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Ein Mann will nach oben

Ein Mann will nach oben

Titel: Ein Mann will nach oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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nischt! Mensch!« sagte der Bursche und drängte sich noch näher. »Mach und schenk mir ’nen Jroschen! Ick habe nich mal so ville, det ick in de Palme nächtigen kann. Weeßte, wat de Palme is?«
    »Ja, es ist mir erzählt worden.«
    »Det letzte Nacht ha’ ick in ’ne Sandkiste im Tiergarten jeschlafen. Mensch, und es is so kalt! Ick bin janz verklammt uff dem nassen Sande, ich war krumm wie ’n Affe. Eenen Jroschen nur, det ick eenmal wieder warm schlafen kann!«
    Der Bursche, kaum zwei, drei Jahre älter als Karl Siebrecht, hatte so fieberhaft, so eindringlich geredet, daß es für den Jungen kein Zögern gab. Flüchtig hatte er daran gedacht, wie abfällig er sich eben noch seiner Schlafstelle erinnert hatte, und der hier hatte in einer Sandkiste geschlafen … Er zog das Portemonnaie aus der Tasche. »Ich will dir gerne einen Groschen geben«, sagte Karl Siebrecht –– und bekam im gleichen Augenblick einen Faustschlag in den Bauch, daß ihm der Atem verging, daß er sich zusammenkrümmen mußte. Das Portemonnaie wurde ihm aus der Hand gerissen. »Na, Mensch!« rief der Bursche triumphierend. Und ebenso schnell kläglich: »Laß mir los! Ick habe bloß Spaß jemacht! Ick jebe det Jeld wieda! Es war bloß Spaß! Rieke, Ernst –!«
    Karl Siebrecht richtete sich ächzend wieder auf. Ja, da war die kleine Rieke Busch und ein junger, blasser Mensch mit einer ungeheuren Rabentolle bei ihr. Sie hielten den Burschen, der jammerte: »Warraftig, Rieke, et war bloß Spaß! Ick wer’ doch nich eenen, den du kennst, fleddern! Laß mir loofen, bitte! Rieke, Ernst, sagt’s nich meenem Ollen. Meen Olla haut mir zuschanden.«
    »Und det soll er ooch!« sagte Rieke böse. »Jarnich genug kann der dir vertrimmen! Du faulet Aas – am Tage dir rumdrücken und nachts die Leute fleddern! Du jehörst uff den Alex, in de Plötze jehörste, nich bei uns Arbeeta!«
    »Rieke, beste Rieke –« fing der Bursche wieder an.
    »Halt’s Maul! – Zähl’s Jeld nach, Karl, stimmt’s? Und een Kamel biste ooch, Karl, nach allem, wat ick dir jesagt habe, zeigste dem Lulatsch in der Nacht dein Jeld! Dir kann man ooch nich eene Minute alleene lassen, so een Dussel biste. Da is ja Tilda hella.«
    »Er hat mich nur um einen Groschen für die Palme gebeten«, versuchte der sehr beschämte Karl Siebrecht sich zu entschuldigen. »Er hat mir erzählt, er hat im Tiergarten in einer Sandkiste schlafen müssen –«
    Die beiden, Rieke und der Rabentollige, brachen in ein Gelächter aus, selbst der gefangene Verbrecher grinste schwach. »Und det jloobste?!« rief Rieke. »Dir können se wohl alles erzählen. Denn wirste nicht lange mehr Jeld haben, wenn de de Leute allens jloobst. Du fängst ja jut an, Karl. Weeßte, wer det is? Det is det Früchtchen von dem Schustameesta Krull in de Pankstraße, der is bei seinem Vata Lehrling ins letzte Jahr, der hat een Bett, bessa als du und ick, keene Sandkiste, du! Bloß, det is een fauler Knochen, der will und will nich arbeeten. Sein Vata hat ihn schon halbtot jeschlagen, aba det hilft nischt mehr. Ick jloobe, bei dir hilft nur noch die Plötze, wat?«
    »Laß mir loofen, Rieke, dies eene Mal noch! Ick will ooch jewiß nich wieda …« bettelte der Bursche.
    »Natürlich willste wieda! Aba hau ab, Jott sei Dank biste nich mein Sohn. Ich brächte dir zurecht, ick sare dir –!« Und das kleine Wesen funkelte den langen Bengel so gefährlich an, daß er mit einem verlegenen Grinsen einen Schritt zurücktrat. Gleich nutzte er die Gelegenheit und stürzte fort ins Dunkel. Sie sahen ihm alle drei einen Augenblick schweigend nach.
    »Na ja, der Fritze Krull!« sagte Rieke dann. »Weg mit Schaden! Den schnappen se ooch ohne uns. – So, Karl, und det is der Ernst, von dem ick dir berichtet habe, Ernst Bremer, wat? Det is der Bäcker, een juter Junge, wie ick dir gesagt habe, bloß zu leicht. Hinter alle kleenen Mädchen her.«
    Der Bäcker Ernst Bremer, der einen so weißen Teint hatte, als sei er mit Weizenmehl bestreut, lachte recht geschmeichelt: »Det jloobe ihr nich, Karl«, sagte er und gab dem Jungen die Hand. »So fett fiddelt Voß nich. Ha’ ick dir schon süße Oogen gemacht, Rieke?«
    »Na, weeßte!« antwortete Rieke im höchsten Ton. »Det wollte ick mir ooch sehr vabeten haben! Det wäre woll dein letzter Tag jewesen, wo de ’ne heile Fassage rumjetragen hast.– Und nu faß den Korb an, Karl. Ick dachte eijentlich, der Ernst soll de Körbe tragen, aba dir laß ick nich wieda alleene uff de

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