, aber so … Spike lässt nicht nur seine Hüften kreisen wie Elvis auf Acid, sondern beißt sich vor Konzentration auf die Unterlippe. Er beginnt heftig zu schwitzen und legt sich so ins Zeug, dass uns immer mehr Leute anstarren. Ich unterdrücke ein Lachen. Er sieht so albern aus. Das wird ihn lehren, sich über andere lustig zu machen.
Dass er allerdings nicht zu merken scheint, wie lächerlich er sich macht, enttäuscht mich ein wenig. Stattdessen amüsiert er sich in seiner Selbstvergessenheit allem Anschein nach köstlich – was eigentlich so nicht vorgesehen war.
»Wenn man weiß, wie’s geht, ist es sogar ziemlich leicht …«, keucht er jetzt.
Im selben Moment geht ein Kellner mit einem voll beladenen Tablett hinter mir vorbei, und Spike hält inne, um zwei Gläser für uns herunterzunehmen.
»Tanzen macht ziemlich durstig«, erklärt er grinsend und reicht mir eines davon, ehe er sich mit einer Serviette die Stirn abwischt. »Also, wann machst du das Interview mit mir?«
»Wirst du mich auch nicht falsch zitieren?«, frage ich scherzhaft.
»Nur, wenn du das willst.« Lachend trinkt er einen Schluck Champagner.
»Ich weiß ja, dass du gern ein bisschen mit der Wahrheit spielst«, sage ich beim Gedanken an Ernie.
Doch falls er weiß, worauf ich anspiele, lässt er es sich nicht anmerken.
»Wir Journalisten nennen das ›künstlerische Freiheit‹«, korrigiert er mich lächelnd.
»Wie praktisch«, bemerke ich, während ich spüre, wie ich immer ärgerlicher werde.
Ich weiß, dass ich eigentlich überhaupt nichts sagen sollte. Dass ich es versprochen habe. Doch es stellt sich heraus, dass ich es einfach nicht kann. Dieser Kerl ist so was von selbstgefällig!
»Ich werde dich dafür wohl zum Essen einladen.«
»Wo wir gerade vom Essen reden – gestern habe ich mit Ernie zu Mittag gegessen.«
Es tut mir leid, ich hab’s ja versucht …
Die Erwähnung seines Namens zeigt sofort Wirkung. Spike erstarrt und wird mit einem Schlag kreidebleich.
»Er ist so ein reizender alter Mann«, lege ich nach.
»Du weißt ja, was man über den ersten Eindruck sagt«, murmelt er mürrisch.
Ich kann es nicht länger für mich behalten. »Nun ja, mein erster Eindruck von dir war zumindest richtig«, blaffe ich ihn wutentbrannt an.
Spike starrt mich schockiert an. »Was soll das denn heißen?«
Aber bevor ich antworten kann, ertönt das schrille Läuten seines Handys.
»Verdammt, das ist meines«, flucht er. »Hier -« Bevor ich Nein sagen kann, drückt er mir sein Champagnerglas in die Hand und beginnt,
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