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Ein Mann will nach oben

Ein Mann will nach oben

Titel: Ein Mann will nach oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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andere warf sich über ihn, dunkel sah er ein Gesicht, in dem die Augen leuchteten, ein Hagel von Schlägen bearbeitete ihn. Er konnte nicht mehr denken, sich nicht wehren.
    Mit mir ist’s alle … dachte er schlaff.
    Da fühlte er, wie der Mann über ihm fortgerissen wurde. »Warte, mein Junge«, hörte er eine Stimme. »Ich bin auch noch da!«
    Das ist ja Kalli! dachte er bei halbem Bewußtsein. Wie kommt denn Kalli hierher? Aber natürlich, Kalli muß es sein, mein einziger Freund Kalli Flau …
    Damit schwand ihm das Bewußtsein. Er konnte aber nurwenige Sekunden fortgewesen sein, denn als er sich aufrichtete, sah er noch immer den anderen neben sich knien und hörte das Geräusch von Schlägen, das flehentliche, murmelnde Bitten des Geschlagenen. Der Schmerz in seinem Leib hatte nachgelassen, halblaut fragte er: »Bist du das wirklich, Kalli?«
    Der andere hörte einen Augenblick auf mit Schlagen. »Na türlich bin ich das, Karl«, sagte er vergnügt. »Wer denn sonst?«
    Und wieder fing er an mit Prügeln.
    »Wen verhaust du denn da?« fragte Karl Siebrecht. »Hör doch endlich auf damit! Der hat doch genug!«
    »Aber das ist doch Kiesow!« rief Kalli Flau. »Hast du das denn nicht gewußt? Der ist dir doch den ganzen Abend schon nachgelaufen, sogar bis auf den Fuhrhof? – Und ich bin wieder dem Kiesow nachgelaufen!« setzte er mit einem Grinsen hinzu, das Karl Siebrecht nicht sah und doch sah.
    »Das hätte ich wissen sollen!« stöhnte Kiesow und setzte sich auch aufrecht. Nun saßen zwei auf dem nassen Straßenpflaster, und zwischen ihnen stand Kalli Flau.
    »Ja, das hättest du wissen sollen, Kiesow!« höhnte der. »Aber dafür bist du eben zu dumm! Hast du wirklich geglaubt, ich war mit dem Siebrecht verkracht! So was gibt’s ja gar nicht, was, Karle?«
    »Nein, Kalli, so was gibt’s gar nicht«, antwortete auch Karl Siebrecht. Die Schmerzen ließen immer mehr nach, ihm wurde so fröhlich zumute. Eine Last glitt von ihm …
    »Ich kann dich noch immer anzeigen wegen der roten Mütze auf dem Lehrter«, stöhnte der Dienstmann 13.
    »Du kannst überhaupt keinen Menschen mehr anzeigen, Kiesow!« rief Kalli Flau hitzig. »Und wenn du jetzt schon wieder ein Maul riskierst, gibt’s noch eine Wucht!« Er schwang seine Fäuste kriegerisch vor Kiesows Nase, der ängstlich aufstöhnte und den Kopf zwischen die Schultern zog.
    »Er hat die anderen gegen dich aufhetzen wollen«, erklärte Kalli Flau, »heute nachmittag im Stettiner … Du mußt ihn auch gesehen haben, Karl!«
    »Ach, das war der Kiesow, der auf dem Klo verschwand?«
    »Ja, das war er. Und an ihm hat es nicht gelegen, daß du nicht von dreien statt von einem überfallen worden bist. Aber so gemein waren die doch nicht, dabei mitzumachen. Freilich, gewarnt hat dich auch keiner.«
    Einen Augenblick herrschte Stille, Kiesow ächzte noch immer vor sich hin und wischte an seinem Gesicht herum.
    »Was machen wir nun mit ihm, Karl?« fragte Kalli dann und half dabei dem Freund auf die Beine. »Genug hat der noch lange nicht!«
    »Ich tu gewiß nichts mehr gegen euch!« stöhnte Kiesow.
    »Du sollst jetzt aber was für uns tun!« sagte Karl. »Du hast genug gegen uns gehetzt, du bist uns eine Entschädigung schuldig. Du kommst morgen früh und von da an regelmäßig auf den Stettiner und gibst all dein Gepäck auf meinen Wagen!«
    »Ich kann doch morgen nicht kommen! Ich kann doch morgen nicht laufen!« jammerte Kiesow. »Wo der mich so vertrimmt hat!«
    »Läufst du denn auf dem Kopf, Kiesow?« fragte Kalli Flau spöttisch. »Ich habe dich nur an deinen dämlichen Döz geschlagen. Das mußt du eigentlich spüren!«
    »Ihr macht ja mein Geschäft hin!« jammerte Kiesow. »Mir bleibt ja nichts, wenn ihr die Hauptfuhren macht.«
    »Dir bleiben alle Bahnhöfe außer dem Anhalter und Potsdamer«, sagte Karl Siebrecht. »Und dir bleiben vor allem die Fuhren in die Wohnungen, die habt ihr bisher meist den Haifischen überlassen. Serviere du ruhig deinen lieben Freund Tischendorf ab. Der Ratte bin ich sowieso noch eine Abrechnung schuldig, von wegen Wagenwegfahren und Schildeinsauen, du weißt doch, Kiesow?«
    »Das weiß er auch«, stöhnte Kiesow. »Das hat er nun auch noch rausgeknobelt!«
    Eine Weile ließen sie ihm Zeit. Dann fragte Karl Siebrecht: »Also wie ist es, Kiesow, ja, oder soll Kalli noch einmal anfangen?«
    »Ich muß schon ja sagen, ihr laßt mir nichts anderes übrig, so zu zweien auf einen nieder!«
    »Er wird ja sagen und doch nicht kommen,

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