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Ein Mann will nach oben

Ein Mann will nach oben

Titel: Ein Mann will nach oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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wat ich allens im Korbe habe, sogar ’nen janzen Schinken!« Und jetzt strahlte Rieke Busch wirklich voll stolzer Freude.
    Busch schien es kaum zu sehen. »Ja, du bist tüchtig, Tochter«, sagte er, immer in der gleichen leidenschaftslosen Sprechweise, die ohne Nachhall schien. Die Worte erloschen gleichsam, sobald sie seinen Mund verließen. »Du bist tüchtig, janz wie Mutta. Mutta war ooch tüchtig, det weeßte, Tochta, det ha’ ick dir tausendmal gesagt.«
    »Haste, Vata …«
    »Det ha’ ick. Ha’ ick je ein Wort jejen deine Mutta jesagt, Tochter?«
    »Is ja jut, Vata! Ick weeß ja, is ja jut! Biste stille, Vata! Mutta war die beste! – Schläft Tilda?«
    »Se schläft, Tochter, ick ha’ ihr in meen Bett jepackt. Se wollte so jerne, weil’s so scheene warm war. Ick ha’s ihr een bißcken zurecht jezogen. Laß ihr drin liejen, Tochter, ick habe meine Tour rum, morjen jeh ick wieda arbeeten.« Die letzten Worte hatte er fast belebt gesprochen, mit einer beinahe ängstlichen Betontheit.
    »Is jut, Vata. Det machste, wie de willst. Da kann dir keener Vorschriften machen.«
    »Und du reist nich wieda weg? Du bleibst jetzt hier, Tochter?«
    »Natürlich, Vata. – Komm, Karl, nu ißte Suppe mit, die is schön heiß. Nachher tuste jleich det nasse Zeug vom Leibe, und wa puppen dich anders in. Mach bloß den Stehkragen los, Karl, du bist ja schon janz wund am Halse. – Vata, weeßte Arbeit for Karle?«
    »Det is jut, Tochter«, sagte der Vater, der nichts gehört zu haben schien, »daß de nich wieder wegmachst. Ick kann nich alleene sind. Wat heeßt hier Schinken – bei mir sollste sind!«
    »Is ja jut, Vata. Wohin soll ick denn noch reisen? Ick bleib nu hier.«
    Vater Busch hatte eine Hand gegen seine Wange gelegt, nun hob er die andere und zeigte damit auf Rieke. »Tochter!« rief er fast aufgeregt, in aller Leblosigkeit fast aufgeregt. »Tochter! Sieh mir an!«
    »Reje dir nich uff, Vata«, sagte das Mädchen und legte den Löffel aus der Hand. Sie sah den Alten aufmerksam an. »Reje dir nich uff, ick hole dir lieber noch ’ne Pulle. War se so schlimm?«
    »Schlimm?« fragte er. »Schlimm? Det nennste schlimm? Tochter, is det wahr, wat mir der Ernst erzählt hat, willste mir mit de Brommen vaheiraten?« Die Hand, die auf die Tochter zeigte, zitterte so sehr, als habe der Mann einen Schüttelfrost, aber der Mann saß unbeweglich wie eine Mauer, nur die Hand bebte.
    »Det machste, wie du willst, Vata, es is wahr, ick habe mit der Brommen jeredet. Ihr paßt jut, Vata, und die Brommen istüchtig. Ick tu, wat ick kann, Vata, aba ne richtije Frau bin ick doch nich, wenn ihr mir alle ooch dafor nehmen tut: ick bin bloß een Kind. Und denn, wenn ’ne Frau hier wäre, könnte ick een bißcken mehr lernen, ick bin zu doof, Vata. – Aber det machste, wie du willst, Vata. Sagste nee, denn Schwamm drüber, weg is et.«
    »Sie war bei mir, Tochter«, sagte der Mann, und die Hand bebte immer stärker. »Die janzen Tage war sie bei mir, im Suff. Jetzt weeß ick, warum se’s so eifrig hatte, die janzen Tage, wo ick jing und stand, hat se mir über die Schulter jeflüstert: Du sollst bei keinem Weibe schlafen, Vata, hat se jeflüstert. Ick ha’ ihr nich vastanden, nu versteh ick ihr. Ick bin for ihr ohne Sünde, Tochter, in diesem bin ich ohne Sünde!«
    »Biste, Vata! Es war man ’ne Idee von mir, Vata. Wenn se dir nich in Ruhe läßt, is erledigt. Schluß!«
    »Is erledigt, Tochter. Du hast’s jesagt, is jut.« Die Hand sank schwer auf den Tisch herab, blieb dort liegen, wie vergessen. Die Augen schlossen sich fast. »Wat haste dir da anjepröhlt, Tochter? Jeh, zieh dir wat anderet an, wat Helles. Is erledigt, Tochter. Ick kann wieda atmen.« Er sprach wie im Schlaf. Das Mädchen legte zu Karl hin den Finger auf den Mund und schlich auf Zehenspitzen in die Stube. Karls Löffel lag in der ungegessenen, kalt gewordenen Mehlsuppe. Wie gebannt sah er auf den Mann, der nicht ihn, der nichts zu sehen schien. Noch einmal murmelte der: »Is erledigt, hat se jesagt …« und seine Glieder entspannten sich. »Sie gibt wieder Ruhe …«
    Aus der Stube kam Rieke in einem weißen Kleid. Der Junge machte eine Bewegung der Überraschung: aus der grotesken, kleinen, verschrobenen Figur war ein helles, zartgliedriges Mädchen geworden, fast groß für sein Alter.
    »Da biste, Tochter«, meinte der Vater. »Setze dir auf meinen Schoß! So, du weißt schon. Leg den Arm um meinen Hals, kraul mir’n Bart een bißcken, janz wie deine

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