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Ein Mann will nach oben

Ein Mann will nach oben

Titel: Ein Mann will nach oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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Jeld for det, wat du vorhast?«
    »Ich schaff es schon, Rieke.«
    »Wa wollen’s hoffen, denn wenn det wejen unserm Jelde schiefjeht, denn kommste nie wieda bei uns, und det täte mir leid, Karle.«
    »Mir auch, Rieke, aber ich komme wieder. Laß mich nur erst durch sein, aber dies muß ich allein durchkämpfen!«
    »Warum wohl? Ick ha immer jehört, zweie sind bessa als einer. Aber det ist wohl wieda so, det de mir nischt vadanken willst. Ick bin da anders, Karl, ick bin dir jerne dankbar, for de Maschine, und det de Vata’n mit aus dem Dreck jeholt hast, und det de die Schose mit Hagedorn jeschafft hast. Dafor bin ick dir dankbar – und for allet andere ooch. For allet andere am meisten.« Er hätte sie gerne gefragt, was denn dieses andere war, für das sie ihm am meisten dankte. Aber er wagte es nicht. Endlich lag sein Weg klar vor ihm. Er mußte schnell fort von dem Geld dort auf dem Tisch, ehe er wieder schwankend wurde. Rieke schien auch keine Antwort erwartet zu haben. Sie sagte, vom Fenster forttretend: »Und nu laß mir einpacken, bei dir wird det wie Kraut und Rüben! Wer packt denn die Schuhe uff die weiße Wäsche? Hol man lieber den andern Korb aus der Kammer und die Klamotten von dir. Und deine Wäsche bringst mir weita. Det hat damit jar nischt zu tun, det wäre ein Jammer, wenn deine schöne Wäsche in de Waschanstalt verungeniert würde. Wenn de nich selber kommen magst, schickste die Brommen. Wo willste denn essen?« So war sie. Bis zur letzten Minute aufrecht, standhaft, ohne Klage und Vorwurf. Rieke Busch.
    Selbst der eigensüchtige Junge an ihrer Seite empfand etwas davon, so tief er auch in seine Pläne versponnen war, »Rieke«, sagte er, »du bist großartig!«
    Sie lächelte matt. »Det kommt dir bloß so vor, Karl, weil de mir los wirst. Vorher bin ick dir nich so vorjekommen. Nu jib mir mal aus dem Küchenschrank deine Unterwäsche.«
    Sie waren noch beim Packen, als Kalli mit Vater Busch und Tilda zurückkam. Angesichts der Koffer blieb Kalli verblüfft stehen, dann pfiff er langgezogen. Rieke sagte: »Der Karlezieht for ’n paar Tage bei die Brommen. Der muß jetzt seine Ruhe haben. Wa haben det so ausjemacht.«
    Hitzig rief Kalli: »Wenn einer hier auszieht, dann bin ich es. Und ich finde es überhaupt gemein von dir, Karl –«
    Rasch fuhr Rieke dazwischen: »Ruhig biste, Kalli! Du hast hier jar nischt zu finden! Mach mal lieba den Korb zu, ich kriege die Stange nich durch!«
    Murrend gehorchte Kalli. »Dann ziehe ich eben auch aus!«
    »Jawoll, dazu biste imstande!« spottete Rieke. »Damit ick janz ohne Hilfe sitze. Und wer trägt mir die Preßkohlen aus dem Keller ruff? Und wer paßt hier uff, wenn ick weg muß? Türme du man ooch ab, mir is det ejal.«
    »Karl«, sagte Kalli entschlossen. »Komm auf den Absatz, ich muß ein Wort mit dir reden.«
    Und wieder Rieke: »Nischt da! Jar nischt habt ihr miteinander zu reden. Es is schon viel zu ville jeredet worden, nu is erst mal Ruhe! Karl, hol den Ernst Bremer, der kann dir die Körbe helfen anfassen.«
    »Ich kann die Körbe auch gut anfassen, dazu brauchen wir keinen Bäcker!« trotzte Kalli Flau.
    »Det ihr wieder Stunk anfangt! Nischt da«, verbot Rieke Busch. »Und steck det Jeld in, wat uffn Küchentisch liegt, Kalli. Du weeßt jut, hier soll keen Jeld rumliegen, von wejen jewisse Leute …« Und sie sandte einen Blick zum alten Busch hinüber, der aber ganz friedlich an seinem Fenster saß.
    »Ich rühre das Geld nicht an, Rieke«, widersprach Kalli. »Was gehen mich die Kröten an? Meine sind es nicht!«
    »Du steckst det Jeld in, Kalli! Det is unser Notjroschen, den hast du in Verwahrung, damit er imma parat is! Da jeht nischt von ab, bloß in de höchste Not, vastehste?« Und Kalli Flau schien verstanden zu haben, er steckte das Geld ein.
    Karl Siebrecht ging und kam wieder mit dem Bäcker Bremer. Der warf verwunderte Blicke auf diesen unvermuteten Auszug und tat auch allerlei neugierige Fragen, auf die Rieke aber recht scharf zu antworten wußte. Als sie den zweiten Korb holten, war der Bäcker aber ganz still. Er sah nur gespanntzu, wie Karl der Rieke die Hand gab und sagte: »Na, denn auf Wiedersehen, Rieke, mach’s gut!«
    »Uff Wiedersehn, Karle! Mach du’s ooch jut und vajiß die Wäsche nich!«
    Unter der Tür noch sagte Karl Siebrecht ganz allgemein in die Stube: »Guten Abend«. Das sollte allen anderen, vornehmlich aber Kalli Flau, gelten. Und er war noch stolz darauf, daß er sich soweit überwunden

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