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Ein Mann will nach oben

Ein Mann will nach oben

Titel: Ein Mann will nach oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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dir, wir stellen eine Truppe auf! Das ist was für mich. Ich weiß meine Arbeit, und das ist für einen Mann die Hauptsache!«
    Danach sah der Herr von Senden wirklich aus. Karl Siebrecht mußte mit Neid feststellen, daß dieser Mann um die Fünfzig ihn bei weitem an Mut und Frische schlug.
    »Kalubrigkeit!« rief der Rittmeister. »Du erinnerst dich doch noch an Kalubrigkeit, deinen ehemaligen Brötchengeber? Aber natürlich, du hast ihn ja sogar auf dem Alex eingeliefert! Da bin ich dir wahrhaftig noch eine Belohnung schuldig. So bin ich noch mit einem blauen Auge davongekommen! Also, Karl, du hast einen Wunsch an mich frei – es kann sogar ein ziemlich großer Wunsch sein. Nun, wie ist es?«
    »Nein, nein«, wehrte Karl Siebrecht lachend ab. »Vorläufighabe ich keinen Wunsch, weder einen großen noch einen kleinen. Vielleicht später einmal, Herr von Senden. Und was wurde mit Kalubrigkeit?«
    »Richtig! Nun, er wurde weich wie Wachs, er verriet sogar seine Depots in der Schweiz, bloß um billig wegzukommen. So haben sie ihn denn auch milde angeschaut, die Herren Richter, dazu hatte er ausgezeichnete Verteidiger: Ergebnis anderthalb Jahre Gefängnis. Und er wird auch in diesen anderthalb Jahren nicht viel auszustehen haben, der Gute, dafür ist er viel zu schlau!«
    »Und was machen die Gollmers?« wagte Siebrecht sich endlich zu erkundigen.
    »Ach ja, du interessierst dich auch für Gollmers! Vor einer Woche habe ich mit ihnen im Eden gegessen, sie waren auf der Durchreise hier. Das Mädel sieht blendend aus, wieder vollkommen in Ordnung. Du erinnerst dich, sie hatte einen Knacks an der Lunge. Schade, hättest du dich früher gemeldet, hättest du dabeisein können. Er hat sich wieder mal nach dir erkundigt. Ich konnte ihm nur sagen, daß du etwa alle drei Jahre wie ein Komet in meiner Nähe auftauchst und sofort wieder spurlos verschwindest!«
    »Was macht Herr Gollmer? Betreibt er wieder sein Autogeschäft?«
    »Vielleicht, ich weiß nicht, aber wenn, dann nur nebenbei. Er ist jetzt Sachverständiger in einem dieser Ausschüsse, die das Wirtschaftsleben der Welt angeblich gesund machen wollen, damit wir dann die Schulden der Welt bezahlen können. Meistens leben die beiden in London oder Paris, Berlin ist für sie völlig dritten Ranges. – Du interessierst dich geschäftlich für ihn, was?«
    »Ja, geschäftlich«, sagte Karl Siebrecht und wurde doch ein wenig rot.
    »Im Augenblick wird er schlecht zu erwischen sein, ich nehme an, daß er in London auf einer dieser berühmten Konferenzen sitzt. Aber wenn du mir deine Adresse hierlassen willst, so will ich dir gerne einen Wink geben, sobald er wiederauftaucht. Meist meldet sich wenigstens die Ilse bei mir. Ilse ist Fräulein Gollmer, verstehst du?«
    »Ich weiß«, murmelte Karl Siebrecht und wurde zum zweiten Mal rot. Diesmal merkte es der Rittmeister. Er sah sich seinen Besucher genauer an und sagte: »Verdammt mager und elend siehst du aus, mein Lieber. Während ich hier wie ein Fink im Rübsamen jubiliere, scheint es dir nicht gerade erbaulich gegangen zu sein! Was macht das Geschäft? Was für ein Geschäft betreibst du überhaupt jetzt? Wie weit sind wir mit der Eroberung von Berlin? Was macht die liebe Frau und die Kinderchen? Ihr habt doch endlich Kinderchen, wie?«
    »Ich bin geschieden«, sagte Karl Siebrecht.
    »Oh, das tut mir aber leid! Das heißt, ich war ja damals gleich der Ansicht – ach was, meine Ansicht ist ganz piepe! Erzähle, Karl, was du erzählen magst und kannst!« Mit der alten echten Anteilnahme streckte er seine Hand dem jungen Mann hin, hörte an, was der erzählte, und schüttelte bedenklich den Kopf, als der von der Verwirrung und dem Schock der letzten Zeit sprach. Dann aber sagte er: »Also dem Gollmer werde ich einen Wink geben, sobald ich die Möglichkeit habe! Und wenn du mich bis dahin brauchst, das heißt mein Geld, denn geschäftlich bin ich keinen Sechser wert, dann sage es mir. Ich habe einen ganzen Haufen Geld liegen, den ich gerne untergebracht sähe. Gollmer schwört ja auf die Rentenmark, ich weiß nicht, jedenfalls möchte ich einen zweiten Reinfall nicht erleben. Da ist mir die – sehr stille – Teilhaberschaft in einem Fuhrgeschäft schon lieber. Denke daran, Karl, du tust mir sogar einen Gefallen.« Er drückte die Hand des jungen Mannes und fuhr dann fort: »Was aber deine Gewissensbisse angeht, so mußt du sehen, daß du damit bald fertig wirst. Das ist unnütze Quälerei. Ich nehme an, daß du kein sehr

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