Ein Mann wie Mr Darcy
hektisch seine Taschen abzuklopfen, bis er es gefunden hat.
Zumindest wird er das verdammte Ding jetzt abschalten.
Er sieht aufs Display.
Erste Zweifel beschleichen mich. Er wird doch nicht abheben? Wir sind mitten in einem Streit.
Er tut es.
»Ja, hi, Spike … ja … Spike … kannst du mich hören?«
Stirnrunzelnd betrachtet er das Handy, schüttelt den Kopf.
»Mann, der Empfang ist grauenhaft hier.«
Das war’s. Mir reicht’s. Ich drehe mich um.
»Warte mal, bleib doch hier!« Er drückt sich seinen Blackberry an die Brust und hebt die Hand. »Es dauert nur einen Augenblick.«
Ich zögere. Immerhin könnte es ja eine Art Notfall sein. Irgendwas mit der Arbeit. Eine brandaktuelle Titelstory oder so was. Ich warte.
Er wendet sich wieder seinem Blackberry zu. »Ach komm schon, mein Goldschätzchen, sei doch nicht sauer …«
»Goldschätzchen?«, keuche ich.
Er wirft mir einen entschuldigenden Blick zu. »Ich weiß, ich weiß doch...«, sagt er beruhigend, ehe er die Hand über das Mikro legt. »Es ist Emmanuelle.«
Für den Bruchteil einer Sekunde wird meine Brust eng, ehe es in Wut umschlägt. Also bitte! Glaubt dieser Kerl etwa, ich bleibe wie eine völlige Idiotin hier stehen und halte sein Glas, während er mit seiner Freundin turtelt?
Tja, Emily, das ist genau das, was du gerade tust. Du stehst hier wie eine Idiotin und hältst sein Glas, während er mit seiner Freundin turtelt.
Argghhh.
Wütend auf mich selbst und auf Spike feuere ich einen meiner tödlichsten Blicke auf ihn ab, mache auf meinem Mörderabsatz kehrt und marschiere, sein Glas immer noch in der Hand, von der Tanzfläche. Die Wut brodelt wie glühend rote Lava in mir, und ich laufe ernsthaft Gefahr, sie über irgendeinem vollkommen Unschuldigen ausbrechen zu lassen.
Am anderen Ende des Saals führen hohe Glastüren auf einen großen Balkon, der jedoch für die Besucher gesperrt ist. Ich halte schnurstracks darauf zu. Sie sind nicht abgeschlossen. Und niemand beobachtet mich. Ich öffne sie und trete nach draußen.
Dreiundzwanzig
O kay, entspann dich, Emily. Entspann dich.
Der Balkon ist leer, und abgesehen von den gedämpften Klängen des Streichquartetts ist es still und ruhig hier draußen. Eine willkommene Erleichterung nach dem Lärm und dem Stimmengewirr im Ballsaal. Ich stelle die beiden Champagnerflöten auf die Balustrade, breite die Arme weit aus, lege die Fingerspitzen auf den kalten Stein und starre hinaus in die Dunkelheit.
Ich hole tief Luft.
Ich schäume immer noch vor Wut über Spike.Vom ersten Moment an, als ich ihn gesehen habe, hatte ich Recht. Er ist ein absoluter Mistkerl.Wie er sich Ernie gegenüber verhalten hat, ist einfach widerwärtig. Genauso wie die Tatsache, dass er Maeve Lügen über ihn erzählt hat.
Ganz zu schweigen davon, mir sein Glas in die Hand zu drücken und einfach ans Telefon zu gehen, ohne mich weiter zu beachten.
Ich lasse den Atem entweichen, sehe ihn in dicken, weißen Wolken ausströmen. Es ist eiskalt hier draußen, und ich zittere bereits wie Espenlaub in meinem dünnen Kleid, aber ich bin viel zu wütend, um wieder hineinzugehen. Es gibt Zeiten, in denen ich mir wünsche, ich würde rauchen. Denn genau das ist es doch, was die Leute im Film tun, wenn sie wirklich sauer sind, oder? Sie ziehen heftig an ihren Zigaretten, und es scheint ihnen gut zu tun.
Schallendes Gelächter dringt an mein Ohr. Ich sehe hoch und entdecke ein Grüppchen junger Leute, die sich ebenfalls nach draußen gestohlen haben. Sie drängen sich am anderen Ende des Balkons zusammen und lachen über irgendwelche Scherze. Doch was mich am meisten interessiert, ist, dass einer von ihnen zu rauchen scheint.
Angetrieben von meinem Unmut und den diversen Gläsern Champagner, die ich im Lauf des Abends konsumiert habe, schlendere ich zu ihnen hinüber.
»Äh, Entschuldigung -«
Sie drehen sich zu mir um. Aus der Nähe sehe ich, dass sie noch sehr jung sind, höchstens Anfang zwanzig: drei schlaksige Jungs und zwei Mädchen mit zueinander passenden Federboas. Sie haben eine Flasche Moët dabei, deren Goldfolie im Mondlicht schimmert, während sie die Flasche herumgehen lassen. Ich sehe, wie jeder von ihnen einen Schluck direkt aus der Flasche nimmt. Sie erinnern mich an mich, als ich noch auf dem College war.
»Hi, ich dachte, vielleicht könnte ich eine Zigarette schnorren?«, sage ich, ehe ich den klassischen Satz aller Nichtraucher hinzufüge: »Eigentlich habe ich ja längst aufgehört, aber hey
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