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Ein Mann will nach oben

Ein Mann will nach oben

Titel: Ein Mann will nach oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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weiter über das blasse Gesicht. »Is det wirklich wahr? Ach, Kalli, komm her bei mich. Du kriegst ’nen Süßen! Bist ja doch mein Bester, wenn de andern nich zu Hause sind. Na, Karle, jib mir die Flosse. Is ooch allet wieda jut?«
    »Alles, Rieke, alles!« bestätigte Karl mit glänzenden Augen.
    »Er hat dir ja mächtig durch die Mangel jedreht«, sagte sie, ihn unverwandt betrachtetend.
    »Kalli den Kiesow aber noch viel mehr! Der kann morgen aus keinem Auge sehen!«
    »Det müßt ihr mir alles erzählen, aber nachher. Jott, seid ihr dämliche Bengels, einen so zu erschrecken! Die reinen Kinda! Nu, Kalli, wat stehste hier rum und jrinst wie Nante? Siehste valleicht, det dein Freund nasse Kleedagen hat? Willste dir valleicht jütigst bei die Brommen bemühen und ihm trocknet Zeug holen? Na!«
    »Das kann ich doch selbst?«
    »I wat! Laß den man loofen. Du bist hier Besuch. – Vata, schlaf nich in, mach Feuer in de Maschine, ick muß noch wat kochen for die Jungens. – Kennste den noch, Vata? Det is Besuch, det is nich der Karle von vorjestern! Det is een janz anderer Karle, Vata, der war uff ’ne weite Reise, der war lang fort von uns. Aba nu is er ja wieda zurückjekommen bei uns, wat, Karle, det biste doch –?«
    »Ja, Rieke, nun bin ich wieder zurückgekommen zu euch –«
    »For diesmal noch«, sagte Rieke. Aber das sagte sie ganz leise, nur zu sich, als sie sich zum Herd wandte.

35. Der dritte Tag

    »Da brat mir einer ’nen Storch«, sprach Herr Wagenseil, als Karl Siebrecht an diesem Morgen den Stall betrat. »Was ist denn nun in dich gefahren, Karl?«
    »Heute ist es soweit, Franz!« lachte Karl Siebrecht vergnügt und legte seine Sträuße, vier kleine und zwei große, vorsichtig auf eine Futterkiste. »Heute eröffnet die Berliner Gepäckbeförderung ihren Betrieb richtig! Daraufhin bin ich deiner Anregung gefolgt, Franz!«
    Franz Wagenseil warf einen Blick durch die offengebliebene Stalltür. »Und dabei regnet’s junge Hunde«, sagte er ungnädig. »Hättste nicht besser Wasserlilien und Seerosen gekauft, Karl? Das wäre bei dem Regen das beste. Ich kann dir auch noch ein paar Frösche fangen, zur Garnierung.«
    »Nachher, Franz, nachher!« sagte Karl Siebrecht, den die Launen seines Vertragspartners nicht mehr rührten. »Erst möchte ich die Pferde anschirren, ich muß pünktlich auf der Bahn sein. Welche kriege ich denn? Hast du vielleicht was Lahmes oder Halbtotes für mich im Stall?«
    »Das würde pyramidal zu dir passen«, sagte der Fuhrherr, der sich beim näheren Anblick des Jungen immer mehr erheiterte. »Dich haben sie ja fein zugerichtet! Seit wann bist du denn verheiratet? Du siehst gerade so aus, als wärst du in der Nacht durchgegangen, und deine Olle hätte dir einen festlichen Empfang bereitet …«
    »Den andern solltest du erst mal sehen, Franz!«
    »Welchen andern?«
    »Den Dienstmann, der mich so zugerichtet hat! Der kann heute aus keinem Auge sehen!«
    »Hast du das von einem Dienstmann?«
    »Natürlich. Deine Else habe ich doch mit keinem Auge gesehen, Franz.«
    Aber selbst diese Spitze konnte heute den Wagenseil nicht stechen. »Kommt der andere auch auf den Stettiner?« fragte er neugierig.
    »Dafür ist gesorgt, der kommt! Der muß jetzt tun, was ich will! Darum geht ja heute der Betrieb los. Welche Pferde kriege ich also? Aber ich verlange deine besten!«
    Wagenseil schlug den Jungen auf die Schulter, daß der zuckte. »Du bist doch der richtige!« rief er. »Die beiden Tage jetzt habe ich gedacht, ich habe Mist gemacht, du bist zu fein fürs Geschäft, aber nun bist du doch richtig! Und Blumen hast du auch. Hör nur immer auf das, was der alte Wagenseil sagt! Der hat den richtigen Riecher!«
    »Blanke Knöppe ist aber nicht, Wagenseil!«
    »Verdirb mir jetzt nicht wieder die Laune! Blanke Knöppe kommen auch noch, darauf fresse ich einen Besen. Du brauchst sie dann ja nicht zu tragen, das können deine Kutscher tun. Nun paß mal auf, diesmal nehmen wir diese Pferde hier. Die sehen prima aus und können traben. Die kriegst du jetzt alle Tage.«
    »Ich höre immer alle Tage! Heute abend schmeißt du mich ja doch wieder raus!«
    »Du sollst mir nicht die Laune verderben, sage ich dir, dämlicher Bengel!«
    »Ich werde dir deine Launen so lange verderben, bis du bei mir keine mehr hast, Franz!«
    »Das bringst du nicht fertig. Das hat nicht mal Else geschafft. – So, schirre immer an, ich wichse unterdes die Hufe blank – heute sollst du ein Gespann haben wie aus dem

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